Trinkwasser und Lotto-Gewinne


Seit wir in Schweden wohnen, findet man uns im Telefonbuch. In Deutschland hatten wir zwar auch einen Festnetzanschluss, unsere Telefonnummer war aber nicht öffentlich. Hier hat uns überhaupt keiner gefragt, ob wir eigentlich unsere Nummer veröffentlichen wollen und sogar mit einem Handyvertrag landet man bei eniro.

Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, dass man meine Telefonnummer im Internet findet. Lediglich die gelegntlichen Callcenter-Anrufe nerven:
– Wir machen eine Umfrage zum Thema Zähneputzen. Benutzt Du eine elektrische Zahnbürste?
– Nej.
– Wusstest Du, dass 95% aller schwedischen Zahnärzte ihre Patienten elektrische Zahnbürsten empfehlen?
– Nej.
– Möchtest Du dann unser super-duper Angebot testen? Ein Abo bei dem Du monatlich für dich und Deine Familie elektrische-Zahnbürsten-Köpfe bekommst, und die Zahnbürste gibt es gratis dazu!
– Nehej.

Vor gut einem Monat bekam ich wieder so einen Anruf: „Wir machen eine Umfrage (nerv…) über Dein Trinkwasser (Aha?). Ich rufe an im Auftrag des livsmedelsverket (Amt für Lebensmittelsicherheit). Wir untersuchen zusammen mit Chalmers (technische Hochschule in Göteborg) und Ale kommun (die, in der wir wohnen) die Nutzung und Qualität Deines Leitungswassers.“ Oho! Ich wollte doch schon immer mal an einer Studie teilnehmen. Wir hatten uns schon bei der Landtagswahl im letzten Jahr gefreut als wir beim herausgehen einen Mann trafen, der für die Hochrechnungen des ZDF Wählerbefragungen durchführte. Leider aber für den Wahlkreis nebenan… Aber jetzt darf ich endlich auch mal!

Es folgte eine Reihe von Fragen, wie man sie von so einer Studie erwartet:
– Auf einer Skala von eins bis fünf, wie bewertest Du die Qualität deines Leitungswassers?
– Fünf.
– Wie viele Gläser Leitungswasser trinkst du pro Tag?
– Fünf.
– Wie gut, glaubst Du, ist Deine Kommune auf eine Verschmutzung des Trinkwassers eingestellt?
– Äääh, keine Ahnung? Auch fünf??
– Wurdest Du in der Vergangenheit gut über die Qualität Deines Trinkwassers informiert?
– Also in den sechs Monaten, die ich hier wohne, habe ich jetzt noch nichts gehört. Daher gehe ich doch mal davon aus, das alles in Ordnung ist?
…und so weiter, und so weiter. Bei so mancher Frage bezweifle ich, dass sich auch nur einer der Teilnehmer schon jemals über dieses „Problem“ Gedanken gemacht hat.

Das ganze Gespräch dauerte bestimmt 20 Minuten. Am Schluss wurde ich dann noch gefragt, ob ich an einer Langzeitstudie teilnehmen möchte. Einmal im Monat würde ich per SMS ein paar Fragen geschickt bekommen, die ich dann auf demselben Wege beantworten sollte. Ich habe natürlich zugesagt und vor zwei Wochen kam dann die erste SMS: Bitte zähle die Gläser Leitungswasser, die du in den nächsten 24 Stunden trinkst.

Am nächsten Tag sollte ich außerdem noch angegeben, ob ich in den letzten vier Wochen Magen- oder Darmprobleme hatte (nein). Als Antwort erhielt ich eine Danke-SMS mit der Info, dass mir in den nächsten Tagen ein Rubbellos zugeschickt wird.

Rubellose sind in Schweden sehr beliebt und scheinen die allgemeine Bezahlung für die Teilnahme an Umfragen zu sein – Annika hat auch schon einmal auf diesem Weg ein Los bekommen. Vor allem Triss ist weit verbreitet und wenn man der Werbung glaubent, MUSS man einfach bei jedem ordentlichen Fest Lose rubbeln (private Feldstudien bestätigen das). Weihnachten war das so, jetzt zu Ostern ist das so und zu midsommar wird das bestimmt auch so sein. Im Gegensatz zu klassischen Losen mit Nummer kann man nämlich beim Rubellos sofort sehen, ob man gewonnen hat. Wenn dreimal der gleiche Gewinnn freigerubbelt wird, dann darf man jubeln. So wie wir bei unserem TIA-Los, das heute in der Post war:

Morgen holen wir dann unsere Reichtümer ab…

Ein Gedanke zu „Trinkwasser und Lotto-Gewinne“

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