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Zum ersten Mal


Zum ersten Mal mit dem Reisebus in Schweden unterwegs.
Zum ersten Mal in einer schwedischen Raststätte etwas essen.
Zum ersten Mal mit der Fähre über den Öresund fahren.
Zum ersten Mal in ein dänisches Museum gehen.
Zum ersten Mal Kunst von Yoko Ono sehen.
Zum ersten Mal Rhabarbersaft trinken.
Zum ersten Mal in Dänemark essen gehen.
Zum ersten Mal Helsingør entdecken.
Zum ersten Mal mit Schweden Fußball gucken.

Das alles ergibt: Zum ersten Mal eine Studienreise mit meinen Kollegen machen.

Zum Schuljahresabschluss hatte sich mein Chef etwas besonderes für uns einfallen lassen: Nachdem das sonst wohl übliche große julbord-Fressen zu Weihnachten ausgefallen war, waren wir jetzt auf einen Ausflug ins Lousiana bei Helsingør eingeladen worden, Dänemarks größtem und bedeutendstem Museum für moderne Kunst. Dort wurde vor einigen Tagen eine große Retrospektive über Yoko Ono eröffnet, an der die Künstlerin selbst mitgewirkt hat. Außerdem bietet das Museum zur Zeit eine weitere, sehr beeindruckende Austellung mit Werken der Amerikanerin Tara Donovan (unbedingt dieses Video ansehen!) sowie die obligatorischen eigenen Werke. Und das alles eingebettet in eine fantastische Außenanlage!

Direkt am Meer gelegen, ist das Museum nicht einfach nur ein Klotz mit langen, ungemütlichen Gängen: Stattdessen ist das Gebäude in einen großen Park integriert, der mit See, Kunst und fantastischem Meerblick zum Flanieren und Verweilen einlädt. Oder ist der Park in das Gebäude integriert? Beides ist aufeinander abgestimmt und durch riesige Glasfassaden sowie viele Aus- und Eingänge verschmelzen Drinnen und Draußen miteinander. Im Zentrum steht dabei eine Villa von 1855, die immer wieder erweitert und ausgebaut wurde und so irgendwie in die Landschaft eingewachsen ist. Leider ist die offene Anlage des Museums nicht so konsequent, wie man sie sich erträumen könnte: Ein hoher Zaun, teilweise sogar mit Stacheldraht, und viele Überwachungskameras umgeben das Gelände und sperren so die Badenden am Strand aus und die bezahlenden Besucher ein. Trotzdem ist das Museum unbedingt einen Stopp wert, wenn man auf der Vogelfluglinie nach Schweden unterwegs ist.

Nach einer spannenden Führung durch die Yoko Ono-Ausstellung hatten wir viel Zeit, um das restliche Museum sowie das Gelände zu entdecken, bevor es zum Essen ging. Fühlte sich Dänemark schon vorher sehr kontinental, um nicht zu sagen: deutsch an, sah ich bei dem alten Fachwerkhaus und dem Biergarten des Gamle Humlebæk Kro endgültig Dirndl und Lederhosen vor mir. Als dann auch noch Schweinebraten mit Rotkohl und knuspriger Schwarte serviert wurde…

Abschließenden folgte noch ein kleiner Shoppingstop in Helsingør. Während die Mehrheit der männlichen Kollegen zielstrebig in den lokalen Wein- und Whiskyläden verschwand, streiften die Frauen durch die Klamotten- und Schuhläden… Ich habe mich fast geschämt für so viel Klischee auf einmal und bin stattdessen in dem hübschen Städtchen auf Fotosafari gegangen und habe ein Eis gegessen.

Bleibt noch das mit dem ersten Mal Fußball gucken: Ich hatte mich im Bus nach hinten gesetzt, man will ja zu den coolen Leuten gehören. Daher war ich von lauter (Rock-)Gitarristen umgeben. Die sind bei uns ausnahmslos männlich, und Männer mögen ja bekanntlich Fußball. Außer mir – ich finde Fußball ziemlich öde. Aber wenn alle potenziellen Gesprächspartner um einen herum gebannt auf den Bildschirm eines Laptops starren, um zu sehen, wie hoch Schweden gerade gegen die Färöer gewinnt (3:0, eher mau also), dann hat man halt keine andere Wahl.

Nach der Heimfahrt hieß es dann Abschied nehmen für den Sommer, ich habe nämlich seit heute sommarlov!

Ein Tag für die Einwanderer


Fast alle Länder der Welt haben einen Nationalfeiertag. Meistens wird die Staatsgründung oder Unabhängigkeit des Landes gefeiert, manchmal auch das Ende eines Krieges oder andere besondere Ereignisse. Auch Schweden hat so einen Tag, den 6. Juni. Im Jahr 1523 wurde Gustav Vasa an diesem Tag zum schwedischen König gewählt. Dies beendete die Kalmarer Union, die Vereinigung Schwedens, Norwegens und Dänemarks und seither ist Schweden ein eigenständiger Staat.

Obwohl das gefeierte Ereignis schon weit zurück liegt, gibt es den Nationalfeiertag noch nicht sehr lange. Seit 1916 wird der 6. Juni als Tag der schwedischen Flagge gefeiert, an dem aber nicht nicht viel mehr passierte, als dass die Flagge gehisst wurde. 1983 wurde er dann zum nationaldag erklärt, was aber an der Wahrnehmung nicht viel änderte – außer dem Namen war nämlich alles beim Alten geblieben. Erst 2005 wurde der nationaldag auch ein röd dag, also ein freier Tag, und seitdem wird er auch wirklich gefeiert. Zum Beispiel in Kungälv, wo wir bei Wind und Sonne der Parade und dem Hissen der Flagge zugesehen, die Nationalhymne mitgesungen und dem Kinderchor bei Idas Sommerlied zugehört haben.

Übrigens waren es vor allem Einwanderer, die sich darüber wunderten, dass der schwedische Nationalfeiertag gar nicht gefeiert wurde. Und so ist dieser Tag jetzt auch ein Tag der Einwanderer geworden, denn jeder neu eingebürgerte Schwede wird zu den Feierlichkeiten eingeladen und offiziell als Schwede willkommen geheißen.

Da wir schon einmal in Kungälv waren, haben wir auch gleich das schöne Wetter für einen Besuch in der Festung genutzt, die zwar häufig ihren Besitzer gewechselt hat, aber niemals durch Eroberung. Das sie heute eine Ruine ist, liegt nicht etwa an einem Krieg. Nachdem der Göta Älv kein Grenzfluss mehr war, wurde sie einfach nicht mehr benötigt und dem Verfall überlassen.