Gute zwei Monate sind wir jetzt hier und ich weiß, dass viele sich fragen, warum ich noch nie was über die Jobsuche geschrieben habe. Das hat mehrere Gründe: Zum einen gibt es einfach noch nichts zu erzählen, was ich unbedingt mit der Weltöffentlichkeit teilen müsste, zum anderen sehe ich es seit geraumer Zeit als wichtiges Lernziel für mich, Job und Freizeit zu trennen. (Und Brevlåda ist doch eher eine Freizeitbeschäftigung.)
Die ersten Wochen habe ich mich vor allem meinen Sprachkursen gewidmet und nur „nebenberuflich“ nach Jobs gesucht. Mit den schnellen Erfolgen im Schwedischen fühle ich mich aber seit kurzem wirklich fit für den Arbeitsmarkt und widme mich seither voll dem Schreiben von Bewerbungen.
Mithilfe eines Jobbcoaches (mehr dazu demnächst, das ist ein eigenes Kapitel) übe ich mich gerade darin, den richtigen schwedischen Stil in meinen Bewerbungen zu treffen. Meinen Lebenslauf fand meine Coacherin (Coachine? Coachesse? Couch?) inhaltlich spannend und formal hatte sie auch nichts dagegen einzuwenden. Viel lernen musste ich aber in Sachen Anschreiben. Während man sich in einem deutschen Bewerbungsschreiben ja schon anstrengen muss, zwischen den ganzen formalen Anforderungen noch eine persönliche Note einzuflechten – zumindest wenn man den meisten Ratgebern Glauben schenkt – fallen hier nahezu alle Formalitäten weg.
Das deutsche „Sehr geehrter Herr Duck, Ihre Anzeige vom 29. Februar im Entenhausener Kurier habe ich mit großem Interesse… quakquakquak…“ Höflichkeiten und edle Lügen… wird zu: „Hej! Ich heiße Donald und bin vor kurzem mit Daisy, meiner Verlobten, hierher gezogen. Ich liebe es, mit meinen Neffen angeln zu gehen…“
Und erst das Theater um das deutsche Bewerbungsfoto: Haare offen (wirkt kreativ!) oder hochgesteckt (für Führungspositionen und Banken), geschminkt (ein Muss bei Jobs mit Kundenkontakt) oder natürlich (wenn persönliche Bindungen im Job eine Rolle spielen), helle oder dunkle Kleidung (hängt von der Haarfarbe ab), usw. Und bitte unbedingt vom professionellen Fotografen! Als ich ihr ein solches Foto von mir zeigte, winkte sie gleich ab: bitte etwas persönlicher! Ob ich nicht eines habe, das mich in der Freizeit zeige? Nun ja die gibts, aber mich damit bewerben…? Also ein paar Fotos ausgegraben, die mal im Urlaub entstanden sind – vom Typ „lass mal ein paar Bilder von uns machen, meine Mutter möchte mal wieder welche fürs Regal“. Aber auch die waren ihr noch zu steif. Schließlich schickte ich ihr – fast schon aus Trotz – die ganz absurden: Annika beim Schlittenfahren, beim Ponyreiten, Arm in Arm mit einem Schneemann und mit Drei-Wochen-Lappland-Rucksack in voller Regenmontur. Die fand sie dann allesamt bewerbungstauglich…
In der Zwischenzeit habe ich Jonas genötigt, noch ein paar pseudo-entspannte Freizeitfotos von mir zu machen, weil es mir doch zu peinlich ist, mich mit einem Bild zu bewerben, das meine heiße Affäre mit einem Schneemann dokumentiert…
Ist ja witzig!! Haha, wenn dir unser Pony und mein rechter Arm zum Erfolg verhilft, war euer Besuch damals ja mehr als lohnend! Cool!
Ja, von diesem Tag gibt es eine ganze Reihe von Bildern. Auf den meisten sind du und Jonas drauf – im Partnerlook mit euren orangenen Jacken… scheee wars… :-)