„Mit Gefühl für Töne“


… so lautet die Schlagzeile, unter der diese Woche ein halbseitiger Artikel über Jonas in der hiesigen Lokalzeitung Alekuriren erschien. „Jonas, der aus einem kleinen Dorf mit Namen Sauerland in der Nähe von Winterberg stammt, hat die Musik schon im Kopf, wenn er sie aufschreibt und braucht dazu vor allem Stift und Papier.“

Ein Klick auf das Bild leitet zu einer lesbaren pdf-Version auf der Seite der Zeitung weiter.
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Weil er so ein hoffnungsvolles Talent ist, erhält Jonas das diesjährige Ale Kulturstipendium, das Anlass für diesen Artikel war. Dabei handelt es sich um ein Arbeitsstipendium, das jährlich an Kulturschaffende vergeben wird, die in der Kommune Ale wohnen. Erfreulicherweise geht es dabei auch durchaus um mehr als einen Zeitungsartikel und einen warmen Händedruck. Letzterer wird aber sicher auch noch bei der Verleihung im Rahmen eines Konzerts am 1. Dezember folgen.

Vielleicht hat den Artikel ja auch der nette Zeitgenosse gelesen, der uns kürzlich einen anonymen Brief, gekritzelt auf einen Notizzettel, in den Briefkasten geworfen hat. Leider finde ich den Zettel gerade nicht mehr, falls er noch auftaucht, werde ich ihn nachreichen. Sinngemäß lautete der Inhalt aber:

„Nichts gegen deinen Musikgeschmack, aber nachts um drei schlafen wir lieber. Der Nachbar.“

Völlig entgeistert und erschrocken, weil wir uns beim besten Willen nicht erklären können, was der Anlass für einen solchen Zettel gewesen sein sollte, haben wir uns gleich auf den Weg zu unseren Nachbarn in der anderen Hälfte des Doppelhauses gemacht um nachzufragen, was wir denn falsch gemacht haben sollen. Glücklicherweise waren die beiden Rentner aber gar nicht nicht die anonymen Absender, sondern meinten im Gegenteil, dass sie ja fast nie was von uns hörten. Ob uns denn das Kläffen ihres Hundes manchmal störe…? Also auf dieser Seite weiterhin gutes Wetter. Puh!

Wir sind ja trotz Komponist und Flügel in der Wohnung alles andere laute Zeitgenossen und achten darauf, wirklich nur zu sozial verträglichen Uhrzeiten Klavier zu spielen. Außerdem hört man bei geschlossenen Fenstern draußen quasi nichts davon; dass wir also jemand in einem anderen Haus gestört haben sollen, ist praktisch ausgeschlossen (mal ganz davon abgesehen, dass wir nachts um drei auch lieber schlafen).

Wir haben uns daher damit abgefunden, dass es für diesen Zettel vermutlich zwei Erklärungen gibt:
1. Der anonyme Nachbar hat nachts Lärm gehört, den er nicht richtig lokalisieren konnte und verdächtigt uns jetzt fälschlicherweise. Das wäre unschön.
2. Der anonyme Nachbar verdächtigt den/die Richtigen, hat aber den Brief versehentlich in den falschen Briefkasten geworfen. Das wäre uns lieber.
Ob wir es wohl jemals erfahren werden…? Ich fürchte fast, dass nicht. Aber gut zu wissen, wie man hier so in der Nachbarschaft kommuniziert…

Wir haben diesen Schreck jedenfalls gleich mal zum Anlass genommen, unseren Garten mal wieder zu pflegen, d.h. Laub zu harken, den Weg zu fegen und ein letztes Mal im Herbst (ja, leider immer noch) zu mähen. Und prompt kam unsere zweitnächste Nachbarin, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, vorbei und sagte mit sehnsüchtigem Blick: „Ohje, wenn ich euren gepflegten Garten so sehe, krieg ich gleich ein schlechtes Gewissen.“ Ich habe mich selten so über ein Kompliment gefreut, denn zumindest scheint unser Garten, die schwedische Visitenkarte, schonmal keinen Anlass zu übler Nachrede zu bieten.

Und vielleicht entwickelt der anonyme Nachbar ja auch noch ein Gefühl für Töne – ich spiele gerade sehr gerne schwedische Weihnachtslieder, während draußen ein laues Frühlingslüftchen weht…

2 Kommentare zu „„Mit Gefühl für Töne““

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