Unsere vier besten Freunde hier im Ort haben uns zur Hochzeit eine Reise ins Blaue geschenkt. Der Tag begann ziemlich früh und endete sehr spät, das Wetter war traumhaft und die Kamera saß lose… Eine kleine Fotostory:
„Kommt am 26. Juni spätestens um 8:00 zum Bahnhof. Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und drückt auf “+”. Zieht euch wettertauglich an.”
Unsere Reise ins Blaue beginnt morgens um halb acht an unserer Bushaltestelle.
Am Bahnhof erwartet uns J. mit der ersten Aufgabe: „Findet Göteborgs längste Rolltreppe, fahrt damit und macht ein Bild. Macht ein Foto vom ‚Kålleseum‘.“
Wir nehmen also den Zug nach Borås,…
… und steigen dort in den Doppeldeckerbus nach Göteborg um.
Unterwegs recherchieren wir, was eigentlich mit „Kålleseum“ gemeint ist: Göteborger Wortspiel für das Scandinavium, das ein bisschen aussieht wie das Kolloseum. (Hier recht unscheinbar mittig im Bild.) Am Korsvägen stößt dann auch die restliche Gesellschaft zu uns: J.s Frau C., unser Toastmaster U. und seine Frau I. sowie deren Tochter A.
Göteborgs längste Rolltreppe befindet sich in der S-Bahn-Station des Plattenbautenvorortes Hammarkullen, wo man sich als normaler Tourist wohl eher selten hinverirren würde. Noch dazu ist die Station wegen Bauarbeiten geschlossen und dieses Bild kann nur durch illegales Überklettern einer Absperrung geschossen werden.
Dennoch wird die Aufgabe großzügig als gelöst anerkannt und wir erhalten den nächsten Auftrag: „Bringt uns zum Guldhedsturm, wo ihr zum Fika eingeladen werdet.“
Mit dem Schienenersatzbus geht es wieder zurück ins Zentrum…
…und von dort mit der Straßenbahn weiter.
Ohne unser Handy wären wir an diesem Tag aufgeschmissen, denn so gut kennen wir Göteborg dann doch nicht.
Der Guldhedsturm ist ein Wasserturm mit Aussichtscafé und noch bevor ich die riesigen Krabbenbrötchen fotografieren kann, sind sie auch schon verputzt. Aufgabe gelöst! Nächster Hinweis: „Findet Göteborgs ältesten Geocache und loggt ihn.“ (Ja, wir geocachen manchmal :-))
Gefunden!
Am Götaplatsen erhalten wir den nächsten Auftrag: „Findet und fotografiert Göteborgs kleinstes Haus und macht ein Foto vom ‚hedendomen‘.“
„Hedendomen“ ist ein weiteres Beispiel für den berühmten Göteborgshumor: es bedeutet entweder Heidentum oder Heidendom; gemeint ist in diesem Fall die katholische Kirche Kristus Konungen, deren Kirchturmspitze hier unter dem Baukran hervorblitzt.
Göteborgs kleinstes Haus finden wir auch nur durch intensives googlen…
…und die Hilfe unserer Fährtenleger.
Weiter gehts zum nächsten Ziel: „Bringt uns zu dem Ort auf den Bild und macht unterwegs ein Bild von der ‚Akkordzentrale‘.“
Der gesuchte Ort liegt offensichtlich am Wasser, also bietet sich eine Bootsfahrt an. Am Kai warten wir ein Viertelstündchen und fühlen uns gut gesichert, als dieser Bekannte aus der Heimat hier rumhängt. (Sämtliche Rettungsringe Schwedens werden bei uns im Ort hergestellt.)
Der Älvsnabben gehört wie Busse, Züge und Straßenbahnen zum Verkehrsverbund und verbindet mehrere Haltestellen an Nord- und Südufer des Göteborger Hafens miteinander.
Hafenrundfahrt! Neben dem üblichen Hafentrubel findet an diesem Wochenende auch das „Volvo Ocean Race“ statt, die letzte Etappe einer weltumspannenden Regatta. Ob der Kahn links im Bild auch daran teilgenommen hat, wagen wir zu bezweifeln.
Unsere Freunde geben sich große Mühe mit dem Schwedischunterricht, Schwerpunkt Göteborgshumor: die ‚Akkordzentrale‘ ist das Opernhaus, das halbrunde dunkelrote Gebäude. Links daneben steht der ‚Lippenstift‘.
Der gesuchte Ort auf dem Bild ist der Slottsberg am Nordufer des Hafens…
…von wo erneut eine wunderschöne Aussicht über den Hafen und die Stadt auf uns wartet. (Ja, unsere Freunde kennen unsere Vorliebe für Aussichtspunkte…)
Außerdem ist es der perfekte Picknickplatz! Und ein schwedisches Picknick begnügt sich nicht mit belegten Broten, oh nein! Västerbottenkäse-Pie, frische Erdbeeren und natürlich was zum abschießen… ääh… trinken. Unser Toastmaster lässt es sich nicht nehmen, einen weiteren Toast auf das Brautpaar auszubringen. Skål! (Sekt aus Plastiksektgläsern ist besser als sein Ruf.)
Große Schiffe ziehen an uns vorbei, während wir uns der nächsten Aufgabe widmen: Baumrindenbootbau! Jedes Ehepaar erhält ein Stück Baumrinde, einen Schaschlikspieß und eine Flagge mit peinlichem Foto…
…und dann gehts los! (Über den Ausgang der Miniregatta schweigen wir uns besser aus…)
Auftrag Nr. 6: „Findet raus, wo es das billigste Bier in Göteborg gibt und ladet eure Gesellschaft auf ein Getränk ein!“ (Wir hätten es ahnen müssen, dass dieser Tag noch einen Pferdefuß haben würde… ;-) )
Entgegen unserer Befürchtungen führt unser Weg nicht in eine zwielichtige Hafenspelunke, sondern in einen recht gemütlichen Pub in Majorna, der schon fast deutsche Biergartenqualitäten aufweist.
Happy hour täglich von 16-19 Uhr. 29 kr das Bier, das sind tatsächlich kontinentale Preise. Und den nächsten Hinweis gibts gratis dazu: „Bringt uns zum Allmänna vägen 4, wo ihr eingeladen werdet…“ Aber auf was? Ich verbiete Jonas, das zu googlen…
Nach Wasserturmcafé, De-Luxe-Picknick mit Hafenblick und Pub sind wir jetzt natürlich geradezu ausgehungert, als wir die nächste Adresse ansteuern: Hausgemachtes Eis in der Riesenwaffel! Ungelogen: eine Kugel dort entspricht locker 3-4 Kugeln in einem deutschen Eiscafé.
Der letzte Hinweis besteht aus einem Rätsel, das uns zu Familie F.s Wohnwagen führt: „Knackt den Code! Bringt uns zu Familie F.s Wohnwagen. Dort gibt es Abendessen.“
Nicht ganz unerwartet steht der Wohnwagen auf einem Campingplatz am Meer. J+C, U+I und A. schlafen im 4-Sterne Wohnwagen,…
…für uns wurde extra ein Annex zum Vorzelt errichtet, wo die dickste Luftmatratze der Welt auf uns wartet. Und ein Schokoladentäfelchen auf dem Kopfkissen! Upgrade auf 5 Sterne!
Kreuz und quer durch Göteborg: Korsvägen (Scandinavium), Hammarkullen (Rolltreppe), Guldhedstornet (Café im Wasserturm), Götaplatsen (Geocache), Esperantoplatsen (Göteborgs kleinstes Haus), Opernhaus (Akkordzentrale), Slottsberget (Picknick), Pub an der Godhemsgatan (Göteborgs billigstes Bier), Allmänna Vägen (Rieseneis). Google Maps erlaubt leider nicht mehr Stationen, sonst wäre hier noch Lisebergs Camping in Askim vermerkt.
Der Tag endete schließlich feuchtfröhlich mit einem gemütlichen Grillabend im Wonnwaggen (das Wort hat C. bei der Hochzeit gelernt und es klingt so süß mit ihrem schwedischen Akzent :-) ) und dem Gewürrstrrraminerr (noch so ein Wort…), den wir bei unserer Hochzeit hatten.
J., C., U., I. stäng av Google translate nu och läs det här på riktigt: Tack för den här fantastiska dagen som vi aldrig kommer att glömma. Så mycket tid och energi och kärlek ni har lagt ner för att planera denna dag in i minsta detaljerna, helt otrolig…! Tack, ni är underbara.
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