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Wie geht Wochenende?


Unser Wochenende im Schnelldurchlauf:

Freitag, Mittagspause:
Die Kollegen über die Loipensituation in der näheren Umgebung interviewen und sich von Kollege A davor warnen lassen, dass die Vasa-Loppet-erfahrene Kollegin B eine andere Auffassung von „Anfängerstrecke“ haben könnte als Normalsterbliche/blutige Anfänger/Jonas und ich. Auf Kollegen C vertrauen, der „nur“ Bezirksmeister ist und gegen die Strecke entscheiden, die vor unserer Haustür beginnt.

Freitag, Abend:
Die nagelneuen Langlaufskier mit kaugummiartiger Substanz bekleben und über Nacht trocknen lassen.

Samstag:
Blick aufs Thermometer: -10°C und ordentlich Wind. Preisschilder von Schuhen und Skiern abfummeln, Skier in den Twingo schieben (ich liebe dieses Raumwunder!). 20 Minuten AchterbahnAutofahrt durchs Winterwunderland. Auf die Skier stellen und los. Erste Runde (ca. 3 km) in 45 min (zu Fuß wäre das vermutlich schneller gegangen), die zweite immerhin in 30 min. Wegen des eiskalten Windes auf eine dritte Runde verzichten – ich bin mir sicher, wir hätten sie in 15 min geschafft!
Dem Tipp von Kollegen C folgen und ins örtliche Vereinsheim gehen. Göttliche Waffeln mit hausgemachter Erdbeermarmelade und Schlagsahne genießen.
Auf dem Rückweg fröhlich Umwege durchs Winterwunderland entdecken und eine To-Discover-Liste für die nächsten Wochenenden erstellen: Loppis, Antik, Hofladen (Apfelsaft), Auktionshof, Backstube, Hofladen (Milch), Loppis, Hofladen (Ziegenkäse), Antik.
Zuhause ankommen, Sauna anschmeißen. Saunieren. Barfuß durch den Schnee stapfen. Saunieren. Im Dunkeln sitzen. Sicherungskasten suchen. Sicherungskasten verstehen. Sicherungen wieder reindrehen. Essen. Sofa. Bett.

Sonntag:
Muskelkater. Loppis/Antik. Muskelkater. Nahezu neuwertiges Einrad mit Mountainbikereifen für 100 Kronen erstehen (lange gehegter Traum). Muskelkater.
Nachmittag: Jonas = Mugge. Annika = Sofa. Muskelkater. Inspektor Barnaby. Muskelkater. Bett. Bloggen.

So geht Wochenende!

Ikea, Datenschutz, Plätzchen, Trödel


Wenn man an einem Samstagnachmittag in den Weihnachtsferien im größeren der beiden Göteborger Ikeas einen Kollegen aus Jonas Musikschule trifft und gemeinsam Köttbullar mit Preiselbeeren isst, ist man dann angekommen?

Wir haben jetzt Deckenlampen für alle Zimmer.  Im Gegensatz zum Internet. Das dauert noch, wir haben unseren Internet-Stick mal vorsichtshalber für eine Woche aufgeladen. Es liegt aber anscheinend nicht an Telia (was unser erster Verdacht war), sondern vermutlich an einer alten Steckdose, die nicht mehr so tut wie sie soll. Nächste Woche kommt ein Tele-TubbyTechniker.

Rein formell war der Umzug übrigens ein Klacks – von unserem Internetproblem mal abgesehen. Ganz bequem konnten wir uns mit unserem schwedischen elektronischen Personalausweis und einem Kartenlesegerät auf der Homepage des Finanzamtes ausweisen (das hier die Funktion des Einwohnermeldeamtes erfüllt) und unsere Adresse online ändern. Das Skatteverket informiert dann auch automatisch alle anderen Behörden über unsere neue Adresse: Krankenkasse, Rentenkasse, Ausländerbehörde und was sonst noch so überlebenswichtig ist. Darüber hinaus konnte man am Ende der Prozedur noch in einer Liste freiwillig ankreuzen, welche Firmen und Organisationen sonst noch so über die neue Adresse informiert werden sollten. Diese Liste umfasste wohl über hundert Posten, angefangen bei Banken, Mieterbund und Gewerkschaften, über Greenpeace und Jugendherbergsverband bis hin zu Lokalzeitungen und Fitnessstudios. Praktisch, oder? Und jetzt kommt mir nicht mit Datenschutz – Adresse, Geburtsdatum und Familienstand kann man eh im Internet nachgucken. (Und damit meine ich nicht unseren Blog.) Gegen einen geringen Aufpreis kann sich auch jeder meinen letzten Steuerbescheid ansehen.
[Mehr dazu: Der hellerleuchtete Bürger]

Um nochmal auf unsere Lampen zurückzukommen: natürlich haben wir auch hier in einigen Fenstern kleine Lämpchen stehen, sodass hier jeder reingucken könnte. Allerdings reichen unsere Fensterbrettlämpchen bei weitem noch nicht für alle Fenster, aber das ist kein Fall fürs Möbelhaus, sondern für die zahlreichen Antik- und Trödelmärkte hier in der Umgebung.

Apropå Trödelmärkte: einer meiner zukünftigen Kollegen hat mich am Freitag auf eine kleine Spritztour durch die Gegend ausgeführt. Ich kenne jetzt zumindest schonmal alle Kirchen (wichtig für Musiker), Badplätze (wichtig im Sommer), Hofläden (wichtig für Ziegenkäseliebhaber), und Trödelmärkte und Auktionsscheunen (immer wichtig) im Umkreis von 20 Kilometern. Anschließend haben wir ihn beim Fika (unser erster schwedischer Gast im neuen Heim!) in die Geheimnisse deutscher Weihnachtsplätzchenkultur eingeweiht. Unsere Mütter waren wie immer sehr fleißig und wahrscheinlich reichen unsere Vorräte noch bis Ostern.

Das Ankommen geht also insgesamt in großen Schritten voran und uns wurde bereits prophezeit, dass wir bald nicht mehr in Ruhe im örtlichen Supermarkt einkaufen werden können, weil die Musikschullehrer hier sehr präsent im öffentlichen Leben sind. Naja, wenn’s uns zuviel wird, treffen wir uns dann am Samstagnachmittag alle incognito im Ikea.

Pryl!


Irgendwann kommt die Zeit, wenn Gegenstände nicht mehr zu gebrauchen sind. Und was mit diesen passiert – dazu habe ich eine Theorie: Ich glaube nämlich nicht, das diese Dinge einfach in den Müll wandern. Ich glaube, dass sie in irgendeinem Haus liegen bleiben, bis es verkauft wird oder bis die Bewohner gestorben sind. Dann kommen nämlich die Wohnungsentrümpler und machen eine Haushaltsauflösung und nehmen alles mit, was sie kriegen können. Diese Wohnungsentrümpler veranstalten dann in regelmäßigen Abständen Auktionen, bei denen sie alle diese Dinge versteigern – dazu gibt es Kaffee und Kuchen. Da die Wohnungsentrümpler aber wissen, dass ein Großteil ihres Angebots aus Schrott oder zumindest aus nicht besonders attraktiven Waren besteht, stellen sie kleine Plastikkisten zusammen, in denen immer ganz viel Unsinn und ein attraktiver Gegenstand liegen. Und wenn man dann eine bestimmte Vase haben will, dann bekommt man halt noch vier andere Vasen dazu. Denn sie wollen ja alles loswerden, Platz schaffen für die nächste Wohnungsauflösung. Vieles findet so einen neuen Besitzer, aber manchmal hilft einfach alles nichts, manchmal meldet sich einfach niemand. Aber zum Glück gibt es auf diesen Auktionen immer einige Stammkunden, die nicht nej sagen können. Diese werden dann vom Auktionator direkt angesprochen und nehmen die Kiste dann widerwillig mit.

Ich glaube nun, dass diese Leute, die die Auktion mit einem Haufen unnötigem Krempel verlassen, große Scheunen besitzen. Denn in Schweden gibt es viel mehr große Scheunen, als es aktive Bauernhöfe gibt. Und in diese Scheunen kommt dann das, was wirklich keiner mehr haben will, was einfach nur noch nutzlos ist. Ich glaube, in Schweden gibt es ganz viele Scheunen, die als Endlager für Dinge dienen. Aber wer weiß, vielleicht kommt ja einer der Besitzer eines Tages auf die Idee, dass da vielleicht doch noch etwas von Wert sein könnte. Dann macht er am Wochenende die Tore seiner Scheune auf und stellt ein Tischchen mit einer Kasse hinein, hängt ein Schild mit Antik oder Loppis an die Straße und setzt die Kaffeekanne auf den Herd.

Dieses Exemplar einer Antikscheune steht übrigens in der Nähe von Dals-Rostock im pryl-Paradies Dalsland, wo wir im Spätsommer ein paar Tage mit Freunden verbracht haben. Pryl? Pröll! Wieder einmal sind die niederdeutschen Mundarten im Vorteil, wenn es darum geht, Schwedisch zu verstehen:

Der Pröll ist niederdeutschen Ursprungs. Im Norden heißt er Prull oder Prüll, in den Niederlanden kennt man den prul, den man in den prullenbak (Papierkorb) wirft. Die genaue Wortgeschichte ist noch unbekannt, auffällig ist allerdings, dass es eine ganze Reihe von Wörtern gibt, die auf Pru-/Plö- anlauten und etwas Minderwertiges bezeichnen: Pröllen, Plörre (minderwertiges Getränk), Prött (Kaffeesatz), Plünnen, Plunder, Plörren, Pröttel usw. Hier ist durchaus ein gemeinsamer Stammbaum anzunehmen.

(Hier geklaut und wiederverwertet)

Hummerpremiär – zum Ersten, zum Zweiten…


Vor einem Jahr hatten wir hier mal einen Artikel über die Hummerpremiär, also den Saisonstart für die Hummerfischerei. Der erste Fang der Saison ist in bestimmten Kreisen etwas ganz Besonderes und letztes Jahr wurde er bei der Fischauktion in Göteborg zu einem stolzen Kilopreis von 31 600 kr versteigert, was in den nationalen Medien als absoluter Rekordpreis gehyped wurde.
Gestern war wieder Startschuss für den Hummerfang und heute morgen kam dann der erste Hummer unter den Hammer. Und… was soll ich sagen… für den diesjährigen Kilopreis könnten wir knapp drei Jahre lang Essen kaufen. Richtiges Essen meine ich, keinen Hummer. 102 000 Kronen (ca. 12 ooo €) für ein Kilo Hummer. Krank.

Die zweite Kiste Hummer war dann noch läppische 600 Kronen (ca. 70 €) pro Kilo wert. Ein Schnäppchen. Sozusagen.