Na? Schon alle Weihnachtseinkäufe erledigt? Den ganzen Tag durch die volle Innenstadt geschoben, von Laden zu Laden gewandert in der Hoffnung, endlich das perfekte Geschenk für den Hund der Cousine der Frisörin… zu finden? Dabei durch den strömenden Regen gedrängelt bis der Wintermantel völlig durchweicht war? Oder sich durch den Weihnachtsmarkt geboxt, nur um festzustellen, dass es dieses Jahr genau die gleichen Regenbogenkerzen, Wollpantoffeln und Weihnachtspyramiden aus dem Erzgebirge gibt wie im letzten und vorletzten und vorvorletzten Jahr?
All das kann man sich sparen, wenn man statt in die Stadt raus aufs Land fährt, nach Ullared, einem kleinen Dorf ungefähr zwanzig Kilometer östlich von Varberg. Hier befindet sich Schwedens größte Touristenattraktion, nach jährlichen Besucherzahlen gemessen: Gekås, Nordeuropas größtes Warenhaus.
Wobei man sich vom schwedischen Begriff varuhus nicht in die Irre führen lassen sollte. Statt sich an mondänen Kaufhäusern wie Harrods oder dem KDW oder zumindest an versucht elegante Karstadt-Filialen zu orientieren, kommt Gekås eher mit dem Charme eines Lidl daher. Hier werden Konkursmassen und Restbestände in unglaublichen Mengen aufgekauft und zu Ramschpreisen weitervertickt, ein 40-Tonner alle zehn Minuten. Alle denkbaren Waren sind erlaubt, Hauptsache die Produkte passen in einen Einkaufswagen und bringen ordentlich Profit.
Und die Schweden lieben Gekås. Borås liegt zwar ganze 85 Kilometer entfernt, das ist für Ullared-Verhältnisse aber eigentlich nur ums Eck. Der durchschnittliche Kunde legt auf der einfachen Fahrt ganze 210 Kilometer zurück, sagt die Wikipedia. Für alle, die von noch weiter weg anreisen, gibt es auch direkt neben dem varuhus einen Campingplatz, Ferienhütten und ein Hotel. Und wer zu Hause schon mal vom nächsten Einkaufstrip träumen will, der kann sich wöchentlich die Reality-Soap Ullared reinziehen: Eine Stunde lang Leuten dabei zugucken, wie sie Kleiderbügel sortieren, Einkaufslisten abarbeiten und Schnäppchen machen. Spannend. Nicht.
Nicht nur in der Weihnachtszeit kommen regelmäßig Schüler in den Unterricht, erzählen von ihrem Ullared-Trip am letzten Wochenende und präsentieren stolz die getätigten Einkäufe.
Jetzt vor Weihnachten ist natürlich Hochsaison und die Schlange vor der Eingangstür kann dann schon einmal über einen Kilometer lang sein. Wem’s Spaß macht…
Das Qualitätsprogramm Galileo hat sich in der Vorweihnachtszeit in den Markt gestürzt. Hier trifft Fernsehen auf höchstem Niveau auf ein ebensolches Shoppingerlebnis. Wer es aushält, kann sich nach dem Clip noch zum zweiten Teil weiterklicken.
Und am Ende fragt man sich, ob der klassische, vorweihnachtliche Bummel durch die Innenstadt mit Glühwein und gebrannten Mandeln nicht doch irgendwie netter ist…