Nachdem die letzten Winter bei uns eher lauwarm waren, ist es seit zwei Wochen auch bei uns kalt mit zweistelligen Minusgraden, ordentlich Schnee und zugefrorenen Seen. Und was macht da der Schwede an einem schönen, sonnigen Samstag? Natürlich auf den See gehen: Schlittschuhlaufen, picknicken, grillen, angeln.
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Wimpelpimpel mit Glöckchen
Wenn das Thermometer tagsüber leicht in die Plusgrade geht, bildet sich auf dem Eis ein hauchdünner Wasserfilm, der ungefähr den gleichen Effekt hat, wie die Eismaschine in einer Eishalle: der Schnee verschwindet und kleinere Unebenheiten werden ausgebessert. Spätestens wenn die Sonne untergeht, friert alles wieder an und das Eis ist am nächsten Morgen perfekt zum Eis(kunst)laufen.
In letzter Zeit haben wir ab und zu mal eine Mittagspause genutzt, um fix mit Schlittschuhen eine Runde auf unserem Haussee zu drehen und die Mittagssonne zu genießen. (Manche unserer Kollegen haben dagegen bei entsprechender Schneelage die Langlaufskier für die Mittagspause parat.)
Meist sind wir dann allein auf dem See, wenn nicht gerade eine Schulklasse den Sportunterricht aufs Eis verlegt. Am Wochenende ist jedoch das halbe Dorf auf dem Eis und wir sind mit unserer Isomatte und Keksen echt noch harmlos: manche kommen mit Schlitten in der Größe eines Wohnwagens aufs Eis, auf denen zig Eisangeln und mehrere Eisbohrer, Campingmöbel, Grill, ein Windschutzzelt und die Großfamilie Platz finden. Auf dem Grill werden dann Steaks gebraten, denn die zwei Minifische, die man vielleicht mit den 20 Angeln rauszieht, reichen natürlich nicht für die Großfamilie. Eisangeln heißt übrigens Pimpelfiske und der Profi hat natürlich eine Pimpel mit Wimpel und Glöckchen, damit man auch aus 100 m Entfernung noch sieht und hört, das (k)einer angebissen hat…
Winterfreuden
Da ich am Freitag leider eine Absage von meinem erhofften neuen Arbeitgeber erhalten hatte, mussten wir dieses Wochenende unbedingt was Schönes machen.
Deshalb haben wir gestern eine befreundete deutsch-schwedische Familie besucht, die hier in der Nähe „im Wald“ wohnt. Eigentlich wollten wir gemeinsam Eisangeln gehen, aber da es doch ziemlich windig, kalt und ungemütlich war, gingen wir direkt wieder ins Haus, nachdem wir das Loch gebohrt hatten.
Wir waren einigermaßen beruhigt, als wir sahen, dass das Eis an die 30cm dick war. Der Jüngste schien trotzdem ziemlich Angst davor zu haben, sich auf dem Eis aufzuhalten, was sein Vater mit den Worten „ist halt ein halber Deutscher“ kommentierte…
Heute, am Sonntag, konnten wir in der Sonne frühstücken, die jetzt bereits wieder zur (Sonntags-)Frühstückszeit in unsere Küche scheint. Das Thermometer auf der Außenfensterbank stieg dann auch rasch auf unrealistische +15° an – die tatsächliche Lufttemperatur dürfte jedoch tatsächlich im Plusbereich gewesen sein.
Bei diesen fantastischen Voraussetzungen mussten wir unbedingt an den Hultasjön, wo wir ja im Sommer immer baden gehen, und wo auch das Ferienhaus liegt, das Jonas Eltern an Weihnachten gemietet haben.
Mit dem Wissen, dass das Eis dick genug ist, noch dazu bei warmer Mittagssonne und Windstille war das heute ein echter Wintertraum – oder doch schon vårvinter (Frühlingswinter), die schwedische fünfte Jahreszeit?
Wir waren bestimmt zwei Stunden auf dem Eis und ich war danach auch ordentlich durchgeschwitzt, obwohl ich meine Winterjacke schon bald ausgezogen hatte. Warum? Seht selbst…
Zugegeben, meine besten Zeiten als Eisprinzessin habe ich wohl hinter mir, aber zu meiner Verteidigung muss ich auch sagen, dass die Schneedecke auf der Eisfläche ganz schön gewöhnungsbedürftig war und das Eis mit schönem Eishalleneis ungefähr so viel gemein hatte, wie eine Schotterstraße mit einer Bowlingbahn…