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Beobachtungen zum HomeMusikschooling


Seit Januar haben wir in der Musikschule ausschließlich Distanzunterricht. Nach 10 Monaten Pandemie war das Konzept Homeschooling/Homeoffice auch bei den schwedischen Kommunen durchgesickert. Wir bekamen gnädigerweise eine Woche „schülerfrei“, in der die nötigen Vorkehrungen getroffen wurden, um ins Homeoffice umzuziehen. Seitdem teilen Jonas und ich nicht nur Tisch und Bett, sondern nennen unsere Küche Personalraum und wir regen uns drüber auf, wie schlecht geputzt die Toiletten am Arbeitsplatz sind.

Scherz beiseite. Ich sitze im Wohnzimmer am Flügel, Jonas mit seinem Kontrabass im Arbeitszimmer. Ja, wir hören einander, aber es ist erträglich. In der Musikschule habe ich den Trompetenlehrer als Nachbar…

Die Ausrüstung

Unser Arbeitgeber hat uns schon vor 6 Jahren mit Dienstlaptop und -handy ausgestattet (und die Geräte seither alle 2 Jahre erneuert). Ich benutze für meinen Videounterricht hauptsächlich Zoom, vor allem weil die Klangqualität dort mehr Einstellungen als andere Programme erlaubt. Das ist wichtig, wenn man nicht ausschließlich spricht, sondern auch Töne fabriziert, was viele der anderen Videokonferenzprogramme als „Störgeräusche“ interpretieren und wegfiltern. Unser Arbeitgeber stellt uns aber auch Lizenzen für Google Meet und Microsoft Teams zur Verfügung, was ich mit manchen Schüler*innen verwende, wenn sie damit besser zurechtkommen, weil sie das in der Schule auch benutzen. Außerdem haben wir – wie die meisten Haushalte in unserer Kommune – seit 4 Jahren einen Glasfaseranschluss.

Ich wähle mich immer mit sowohl Laptop als auch Handy gleichzeitig ins Gespräch ein. Im Rechner filme ich mich seitlich, sodass der*die Schüler*in mein Gesicht und meinen Oberkörper samt Hände sieht. Das Handy schwebt mittels Stativ senkrecht über den Tasten und filmt meine Hände in Nahaufnahme von oben.

Die meisten Schüler*innen nehmen ihre Schul-Tablets auch für den Musikschulunterricht. In Klasse 3-9 stellt die Kommune allen Schüler*innen ein eigenes Tablet zur Verfügung, in der Oberstufe je nach Schule auch ein Laptop. Auch das nicht pandemiebedingt, sondern schon seit mehreren Jahren.

Gegen die Bildschirmmüdigkeit habe ich mir eine Tageslichtlampe direkt hinter den Laptopbildschirm gestellt. Die wirkt Wunder! Ich halte die Unterrichtsstunden zwischen 17 und 20 Uhr damit deutlich besser durch. Schlechter im Griff habe ich die Nacken- und Rückenschmerzen. Das permanente Nach-Links-Gucken in den Bildschirm bzw Gerade-in-den-Bildschirm-gucken und schräg rechts hinter mir Klavier spielen ist nur so mittelprächtig. Und überhaupt: das viele Sitzen. Isch hab Rücken… – und neuerdings einen Gymnastikball sowie in 5 Wochen einen Termin beim Physiotherapeuten.

Mein Homeoffice: Laptop auf Karton für besseren Kamerawinkel, Blick aus dem Fenster für bessere Laune, alternativ Tageslichtlampe, Stehlampe, Gymnastikball, Flügel mit Handystativ für Tastenkamera. Hinter den Noten versteckt: schlafende Katze.

Eindimensionale Kommunikation und zu wenig Pausen

Ja, das Online-Unterrichten hat viele Nachteile. An oberster Stelle steht für mich dabei, dass ich im normalen Unterricht mindestens genauso viel nonverbal kommuniziere wie verbal, dass aber online quasi nur das Verbale übrig bleibt. Je jünger das Kind, desto schwieriger empfinde ich den Unterricht. Auch, weil die Jüngeren noch nicht so selbstverständlich mit ihrem Tablet sprechen und umgehen wie die älteren. Aber nach drei Wochen Homemusikschooling lösen sich die Hemmungen allmählich. Trotzdem: viele Herausforderungen am Instrument lassen sich IRL einfach durch Vormachen-Nachmachen bewältigen, das ist online viel mühseliger.

Ich finde das Unterrichten am Bildschirm auch deshalb anstrengender, weil die Pausen fehlen. Zwar habe ich größtenteils den gleichen Stundenplan, aber IRL ist es für mich auch eine Minipause, wenn der*die Schüler*in reinkommt, Jacke und Schultasche ablegt, Noten rauskramt, Klavierhocker zurechtschraubt, usw. Da gehen sicher 2-5 Minuten pro Unterrichtsstunde für drauf, je nachdem, aus wieviel Lagen Kleidung man sich so rausschälen muss und wie tief die Noten in der Schultasche vergraben sind. Zeit, in der mein Gehirn ausruhen kann, und die ich low-key für Beziehungspflege mit meinen Schüler*innen nutzen kann.

Positive Nebeneffekte

Beim Onlineunterricht hingegen sitzen meine Schüler*innen in 99% der Fälle zu Stundenbeginn bereits fertig am Klavier, haben häufig bereits einige Minuten gespielt und brennen darauf, mir die Hausaufgabe vorzuspielen. Klingt komisch, ist aber so. Meine Schüler*innen kommen pünktlicher und besser vorbereitet zu ihrer Onlineklavierstunde als in die Musikschule. Viele erzählen mir, dass sie nach dem Unterricht einfach am Klavier sitzen bleiben und das Neugelernte sofort üben. Und tatsächlich: üben hilft, wie wir Musiker sagen. Das kompensiert sogar manches, was ich im Unterricht gerade nicht vermitteln kann, möchte ich behaupten. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass in vielen Fällen die Eltern mehr eingebunden sind, als wenn das Kind alleine nach der Schule zum Unterricht kommt. Sei es, weil sie zu Beginn der Stunde beim Starten des Programmes helfen, oder weil sie im Hintergrund gerade kochen oder im Musik-Hobbyraum auf dem Laufband nebendran schwitzen, während das Kind Unterricht hat. Wenn das Kind damit kein Problem hat – warum sollte ich? (Ok, das Keuchen unbekannter Herkunft war anfangs… öööh… seltsam… aber als das Kind die Kamera drehte und den Papa beim Laufen filmte, war ich beruhigt.)

Was ich auch gerne im Onlineunterricht benutze, ist die Aufnahmefunktion in Zoom. Der*die Schüler*in schneidet dabei die Videokonferenz mit, während ich das neue Stück spiele und kann sich das hinterher beliebig oft anschauen und anhören. Nicht nur üben hilft, auch Wiederholung.

Beziehungspädagogik online? Für die Katz!

Ich merke, wie ich online bewusst mehr Zeit einplanen muss, um die Beziehungsebene im Unterricht aufrecht zu erhalten. Ich verfalle leicht ins Marathon-Unterrichten, 20 Minuten ohne Luft holen, dann sofort der*die nächste. Vor allem bei Schüler*innen, wo es eh schon „flutscht“, stopfe ich leicht zu viel Inhalt in eine Unterrichtsstunde, weil ich permanent das Gefühl habe, die Onlinesituation kompensieren zu müssen. Das tut mir nicht gut und dem Kind oder dem/der Jugendlichen auch nicht. Pulcinella ist mir da eine gute Assistentin. Wenig lockert den Onlineunterricht so effektiv auf, wie eine Katze, die durchs Bild läuft, „asufvhnatvnnnn“ in den Chat schreibt oder gar auf die Klaviertastatur springt. Wenn Pulcinella jedoch ihre Dienste verweigert, muss ich selbst daran denken. Sich über die Schule auskotzen, erzählen, wo man Schlittenfahren war oder dass der Familienhund eingeschläfert werden musste, stolz die neue Klaviernotentasche herzeigen. All das passiert in meinem Unterricht normalerweise ganz automatisch und nebenher, Klavierunterricht ist auch Beziehungspädagogik. Online muss ich mich regelmäßig ermahnen, dem gezielter Raum zu geben.

Unsere Katze macht jetzt auch Homeoffice!

Weniger Fehlzeiten – trotz oder dank Corona?

Schon im Herbst, als wir noch vor Ort unterrichteten, stellte ich fest, dass die Anwesenheit meiner Schüler*innen deutlich stieg. Natürlich wurde penibel darauf geachtet, Kinder bei den geringsten Symptomen zu Hause zu behalten. Gleichzeitig sanken die Ausfälle wegen Kindergeburtstag, Fußballmatch, Thailandurlaub oder Mein-Hamster-hat-Namenstag. Die letztgenannten Entschuldigungen fallen bekanntlich nach wie vor weg, aber jetzt habe ich auch wieder die „Ich-habe-ein-bisschen-Husten“-Kranken und neulich sogar ein fiebriges Kind im Schlafanzug. Also Anwesenheit nahezu 100%. Bei meinem Stundenplan, der so auf Kante genäht ist, dass ich eigentlich nur überlebe, weil ab und zu mal jemand nicht kommt, ist das – aus meiner Sicht – suboptimal. Gleichzeitig freue ich mich natürlich, dass für viele der Klavierunterricht gerade ein wichtiger Anker im Alltag zu sein scheint, wenn so vieles anderes nicht stattfindet.

Die Kolleg*innen

Nein, ich bin kein Fan von Online-Unterricht, auch wenn es hier, glaube ich, besser funktioniert als an manchen deutschen Schulen und Musikschulen. Von meinem Herzenskind Orchester habe ich noch gar nichts geschrieben; da sieht die Sache nochmal sehr anders aus als im Einzelunterricht. (Spoiler: schlechter.)

Allerdings finde ich es aktuell sehr erleichternd, mir nicht mehr permanent Gedanken um Abstand halten und Tasten desinfizieren zu machen, ob ich mich irgendwo angesteckt habe, oder andere anstecke. Und ja, wir alle haben unterschiedliche Strategien, um mit der Gesamtsituation klarzukommen, aber manche Kolleg*innen gingen mir diesbezüglich zuletzt echt auf den Senkel.

Die Kolleg*innen hingegen, mit denen ich sonst gerne meine Pausen verbringe, treffe ich ab und zu auf einen Spaziergang in der Mittagspause oder am Vormittag.

Wir haben nach wie vor 2×60 Minuten Videokonferenz in der Arbeitsgruppe sowie 1×120 Minuten Tuttikonferenz pro Woche, online natürlich. Vier Stunden Konferenz pro Woche klingt nach viel, aber viel Zeit davon geht dafür drauf, Konzerte und Events vorzubereiten. Das fällt zur Zeit natürlich aus, dafür verwenden wir einiges an Zeit für Online-Fortbildung, manche Kolleg*innen brauchen auch nach einem halben Jahr Onlinekonferenzen noch Hilfe dabei, die Kamera ein- und das Mikrofon auszuschalten. Außerdem haben wir auch noch Klassenunterricht mit Instrumentvorstellung, was gerade per wöchentlichem Instrumentefilm gelöst werden soll. Und die Filme drehen sich auch nicht von alleine…

Manche Konferenzen – und das war auch schon vor Corona so – ließen sich jedoch leicht durch eine Email ersetzen. Mehr möchte ich aber dazu nicht ins Internet schreiben.

Wie gehts weiter?

Aktuell gehen in Schweden die Diskussionen, dass ab Woche 8 wieder vor Ort unterrichtet werden soll. Schulen, Kulturschulen und auch Sportvereine sollen für Kinder und Jugendliche wieder öffnen auch die Oberstufen. Nicht, dass die Infektionszahlen das in irgendeiner Weise rechtfertigen würden. Borås liegt derzeit bei einer 7-Tage-Inzidenz von 230/100.000 Einwohner*innen und damit etwa im schwedischen Durchschnitt.

Aber ich bin weder Politikerin, noch Virologin, noch Krankenhauspersonal. Als systemirrelevante Klavierlehrerin ist meine Meinung zur Pandemie und deren Bekämpfung genau das: irrelevant. Und ich bin inzwischen ausreichend pandemiemüde um mich noch darüber zu echauffieren.

Empfehlungen dringender Art


Es wird empfohlen, Abstand zu halten. Es wird empfohlen, seine Kontakte zu begrenzen. Es wird empfohlen, von zu Hause aus zu arbeiten. Freiwillige Maßnahmen: Das ist das Besondere am schwedischen Sonderweg in der Corona-Pandemie.

Dass es kaum Verbote gibt und gab liegt vor allem daran, dass Schweden kein Gesetz für zivile Notlagen hat.¹ Diesem Problem begegnete man bereits im Frühjahr mit einem vorläufigen Pandemiegesetz, das allerdings zu spät kam, um überhaupt zur Anwendung zu kommen. Im Herbst war dieses wieder ausgelaufen und so kamen wieder behördliche Empfehlungen. Diese wurden dann im November und Dezember immer schärfer und mittlerweile sind auch bei uns Schulen ab der 7. Klasse geschlossen, an der Kulturschule unterrichten wir auf Distanz, in Stoßzeiten soll man in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske tragen, ins Restaurant darf man nur noch zu viert… und am 10. Januar wurde ein Gesetz beschlossen, mit dem die Regierung echte Verbote aussprechen kann – das allerdings noch nicht angewendet wurde.

Das hauptsächliche Mittel Schwedens gegen die Pandemie sind und bleiben Empfehlungen. Das Problem ist nur, dass es in Schweden rekommendation und rekommendation gibt.

Wenn ich eine Kollegin nach einer guten Saite für meine Dienstgeige frage, könnte das so klingen: Kan du rekommendera en fiolsträng? Dann wird sie mir etwas empfehlen und es wäre natürlich gescheit, dieses Produkt zu kaufen – schließlich hat sie Ahnung von Geigensaiten und ich nicht, schließlich bin ich Kontrabassist. Eine rekommendation könnte auch für eine gute Serie auf Netflix oder einen leckeren Wein gelten. Ein anderes Wort wäre hier att tipsa, also einen Tipp geben. Wenn dagegen eine myndighet (Behörde) eine rekommendation ausspricht, dann würde der Thesaurus ein ganz anderes Synonym ausspucken: anbefalla. Das klingt schon ganz anders, fast nach Befehl, und die Empfehlung ist dann auf einmal sehr dringend. Ich muss mich nicht daran halten, mich erwartet keine Strafe bei Missachtung, aber okay ist das nicht. Und die Gesellschaft schaut mich vorwurfsvoll an und ist menschlich sehr enttäuscht von mir.

Aber Spaß beiseite. Aus Sicht einer myndighet ist eine rekommendation eben keine freiwillige Empfehlung, sondern eher so wie ein schwedischer Chef, der mich fragt, ob ich heute noch die Fahrtkostenabrechnung vorbeibringen könnte. Oder ein deutscher Chef, der mir mitteilt, dass die Fahrtkostenabrechnung spätestens heute abend 17 Uhr auf seinem Schreibtisch liegen soll. Also eine klare Anweisung, nur kulturbedingt unterschiedlich formuliert.

Allerdings ist dieser Sprachgebrauch selbst vielen Schweden nicht bewusst, denn wenn nicht gerade Pandemie ist, begegnet dem Durchschnittsbürger eher ein Buchtipp als eine dringende behördliche Empfehlung. Zwar wurde in den letzten Monaten das Thema in allen Medien wieder und wieder durchgekaut – wenn behördlicher Sprech aber so sehr gegen das Sprachgefühl der Allgemeinheit geht, hilft das nicht viel. Das musste ich letzte Woche wieder einmal erleben, als ich mir im Rahmen meines Chorleitungsstudiums (hatte ich das hier schon einmal erwähnt?) von einem Prüfer anhören musste, dass ich für mein Abschlussprojekt doch einfach einen kleinen Chor zusammentrommeln könne, es sei ja nicht verboten. Naja, ist es halt irgendwie doch, aber eben auf dezentestem Behördenschwedisch. Und zum Glück/leider wissen das auch die meisten Chorsänger. Nur anscheinend nicht alle Professoren… Am Freitag werde ich jetzt mit meinem Betreuer über das weitere Vorgehen sprechen – mal schauen, was er mir empfiehlt.

¹ Deshalb wurde im schwedischen Pendant zu heute-show der Vorschlag gemacht, man könne doch Norwegen bitten, uns den Krieg zu erklären, ein paar Soldaten auf einem Campingplatz direkt hinter der Grenze einquartieren um dann mit Hilfe des Kriegsrechts einen Lockdown zu erlassen.

Zwischen Wollen und Sollen


Gerade haben wir eine Woche Herbst“ferien“ hinter uns. „Ferien“ in Anführungszeichen, weil die Schüler zwar Ferien, wir Lehrer aber Fortbildungstage haben. Da ich ja gerade Teilzeitstudent an der Musikhochschule in Ingesund/Arvika im Fach Orchesterleitung bin, passte es ganz gut, dass das zweite von insgesamt fünf Wochenendseminaren an diesem Wochenende lag, dieses Mal in Mjölby, denn im Anschluss an die zwei Tage Kurswochenende fand gleich noch das zweitägige Symposium für Leiter von Jugendorchestern statt.

Auch diesmal konnten unsere Dozenten und Kurskollegen aus Norwegen nur via Zoom teilnehmen, was zu teilweise absurden Unterrichtssituationen führte. An Vorlesungen und Seminare vor dem Bildschirm haben wir uns ja alle inzwischen gewöhnt, aber ein Orchester aus einem Ipad zu dirigieren ist eben doch für alle Beteiligten irgendwie… meeeh.

Ganz klein: Der Kurskollege im iPad dirigiert uns aus Norwegen, daneben sitzt unser Kursleiter.

Aber das war eigentlich nur ein Randphänomen dieser vier Tage. Aus Gründen war dieses Jahr die Teilnehmerzahl des Symposiums auf 40 begrenzt, in einem Saal für über 400 Personen, und man merkte, wie ausgehungert alle waren, endlich mal wieder spielen zu dürfen.

Beim Symposium mit Masterclass waren wir ein paar mehr Teilnehmer – endlich mal wieder ein richtiges Orchester.

Beim Spielen waren alle durch Plexiglasscheiben voneinander getrennt, plus 1,5m Abstand. Auch das drumherum – Hotel, Mahlzeiten, Kaffeepausen – war alles richtig toll coronamäßig organisiert, sodass man nie jemandem zu nah kommen musste, und alle fünf Meter stolperte man über Handdesinfektionsmittel.

An der Hotelrezeption: „Dippe deinen Finger (in Desinfektionsmittel), bevor du deinen Code eingibst!“

Am Ende der vier Tage fühlte man sich in Ideen mariniert und hatte so richtig Motivation für die Orchesterarbeit getankt. Und sowieso und überhaupt war die Welt mal für ein paar Tage in Ordnung, auch weil man vier Tage lang keine Zeit, Lust und Gelegenheit hatte, ins Handy zu gucken um die Nachrichtenlage zu checken, sondern einfach mal einer Bubble der Glückseligkeit leben durfte.

Zwei Tage später, am Donnerstag, wurden für fünf Regionen Schwedens „verschärfte Empfehlungen“ verkündet.

Nun hat es Schweden ja bekanntermaßen nicht so mit Verboten und gesetzlich verankerten Einschränkungen des öffentlichen Lebens, dennoch haben die „Empfehlungen“ der Folkhälsomyndigheten denselben Stellenwert einer deutschen Verordnung – mit dem kleinen Unterschied, dass man nicht belangt werden kann, wenn man dagegen verstößt. In Schweden regelt das die Selbstkontrolle, bzw. die soziale Angst davor, aus der Reihe zu tanzen.

Die „verschärften Empfehlungen“ die jetzt also in Stockholm, Västra Götaland, Skåne, Uppland und Östergötland und damit für rund 6 der 10 Millionen Einwohner Schwedens gelten, umfassen unter anderem:

  • Vermeiden von Aufenthalt in geschlossenen Räumen wie z.B. Geschäfte, Einkaufszentren, Bibliotheken, Museen, Theater, Bibliotheken, Schwimmhallen und Fitnesscentern. Ausgenommen sind Supermärkte und Apotheken.
  • Keine Teilnahme an Konferenzen, Vorstellungen, Konzerten, Training oder Wettkämpfen. Ausgenommen ist Training für Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren sowie Profisport.
  • Keine Feste und sozialen Kontakte mit Menschen außerhalb des eigenen Haushalts.

Im Vergleich zu wie es in Schweden im Frühjahr war, wo nur Abstand halten, Händewaschen und bei Symptomen zuhause bleiben kommuniziert wurden, sind das jetzt deutlich schärfere Maßnahmen und glaube ich ziemlich ähnlich mit dem, was ab Montag auch in Deutschland gilt. Abgesehen davon dass niemand wegen Verstößen bestraft werden kann.

Als Betriebsrat wurde Jonas gestern zu einer außerordentlichen Zoomkonferenz einbestellt, um zu diskutieren, was das jetzt für uns an der Kulturschule heißt. Da wir dem Selbstverständnis nach mehr Schule als Freizeitaktivität sind, wird der Unterricht weiterhin stattfinden, allerdings keine Konzerte, Schüler dürfen sich nicht mehr in den Korridoren aufhalten, Eltern sollen draußen warten. Was für die Orchester gilt, werden unsere Chefs im Einzelfall beurteilen. Hmpf.

Freitagmorgen war ich noch das letzte Mal beim Schwimmtraining, um 12:00 sollte die Schwimmhalle für die Öffentlichkeit dicht machen. Wir waren noch zu dritt. Jeder hatte drei Bahnen für sich. Yeah.

Leere Umkleidekabine morgens um 6:20, bevor um 12:00 alle Schwimmbäder dicht machen müssen.

Darf man sagen, dass man friert, wenn die Welt brennt?


Spoiler: Corona-Frust. Dieser Text enthält weder eine Pointe noch lustige Anekdoten und liefert keine neuen Erkenntnisse oder kreative Gedanken.

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Acht Wochen liegen die Sommerferien bereits zurück, davon fünf mit normalem Unterricht, also mit Schülern und so. Ich hingegen bin jetzt schon so müde und erschöpft wie sonst Ende Februar, wenn der lange Winter nicht aufhören mag und auch sonst nix Spannendes passiert, weil die lustigen Dinge beim Job vor allem in der Weihnachtszeit und ab April passieren. Ja, ich funktioniere so, dass mir mein Job dann am meisten Spaß macht, wenn er von der Routine abweicht. Wenn wir Konzerte, Probentage, Weihnachtsmarkt, Lucia, Reisen, Tag der offenen Tür, Marktsamstag, Tag der Musik, Oldtimerausstellung, Nationalfeiertag, Walpurgisnacht, Erster Mai, Schulabschlussfeiern oder sonst was mit unseren Schülern musikalisch unternehmen. Klar, all das ist mit extra Arbeit verbunden – oft am Wochenende und/oder abends –, macht aber auch, dass ich weiß, warum ich meinen Job mache, und dass ich meinen Job gerne mache. Die Hochzeiten (Hoch-Zeiten, nix mit heiraten) November/Dezember und April bis Juni, nenne ich daher auch gerne Erntezeit und komischerweise habe ich zu diesen Zeiten mehr Energie und Freude am Job als in Flautezeiten, wo ich jeden Tag Dienst nach Vorschrift mache und pünktlich nach Hause gehe.

2020-2021 ist eine einzige Flaute.

Mein Unterrichtsalltag läuft trotz Corona erstaunlich normal. Außer Händewaschen, Abstandhalten und Tastendesinfizieren haben wir in der Musikschule keine besonderen Coronaregeln. Im Klavierunterricht halte ich ohnehin meistens eine Klavierlänge Abstand, da ist die Umstellung nicht so groß. Und da selbst unserer Chef kommentarlos dabei sitzt, wenn wir unsere Arbeitsgruppenkonferenz mit acht Leuten um einen Tisch halten, der schon ohne Corona eigentlich nur für sechs Personen Platz bietet, dann fehlt mir persönlich auch die Energie, für mehr Schutzmaßnahmen zu argumentieren.

Was mir hingegen wirklich fehlt, sind Konzerte und Veranstaltungen mit unseren Schülern. Alles soll digital stattfinden oder in wirklich sehr kleinem Rahmen, Konzerte von 15 Minuten, mit 5 Schülern und 10 Zuhörern. (Wer findet, dass ich mir in diesem und im vorhergehenden Absatz selbst widerspreche, hat recht und kriegt einen Keks.)

Auch die Schulen machen wieder weitestgehend Normalbetrieb in allen Klassenstufen. Es ging auch erstaunlich lange erstaunlich gut – die Infektionszahlen waren von Juli bis Mitte September stabil niedrig, steigen aber jetzt auch wieder an, wie eigentlich überall in Europa. Aber wenn die Kinder in den Schulen und in den Bussen unvermindert miteinander knuddeln dürfen, dann sehe ich nicht den Witz, mir extra Steine in meinen Musikschulalltag zu legen, um die Schüler vor gegenseitiger Ansteckung zu schützen. Fatalistisch? Zynisch? Resigniert? Ja, alles auf einmal.

Auf der anderen Seite gibt es hier eine große Debatte, warum der Kulturbetrieb anscheinend alleine die Verantwortung für den Ansteckungsschutz tragen soll. Während Restaurants und Einkaufszentren lediglich dazu angehalten sind, die Einhaltung der Abstandsregel zu gewährleisten (mit sehr wechselhaftem Erfolg, meiner Beobachtung nach), gilt nach wie vor ein striktes Verbot für Veranstaltungen mit über 50 Personen. Will heißen: Wenn in einem Restaurant 200 Leute mit angemessenem Abstand sitzen, ist das rechtlich in Ordnung. Wenn einer der 200 sich ans Klavier setzt, müssen 150 Leute nach Hause gehen, denn dann ist es ein Konzert.

Man kann tatsächlich darüber diskutieren, ob das Ansteckungsrisiko so viel größer ist, wenn ich mich in einen Konzertsaal setze, in dem nur jeder 3. Platz belegt ist im Vergleich zu einem Shoppingsamstag in Ullared (Skandinaviens größtem Shoppingcenter), wo mich Aufkleber auf dem Boden freundlich darauf aufmerksam machen, doch bitte Abstand zu halten. Fairerweise kann ich nicht aus eigener Erfahrung sagen, wie es just in Ullared aussieht, aber ich war neulich mal versehentlich um die Mittagszeit in der Innenstadt von Borås und war hinterher einfach nur erschöpft und fertig, weil sich einfach keiner um irgendwelche Abstände zu kümmern schien.

Ich habs ja wirklich versucht: ich habe mir die tollen Streamingangebote größerer oder kleinerer Musikbetriebe gegeben, war sogar zum ersten Mal in meinem Leben bei den Salzburger Festspielen, aber inzwischen bin ich sowas von digitalmüde, ich mag einfach nicht mehr, auch wenn das Angebot noch so toll ist. (…sagte sie und setzte sich an den Rechner um einen Blogartikel zu schreiben…)

Mir fehlt gerade jobmäßig echt eine Perspektive und ich frage mich täglich, warum ich das hier eigentlich mache, ergibt doch alles keinen Sinn. Jaja, ich weiß, ich muss dankbar sein, dass ich überhaupt als Kulturarbeiter trotz Corona ein festes Einkommen habe, Klagen auf hohem Niveau, First-World-Problems etc pp. Alles richtig. Darf man trotzdem sagen, dass man friert, obwohl anderswo die Welt brennt?

Zu der ganzen Coronaschei*e kommt, dass es mehreren Menschen in unserem engsten Umfeld gerade gar nicht gut geht, aus sehr unterschiedlichen Gründen. Ohne in die Details zu gehen, könnte man es jedoch übergreifend als Corona-Kollateralschäden bezeichnen. Gesundheitlich, mental, sozial – auch wenn Schweden keinen Lockdown hatte (und wahrscheinlich auch nicht haben wird, selbst wenn die Zahlen wieder hochgehen), spurlos geht das auch an uns nicht vorüber.

Ich würde jetzt gerne in Winterschlaf gehen. Weckt mich, wenn ein Impfstoff da ist.

Valborgsmässoafton


Das Wichtigste zuerst: der Link zu unserer kleinen Valborgsmässoaftonsendung. Heute Abend um 18.00. Mit unter anderem dem Orchester, dessen Leitung ich mir mit dem Lieblingskollegen teile und unserem Duo, Duo Clariano. Außerdem die beiden Pfarrer im Ort (die vier Kinder des einen habe/hatte ich alle als Schüler) und zwei sehr engagierten Damen aus dem Ort.

Valborgsmässoafton ist kein religiöses Fest. Es ist nur Zufall, dass dieses Jahr die eine Kirche für die Ausrichtung des Festes verantwortlich war und das Festkommittee den Pfarrer der anderen Kirche als Festredner bestimmte, daher die hohe Dichte an Pfarrern an diesem weltlichen Feiertag.

Ansonsten gibts hier nicht viel Neues zu berichten. Ich huste und habe leichtes Fieber, Jonas ist fit wie ein Turnschuh und bei der Arbeit. Er war gestern nochmal Großeinkauf für zwei Wochen machen, für alle Fälle. Er ist ins Gästezimmer umgezogen und ich habe ihm verboten, die Virenhöhle aka Schlafzimmer zu betreten. Essensmäßig bin ich auf die 3P-Diät umgestiegen: Pizza, Pfannkuchen und Plattfisch. Hilft das gegen Covid? Nein, aber man kann es unter der Tür durchschieben.

Im Ernst, er darf mir das Essen nur vor die Tür stellen und ansonsten skypen wir zwischen Nordflügel und Südflügel unseres Anwesens. Hust hust.

Apropos Essen: Jonas fantastische Kochkünste sind gerade Perlen vor die Säue, mein Geruchssinn ist quasi unbefindlich. Der Apfelzimt-Milchreis, den er mir zum Frühstück kredenzte, hatte zwar eine augezeichnete Konsistens, schmeckte aber ansonsten nach Pappe. Ähnliches galt für die Kartoffelsuppe, die schmeckte immerhin noch nach Salz.

 

Herdenimmunität – und ich bin dabei!


Es war ja nur eine Frage Zeit, bis auch ich meinen persönlichen Beitrag zur Herdenimmunitätsstrategie unseres Staatsepidemideologen Anders Tegnell leisten würde. Aber dass ich gleich solch ein early adopter sein würde… wer hätt’s gedacht.

Ich dachte ja, das fängt an damit, dass man jemanden kennt, dessen Arbeitskollege jemanden kennt, der… Aber – nein. Außer meinen deutschen Ärztefreunden, die hier auf der Intensivstation arbeiten, kenne ich niemanden, der von sich sagt, dass er/sie Covid-19 hatte oder jemanden kennt, der es hatte oder oder jemanden kennt, der jemanden kennt… Nun kann das ja auch niemand wirklich sicher von sich behaupten, der nicht einen positiven Test gemacht hat, aber ich dachte wirklich, ich würde erst mal eine Zeit von Fällen hören, bevor… naja, whatever. War nicht so. Bin die erste.

Am Dienstag wachte ich mit einem leichten Kratzen im Hals auf und dachte zunächst, dass ich am Montagabend bei unserer Orchesterprobe draußen im Regen zuviel, zu lange, zu laut geredet hatte und deswegen heiser sei. Im Laufe des Vormittags kamen dann Halsschmerzen, also den Unterricht für den Tag abgesagt. Am Nachmittag gesellte sich dann Husten dazu, am Abend Fieber.

Heute habe ich den ganzen Tag quasi ununterbrochen gehustet, sehr trocken, sehr schmerzhaft. Dazu leichtes Fieber und starke Kopfschmerzen. Klingt nach Jackpott.

Aber ich werde es wahrscheinlich nie erfahren, denn ich werde nicht auf Covid-19 getestet werden – zumindest, solange ich nicht ins Krankenhaus muss.

Ich habe heute bei der nationalen Gesundheitshotline angerufen – 55 Minuten Wartezeit – da der Selbsteinschätzungstest auf der Seite des Gesundheitsportals mir einen Anruf aufgrund meiner Symptome empfahl. Die Krankenschwester am anderen Ende der Leitung war sehr professionell nett und offensichtlich sehr Callcenter-geschult, hat mich aber auch nur mit den erwartbaren Floskeln abgefüttert. Ja, alle meine Symptome würden zu Covid-19 passen, aber ich solle mir keine Sorgen machen, es könnte ja auch ein normaler Schnupfen sein. Testen? Nur wenn ich in der Pflege arbeiten würde, allen anderen würde der Test „nichts bringen“.

Außerdem solle ich mir die Hände waschen und in die Armbeuge husten und auf keinen Fall unter Leute gehen. Mein Mann könne jedoch weiter arbeiten gehen, solange er keine Symptome habe.

Zu meiner Frage, ob ich die Leute, die ich am Montag noch getroffen habe, informieren sollte, meinte sie, dass sei nicht nötig, schließlich sei man ja nur ansteckend, wenn man Symptome habe (!).

Zur Linderung meiner Symptome empfahl sie mir regelmäßig essen, viel Tee trinken und bei Bedarf fiebersenkende Mittel. Soforn es mir nicht nennenswert schlechter gehe, solle ich die Sache zuhause aussitzen. Abwarten und Tee trinken. Buchstäblich. Das kann ich durchaus kaufen, was will man auch machen. Ich weiß selbst nicht genau, was ich mir von dem Anruf eigentlich erwartet habe, außer den üblichen Floskeln.

Natürlich ging ich im Kopf die letzten Tage durch, wenn ich zuletzt getroffen habe und ob ich jemanden vor Ausbruch der ersten Symptome angesteckt haben könnte. Schließlich entschied ich mich, drei Leute anzufrufen, die ich am Montag länger getroffen habe und von denen ich weiß, dass sie wiederum viele Kontakte haben.

Erst im zweiten Schritt kam mir die Frage „woher hab ich den Scheiß eigentlich?“ Ich habe mich die letzten zwei Wochen nur zwischen Zuhause und Schule aufgehalten und einmal ein Besuch im Supermarkt, ansonsten nur im leeren Wald. Ich habe immer brav Abstand gehalten, mir die Hände wundgewaschen und mir von niemandem ins Gesicht husten lassen. Ich habe keine singuläre Situation erlebt, wo ich dachte „oh, oh, das war jetzt nicht gut“ – kein erkälteter Schüler, keine Gedrängesituationen oder Ähnliches, wo die schwedischen Maßgaben sagen würden, dass es zu vermeiden sei. Keine singuläre Situation, das nicht, dafür mein permanentes („deutsches“) Grundunwohlsein, über das ich hier ja auch mehrfach geschrieben habe. Klavierschüler treffen. Gesamtlehrerkonferenzen mit 48 Lehrern. Blasorchesterproben im Freien.

Nun hab ich also aller Wahrscheinlichkeit die Scheiße an der Backe Covid-19. Zu eurer Beruhigung: im Moment gehts mir „den Umständen entsprechend gut“. Ich halte euch auf dem Laufenden. Hab ja jetzt Zeit dazu.

Valborgsmässoafton im Netz


Normalerweise feiert man in Schweden am Abend des 30. April Valborgsmässoafton, Walpurgisnacht. Bei uns sieht das in Nicht-Corona-Zeiten so aus, dass im Park ein paar Zelte aufgestellt werden, wo lokale Vereine ihre Vereinkassen aufputzen durch Würstchen- und Popcornverkauf usw., mein Orchester wechselt sich auf der Bühne mit dem Kirchenchor ab, zwischendurch hält die Lokalprominenz die sogenannte Vårtal, (Frühlingsrede) und die Pfadfinder kümmern sich darum, gesammelte Gartenabfälle in ein großes OsterWalpurgisfeuer zu verwandeln. Zur Tradition gehört auch, dass es vorher wochenlang warm und sonnig ist, aber just an diesem Tag Regen, Wind und einstellige Temperaturen herrschen.

Da sogar in Schweden zur Zeit keine Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern stattfinden dürfen, wird unsere diesjährige Valborgsmässoaftonfeier ins Netz verlegt.

Dafür standen der Lieblingskollege und ich gestern vormittag einige Stunden vor der Kamera. Da der Kirchenchor aufgrund seiner Altersstruktur gerade gar nicht probt, sprangen wir als Duo Clariano kurzfristig ein und nahmen ein paar Stücke auf. Das klingt jetzt so locker fluffig, aber wir haben dafür kein Tonstudio zur Verfügung, sondern die Aufnahmen fanden in der Kirche statt. Woran weder wir noch der Tontechniker-Kameramann-Pastor vorher gedacht hatten, war, dass im Vorraum der Kirche gerade die Toiletten renoviert und umgebaut werden, so mit Wände einreißen und so. Und bevorzugt, wenn wir gerade den Schlussakkord oder leise Passagen spielten, fiel draußen wieder ein Stück Wand dem Vorschlaghammer zum Opfer und wir konnten wieder von vorne beginnen. Vor der Mittagspause hatten wir dann aber doch knapp dreißig Minuten Programm im Kasten. Ich bin so mittelmäßig zufrieden mit der (musikalischen) Qualität, aber in Anbetracht der kurzen Vorbereitungszeit war das eben das, was gerade drin war.

Abends hatten wir Probe mit unserem Orchester (draußen, wegen Abstand und so) und auch hier war der Plan, ein paar Stücke aufzunehmen. Natürlich begann es pünktlich zu Probenbeginn an zu regnen, auch online wird diese Tradition nicht vernachlässigt. Wir haben aber ganz tolle Jugendliche, die das ohne Murren und Klagen mitgemacht haben. Herzchenaugensmiley.

Die ganze Sendung mit Frühlingsrede, Musik und Musikquiz zum Mitmachen wird am Donnerstag nachmittag/abend auf den Youtubekanälen der Kirchen bei uns im Ort online gestellt: Klick.

„Komische Handlungsregularien“


Trotz unserer vielen schönen Wanderungen hier im Blog – es ist nicht so, dass uns Corona inzwischen kalt lässt. Und mit „uns“ meine ich Jonas und mich. In unserer Umgebung nimmt das Thema hingegen gefühlt mehr und mehr ab. Wir haben einen wundervollen Frühling (wenn auch zu trocken), die Menschen sind draußen, Restaurants, Cafés und Frisörsalons sind geöffnet. Lediglich Oberstufenschüler und Studenten müssen von zuhause aus lernen und studieren. Homeoffice ist inzwischen wieder eher ein nettes Gimmick für die, die das möchten und wo der Arbeitgeber mitmacht (erfreulicherweise ist die Arbeitswelt in Schweden im Allgemeinen sehr gut digitalisiert). Aber nach ein paar Wochen finden viele das jetzt auch nicht mehr so geil wie am Anfang, also geht man doch wieder zum Job.

In der Kulturschule hatten wir ja vor gut einem Monat immerhin die Direktive bekommen, Gruppenunterricht mit über 10 Schülern zu pausieren. Sogar das wurde jetzt nach Ostern wieder aufgehoben. Wir Lehrkräfte sollen jetzt nach eigener Fantasie den Gruppenunterricht so gestalten, dass wir dabei den Empfehlungen der Gesundheitsbehörde nachkommen (die da im Wesentlichen nach wie vor unverändert sind: Hände waschen, in die Armbeuge husten, Abstand halten, bei Symptomen zuhause bleiben).

Ich habe losgeprustet vor Lachen (natürlich in die Armbeuge) über die Absurdität, als ich heute Abend den neuesten Drosten-Podcast hörte:

„Dann haben wir zusätzlich gerade diese vielen relativ freien Interpretationen von allen Seiten der Gesellschaft, die plötzlich kommen. […] ich sehe daran, wie viel Fantasie in allen Bereichen der Wirtschaft entsteht, wie man durch komische Handlungsregularien, die man sich selber auferlegt – mit Masken oder Händewaschen und so weiter – Situationen beeinflussen will, wo man offensichtlich sagen muss: Nein, das geht einfach nicht. Das nützt nichts, wenn man sich da ab und zu mal die Hände wäscht. Oder wenn man manchmal eine Maske aufsetzt. Es ist eine Situation, das ist eine Massenansammlungen von Menschen. Das kann man nicht machen, wenn man will, dass die R in Deutschland nicht wieder über eins kommt. Ich würde mich bei diesen vielen Einzelauslegungen dieser Maßnahme nicht wundern, wenn wir über den Mai und Ende Juni hinein plötzlich in eine Situation kommen, die wir nicht mehr kontrollieren können, wenn wir nicht aufpassen.“

Quelle: Christian Drosten, Coronavirus-Update, Folge 34, 22.4.2020

Komische Handlungsregularien, das trifft den Nagel auf den Kopf. Es kleidet mein eigenes Unbehagen in Worte, wenn ich mit Zollstock bewaffnet 30 Stühle und Notenständer in die Wiese stelle, um in der Abendsonne zu proben. Blasorchester, ausgerechnet. Aber mit dem Wort Aerosol können hier nur wenige etwas anfangen. (Ja, ich habe überlegt, das Orchester ausfallen zu lassen, aber das wäre Arbeitsverweigerung und ein Kündigungsgrund. Das kann ich mir gerade nicht leisten. Der Arbeitsmarkt für freiberufliche Musiker, der ist nämlich gerade definitiv am Boden. Auch in Schweden.)

Oder wenn ich vor jeder neuen Unterrichtsstunde die Tasten meines Klavieres mit Fensterreiniger „desinfiziere“. Manchmal bekomme ich vom Arbeitgeber auch Desinfektionstücher.

Oder wenn ich meinen Chef frage, ob wir denn eigentlich gerade wirklich jede Woche eine Gesamtlehrerkonferenz in geschlossenen Räumen abhalten müssen, da wir doch definitiv die Strukturen für digitale Meetings hätten und ich zur Antwort bekomme, dass die Grenze für Versammlungen bei 50 Personen sei, unser Arbeitsplatz aber nur 48 Mitarbeiter habe und er jetzt meine Frage nicht verstehe, man folge ja schließlich den Empfehlungen der Gesundheitsbehörde.

Apropos Gesundheitsbehörde, apropos Absurdität, apropos Unbehagen: Am Dienstag wartete die Gesundheitsbehörde mit Knüllerzahlen in der täglichen Presskonferenz auf. Meistens lese ich nur einmal am Tag die Zusammenfassung, just am Dienstag saß ich aber im Auto und hörte den größten Teil der Pressekonferenz. Da haben die doch tatsächlich verkündet, dass nach ihren Modellierungen auf jeden bestätigten Fall 1000 milde, nicht getestete Infektionen stattfinden würden. Schweden hatte an dem Tag knapp 16 000 bestätigte Fälle (und 10 Millionen Einwohner).

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Ich rechnete kurz im Kopf nach: 16 000 x 1000 = 16 000 000.
16 Millionen Infektionen und das bei nur 10 Millionen Einwohnern in Schweden, das ist eine beeindruckende Durchseuchungsrate von 160 Prozent. Klassenziel Herdenimmunität mit Bravour erreicht, würde ich sagen!

Ironiemodus wieder aus: Heute wurde die Zahl in der Modellierung auf 75 korrigiert, es war tatsächlich ein Eingabefehler, das gab man auch zu. Nun also pro 1 bestätigtem Fall 75 unentdeckte Fälle. Immerhin. Mit den heutigen (23. April) 16 755 Fällen wären das immer noch 1,25 Millionen Infektionen bei 10 Millionen Einwohnern. Für den 1. Mai erwartet man, dass 26 Prozent der Einwohner Stockholms infiziert sein werden.

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Was sagt Drosten eigentlich zum Thema Herdenimmunität?

„Aus all diesen Gründen will ich hier keine exakten Zahlen rechnen, sondern ich will nur sagen, die Botschaft aus dieser Studie ist, die können wir auch für uns annehmen: Wir haben im ganz niedrig einstelligen Bereich die Antikörper-Prävalenz. Und das ist das, was man auch aus anderen Ländern im Moment hört, in anderen europäischen Ländern. Auch in Deutschland gibt es erste Kollegen im Labormedizinbereich, die sagen, wie ihre Zahlen aussehen, und wir selber betreiben auch ein großes Labor. Wir haben einige Tausend ELISA-Teste gemacht. Das ist auch der Eindruck, den ich hier nennen kann, ohne genaue Zahlen nennen zu wollen. Wir bewegen uns in all diesen Situationen, nicht nur in Deutschland, immer dort, wo Labore sind, die schon viel getestet haben, in diesem Bereich bei zwei Prozent, vielleicht mal drei Prozent. Aber dann muss man dazusagen, eigentlich sind bestimmte Sachen, die man abziehen muss, noch nicht abgezogen. Also wir haben keine Situation, wo man sagen könnte, hier besteht schon eine nennenswerte Herdenimmunität. Wir sind überhaupt nicht in der Nähe einer Herdenimmunität.“

Quelle: Christian Drosten, Coronavirus-Update, Folge 33, 20.4.2020

Ich bin keine Virologin, keine Ärztin, keine Wissenschaftlerin. Ich bin nur neugierig. Ich lese viel, ich konsumiere viel (zu viele) Nachrichten, deutsche wie schwedische, und ich beobachte, was um mich herum geschieht. Und ich kriegs im Kopf nicht überein. Ich kann nicht beurteilen, wer da recht hat, aber „26 Prozent“ vs „ganz niedrig einstelliger Bereich“, das ist schon ein ziemlicher Unterschied.

Ich höre auf der Pressekonferenz Menschen fragen, wann denn in Schweden der Lockdown gelockert werde, die anderen Länder in Europa würden ja jetzt auch ihre Restriktionen lockern und denke: welcher Lockdown??? Das bisschen Abstand halten und Händewaschen?

Ich sehe beim Joggen eine Traube von 25, vielleicht 30 Senioren auf dem Wanderparkplatz stehen. Sollen sie wandern wenn ihnen gut tut, es gibt nichts Schöneres gerade und es gibt soooo viele Flecken wo man dabei niemandem auf die Füße tritt. Aber dafür extra ein Treffen mit 25 anderen organisieren?

Gleichzeitig hört man aus den Krankenhäusern nichts Gutes. Ja, Intensivbetten und Respiratoren gibt es noch, wenn auch zum Teil aus den 80ern vom Krankenhausdachboden runtergeholt. Aber kaum Schutzausrüstung, Beatmungsschläuche, Betäubungsmittel und vor allem intensivmedizinisch ausgebildetes Pflegepersonal. Und Menschen über 80 werden einfach mal gar nicht intensivmedizinisch versorgt.

Bei Markus Lanz war gestern ein deutscher Arzt aus Nordschweden zugeschaltet, der die Lage sehr anschaulich beschreibt (ab 54:48). (Lanz‘ Geplapper hingegen finde ich unerträglich, die Überleitung „Weil Sie sagen ‚Gastronomie‘, ich habe da einen interessanten Gesprächspartner für Sie, einen Arzt aus Lappland“ war ööööh… ja.)

Wie kann man nach einer noch weiteren Lockerung der Maßnahmen fragen, wenn die Kurve der Todesfälle pro Einwohner steil nach oben geht?

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Hoj!


Jedes Jahr im Frühjahr stelle ich mir die gleiche Frage: Wäre es nicht ökonomisch, ökologisch und gesundheitlich sinnvoll, statt mit Bus und manchmal Auto mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren? Fürs kulår, wo ich mehrere Kontrabässe brauche, gibt es kommunale Dienstwagen, die man sich an einigen zentralen Sammelstellen leihen kann und alle Schulen, an denen ich regelmäßig unterrichte – im Moment ist das sowieso nur eine –, kann man ohne Probleme auch mit dem Fahrrad oder sogar zu Fuß erreichen. Eigentlich der Umstieg aufs Rad also kein Problem. Wenn nicht:HöhenprofilZwölf Kilometer sind ja eigentlich eine ganz angenehme Distanz mit dem Fahrrad, in einer guten halben Stunde könnte man am Ziel sein. Wenn da nicht diese zwei Steigungen wären. Hundert Höhenmeter sind natürlich zu schaffen, aber die beiden „Berge“ sind ganz schön steil und bringen einen schon ins Schwitzen. Und dann sind da  noch die eigentlich wunderschönen Passagen direkt am See: wenn da der Wind gerade aus der falschen Richtung übers Wasser bläst, macht das radeln überhaupt keine Spaß mehr. Und überhaupt: mimimi. Extra früh aufzustehen, um dann beim Job zu duschen, geht übrigens definitiv zu weit…

Vor einigen Jahren habe ich es dann trotzdem mal probiert, nach den Sommerferien bin ich auf das Fahrrad umgestiegen. Zwei Wochen habe ich durchgehalten, dann kamen die Schüler, der Alltag, der Regen, und das war’s.

Die Lösung: Ein E-Bike. Bisher habe ich mich davor gedrückt. Teuer, brauche ich nicht, zu stolz, nur was für Rentner. Dann doch lieber Bus. Aber den möchte ich zur Zeit gar nicht so gerne nehmen, zu bestimmten Zeiten ist er völlig überfüllt (heißt: man hat keinen Doppelsitz für sich alleine). Abstand halten ist da schwierig, weshalb die hiesigen Verkehrsbetriebe darum bitten, dass nur diejenigen den Bus nehmen, die keine andere Alternative haben. Als sich die Osterferien dem Ende näherten, sind wir dann kurzentschlossen in die Stadt gefahren, haben drei Fahrradläden abgeklappert und seit Ostersonntag (alle Geschäfte auf, auch an Ostern, nix Shutdown…) bin ich nun Besitzer eines Fahrrads mit Hilfsmotor.

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Vor einer Schule, an der ich einmal die Woche Geige unterrichte. Die Schule liegt auch auf einem fiesen Berg.

Zweimal bin ich damit bis jezt zur Kulturschule gefahren und es fühlt sich so an, als ob das mit dem E-Bike-Pendeln ein dauerhaftes Konzept sein kann. Irgendwie habe ich ja auch keine Wahl, denn ansonsten haben wir einen Haufen Geld aus dem Fenster geworfen. Der Härtetest kommt aber natürlich erst, wenn das Wetter nicht mehr so wunderbar frühlingshaft ist – am besten suche ich jetzt schon nach meiner Regenhose.

Ein neues Wort habe ich übrigens auch gelernt. Hoj: heißt: Fahrrad.

Vom Zusammenhang zwischen Klopapier und Anwesenheit beim Klavierunterricht und andere (Nicht-)Neuigkeiten


Stand 31. März:

4435 bestätigte Fälle, davon 358 auf den Intensivstationen. Bisher 180 Todesfälle. Allein die Region Stockholm hat rund 2000 Fälle und 103 Todesfälle. (Zahlen von der schwedischen Folkhälsomyndighet).

Das Leben für uns geht im Wesentlichen unverändert weiter. (Was für ein unglaublich mitreißender Einleitungssatz!)

Die Nachrichtenlage

Am Freitag wurden Versammlungen über 50 Personen verboten. Die Nachricht kam nachmittags, während ich mit knapp 50 Kollegen in der wöchentlichen Konferenz saß. Die Nachricht wurde mit allgemeinem Schmunzeln aufgenommen, Konsequenzen hatte sie bis heute nicht.

Auf Landesebene wurde heute ein generelles Besuchsverbot für Alten- und Pflegeheime ausgesprochen. Von Reisen in den Osterferien wird abgeraten, verboten sind sie aber nicht.

Erfreulicherweise kam heute die Nachricht, dass die Skigebiete jetzt doch vor Ostern geschlossen werden – ab dem 6. April, man kann also übers Wochenende noch hochfahren…

Ansonsten beginnen die Nachrichten inzwischen nicht mehr mit den aktuellen Corona-Zahlen, sondern mit der neuesten Arbeitslosenstatistik. Natürlich sind auch in Schweden die Reise-, die Gastronomie- und die Kulturbranche am stärksten betroffen. Auch die Autobranche, aber da versucht man gerade die Produktion umzustellen – auf Respiratoren. Absolut Vodka hingegen stellt auf Desinfektionsmittel um.

Für Ärzte und Pflegepersonal wurden kürzlich die Hygienerichtlinien in Sachen Schutzkleidung „dem neuesten Forschungsstand angepasst“. Es wurde als „sicher“ deklariert, Patienten mit Covid-19 mit kurzen Ärmeln und ohne Mundschutz zu versorgen. Und nein, das habe angeblich nichts mit fehlender Schutzausrüstung zu tun, sondern damit, dass die Behörden eine neue „Beurteilung“ vorgenommen haben, welche Schutzausrüstung wirklich im Umgang mit Coronapatienten benötigt werde. Ein anonymer Arzt beschrieb es mit den Worten: „wie Feuerwehrleute in Badehose“. In Stockholm, zur Zeit dem schwedischen Zentrum der Epidemie, werden bereits zwei Krankenschwestern und drei Ärzte intensivmedizinisch versorgt. Natürlich können die sich alle auch privat angesteckt haben, sagen die Behörden.

Der Alltag

In dem Maß, in dem das Klopapier in die Supermärkte zurückkehrt, kommen auch meine Schüler wieder zum Unterricht. Vorletzte Woche war die Klopapierpanik recht groß und rund die Hälfte der Schüler blieb zuhause. Letzte Woche gab es wieder Klopapier und die Schüler kamen wieder zum Unterricht. Ich sehe da eine deutliche Korrelation…

Jonas und ich haben uns letzten Donnerstag Auffrischimpfungen gegen Tetanus und FSME gegönnt. Beides vermeidbare Dinge, für die man dieses Jahr definitiv nicht ins Krankenhaus möchte. Die Impfung hat uns beide etwas ausgeknockt, Jonas lag bereits am Wochenende platt, ich blieb heute zuhause.

Ob es die Impfung war oder die Gesamtsituation – ich weiß es nicht, aber wir beide sind gerade total erschöpft. Ich merke, wie mein Grundstresslevel ein paar Umdrehungen hochfährt, sobald ich das Haus verlasse. Obwohl ich mich – die wöchentlichen Gesamtlehrerkonferenzen ausgenommen – im Alltag ohnehin selten in Räumen mit mehr als 5 Leuten aufhalte, stresst mich der normale Schüler-, Eltern- und Kollegenkontakt gerade deutlich mehr als sonst. Ich singe alle 20 Minuten mit meinen Schülern am Waschbecken Bruder Jakob im Kanon und fahre zum Mittagessen nach Hause. Und mein Orchester – jobtechnisch mein wöchentliches Highlight – fehlt mir, obwohl es natürlich vernünftig ist, gerade nicht zu proben. Ab und an habe ich einzelne Schüler per Videokonferenz, aber mir fehlt die Zeit, um konkrete Konzepte für Online-Unterricht für einzelne Schüler zu entwickeln, was meinen Videounterricht nur dröge macht – für mich und  für den Schüler vermutlich auch.

Vernünftigerweise haben wir alle Veranstaltungen bis zu den Sommerferien abgesagt. April, Mai und Juni sind in der Musikschulzeitrechnung die „Erntezeit“, wo eigentlich alle Wochenenden mit Konzerten und Auftritten gespickt sind. Jetzt haben wir zwar weiterhin Unterricht, aber überhaupt kein Ziel mehr. Natürlich sollte ich als Lehrer jetzt erst recht mit Ideen und Motivation um mich werfen, um meine Schüler bei der Stange zu halten, obwohl die Konzerte, auf die sie sich wochen- oder monatelang vorbereitet haben, plötzlich ausfallen. Schwierig, wenn man selber auf dem Zahnfleisch geht.

Auch das Leben in zwei Welten schlaucht. Einerseits verfolge ich regelmäßig die Nachrichtenlage in Deutschland und habe gerade mehr Kontakt als die letzten 8 Jahre mit Freunden und Familie in Deutschland. Andererseits habe ich hier meinen ganz normalen Alltag und bin von Berufs wegen dazu angehalten, das zu sagen, was alle Schweden gerade sagen: „Wir vertrauen unseren Behörden und folgen deren Empfehlungen“.

Noch drei Arbeitstage bis zu den Osterferien, dann dürfen wir endlich auch zu Hause bleiben, wenigstens für eine Woche.