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Knusper, knusper, knäuschen


Ein häufig genannter Kritikpunkt vieler Deutscher gegenüber Schweden ist die Sache mit dem Brot – „Schweden können kein Brot backen“, „schwedisches Brot ist zu weich/zu süß/zu labberig/zu fad/zu weiß“, „das einzig essbare Brot in Schweden ist Knäckebrot“.

Nun ja, in der Tat gibt es in schwedischen Supermärkten eine bemerkenswerte Auswahl an krustenfreiem, mit Sirup gesüßtem Weizenbrot, aber es gibt definitiv auch „osötat rågbröd“, ungesüßtes Roggenbrot, und ist so unheimlich gesund, dass es beispielsweise unter dem Namen „Kneipp“ verkauft wird. Viele Supermärkte haben inzwischen auch integrierte Bäckereien, in denen fertige Teiglinge frisch aufgebacken werden. Ich weiß, echte Brotfetischisten rümpfen bei dem Wort Teigling schon die Nase, aber dieses Brot ist ganz okej.

Nicht zu toppen allerdings ist es, wenn man dann doch mal eine echte Bäckerei hat, die auch Brot und nicht nur süße Teilchen (auch sehr lecker und in vielen Varianten) backt. Eine solche Minibäckerei hat vor kurzem in unserem Nachbarort eröffnet:

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Der Laden besteht nur aus der Backstube und hat im Moment auch nur von Donnerstag bis Samstag geöffnet. Dort einzukaufen fühlt sich ein bisschen an wie in einem Delikatessengeschäft. Sehr lecker!

Das knusprige Sauerteigbaguette von heute morgen hat den Heimweg dann auch nur zur Hälfte überlebt.

(Bitte entschuldigt die Bildqualität – Handybilder. Aber die beste Kamera ist immer noch die, die man dabei hat.)

Frühlingstag in Ulricehamn


Und plötzlich war alles anders. Freitag abend war noch alles beim Alten. Und dann kam der Samstagmorgen. Als könnte ich nicht endlich mal ausschlafen, war ich um halb acht hellwach. Und was sehen meine müden Augen? Einen riesigen Feuerball! (Danke Olaf für den Link!)

Mindestens seit Weihnachten, aber eigentlich schon seit Oktober hatten wir keinen Sonnentag mehr. Wir hatten auch nur selten Schnee und wenn doch, dann war er pappig und nach drei Tagen wieder weg. Stattdessen hatten wir Regen. Viel. Regen. Und jetzt einfach so: blauer Himmel. Also nicht: „Guck mal Jonas, heute ist es draußen hellgrau statt dunkelgrau“ sondern so richtig blau. Unfassbar.

Und wie ich noch so im Schlafanzug am Fenster stand und fasziniert den blauen Himmel anstarrte, tummelte sich in unserer Eiche das Geflügel:

Wir hoffen, dass sich einer der kleinen Gesellen in unserem neuen Vogelhäuschen niederlassen möchte, mit meinem ebenfalls neuen Teleobjektiv kann man so wunderbar aus unserem Schlafzimmerfenster fotografieren…
Die drei Bilder sind aus der Hand geschossen und nochmal stark ausschnittsvergrößert, aber ich bin trotzdem ganz zufrieden mit meinen ersten Gehversuchen in Sachen Kleinvogelfotografie…

An Weiterschlafen war trotz der einigermaßen frühen Stunde nicht zu denken – wer weiß, wann das nächste Tiefdruckgebiet heranrollt. Stattdessen machten wir uns auf den Weg nach Ulricehamn, etwa eine halbe Stunde von uns entfernt. Dort gibt es ein „kallbadhus“, ein Kaltbadehaus, das wir schon länger mal ausprobieren wollten. Das ist eine Sauna, die von einem Verein in den See gebaut wurde und nach der Sauna springt man direkt in den See – auch bei Eis, denn rund um den Steg wird das Wasser durch eine Sprudelanlage eisfrei gehalten (was dieses Jahr aber nicht vonnöten war – grummel…).

Kallbadet in Ulricehamn
Links im See: Das Kallbadet in Ulricehamn

Zum Vergleich: letztes Jahr waren wir einen ganzen Monat später in Ulricehamn und da sah der See noch so aus: Klick.

Dort angekommen, wollten wir aber erstmal durch Ulricehamn bummeln. Borås meiden wir inzwischen an Samstagen, weil einer von uns immer irgendwelche Schüler samt deren Eltern trifft und wir nicht so viel Lust auf Elterngespräche in der Fußgängerzone hatten. (Hat aber nicht geklappt, Ulricehamn ist noch zu nah.)
Ulricehamn ist ein richtiges Bilderbuchstädtchen mit vielen bunten Holzhäuschen, kleinen Künstlerlädchen und Hinterhof-Second-Hand-Läden.

Ulricehamn
Ulricehamn

Und gemütlichen Cafés. Und Günthers brödstuga.
Günther ist so deutsch wie das tysk ü in seinem Namen vermuten lässt und er hat schon Silvias und Carl Gustavs als auch Victorias und Daniels Hochzeitstorte gebacken (öööh… „backt“ man Torten?) und hat – deutsche Brotjunkies aufgepasst! – eine große Auswahl an „ordentlichem“ Brot. Nicht, dass wir uns nicht längst an gesüßtes Gummibrot gewöhnt hätten, aber ab und zu darfs dann auch mal ein Roggenvollkornbrot für den Feinschmecker sein. Oder auch eine rosa Marzipantorte zum Weltfrauentag…

Auf der Suche nach einem Lunch stießen wir auf die Pizzeria Jamaica, die heute Schnitzel med Pommes och stor stark öl  im Angebot hatte. Wir entschieden uns dann doch für den Torgstallet, ein sehr gemütliches Café mit schwedischer Hausmannskost.

Nach einem deftigen Lunch stellten wir fest, dass uns bei Sonnenschein und zweistelligen Plusgraden der Sinn so gar nicht mehr nach Sauna stand. Stattdessen juckelten wir von der Sonne beseelt die Uferstraße entlang, einmal um den halben See herum zu einem Aussichtspunkt, wo wir stilecht mit Wollmütze und Winterjacke die Eis-am-Stil-Saison eröffneten.

Der Schwede an sich begrüßt den Frühling jedoch mit einem anderen Ritual, das uns auf der Rückfahrt auffiel: in nahezu jedem Garten brannte ein Feuer. Also nicht so ein bisschen Lagerfeuer oder zum Grillen, neenee – da werden ganze Bäume, Gartenmöbel, alte Reifen und was sich sonst noch so das Jahr über angesammelt hat, auf einen Haufen geworfen, ein bisschen Benzin dran gekippt und schon hat man das Osterfeuer Marke Eigenbau. Und aus jedem Garten steigt eine im besten Falle weiße, ansonsten auch eine gelbe, braune oder schwarze Rauchsäule auf.