Normalerweise legen wir unsere Konzertreisen ans Schuljahresende, denn bis dahin hat man die Jüngsten (bei uns ca. 11-12 Jahre) soweit ins Orchester integriert, dass eine Reise machbar und das Orchester auf einem gut spielbaren Niveau ist. Doch die Einladung aus Oldenburg in Holstein zu einem Festival im November, die wir im Februar bekommen hatten, war zu verlockend, sodass wir trotz des frühen Termins im Schuljahr nicht nein sagen konnten und wollten.
So waren wir im Juni mit unserem Orchester eine Woche in Heidenheim, aber leider hatten wir dieses Jahr ungewöhnlich viele Abiturienten, die uns nach den Sommerferien verließen. An sich kein Problem, denn an Nachwuchs mangelt es uns derzeit auch nicht, aber es braucht immer eine Weile, bis ein Orchester nach so einem Generationenwechsel wieder neu zusammengewachsen und man wieder auf dem alten Niveau ist. Wir hatten also seit den Sommerferien knapp drei Monate, um ein neues Programm zu erarbeiten.
Eigentlich spielen wir hauptsächlich symphonische Blasmusik und eher wenig „Uff-da-da“, aber das Festival in Oldenburg erforderte ein etwas anderes Auftreten. Insbesondere, was das figurative Marschieren angeht, war unser Orchester gänzlich unerfahren. Aber mein Lieblingskollege hat seinen Militärdienst seinerzeit im königlichen Musikcorps geleistet und war guter Dinge, dass das Orchester ein paar einfachere Figuren hinkriegen würde.
Neu war auch, dass wir erstmalig eine Zusammenarbeit mit der Kulturschule und deren Tanzkompanie anstrebten, was die Logistik hinter der ganzen Reise nicht unbedingt erleichterte.
Das figurative Marschieren konnten wir natürlich nicht in unserem Orchestersaal proben und eine freie Turnhalle zu unserer üblichen Probenzeit am Montagabend zu kriegen, war unmöglich. Daher probten wir im September noch auf dem Bolzplatz der benachbarten Grundschule, aber irgendwann war der Boden dort so aufgeweicht, dass an Marschieren nicht mehr zu denken war. Kurzzeitig wichen wir dann auf den Schulhof der Mittelschule aus, aber dann rückten dort die Bagger zwecks Schulhofumgestaltung an. Schließlich landeten wir auf dem Parkplatz des Schulzentrums, den wir immer nach Schulschluss am frühen Nachmittag heimlich und nur so halb legal mit Baustellenband absperrten, damit bis abends keine neuen Autos dort standen.
Die Beleuchtung dort war nur spärlich, sodass wir ab Oktober in nahezu völliger Dunkelheit und bei jedem Wetter draußen probten. Aus gruppendynamischer Perspektive jedoch eine großartige Maßnahme – nichts schweißt so sehr zusammen, wie jeden Montag im Dunkeln bei Regen und Schneefall singend (denn die Instrumente wollten wir dann nicht so sehr strapazieren wie unsere Orchestermitglieder) über einen leeren Parkplatz auf und ab zu marschieren…
Doch die Mühe zahlte sich aus und so erlebten wir letztes Wochenende eine sehr gelungene Reise zum Festival „Faszination Musik“ in Oldenburg (in Holstein, nicht in Niedersachsen). Tolle Organisation, großartige Stimmung… Viele Grüße an dieser Stelle an die Veranstalter!
Kostprobe gefällig?
Sehr süßer Vorfall auf der Reise: Als wir auf dem Hinweg am Freitagabend unsere Fähre von Rødby nach Puttgarden knapp verpassten und 35 Minuten warten mussten, stellte sich unser Orchester quasi von alleine am Fähranleger auf. Schließlich war da eine große asphaltierte Fläche MIT Beleuchtung! Eine Mutter hat das gefilmt und auf Facebook gestellt (öffentlich, man braucht kein FB-Konto). Die anderen Autofahrer am Anleger haben nicht schlecht gestaunt…
Jetzt haben wir immerhin 2 Wochen, um neues Repertoire bis zur ersten Adventsmucke einzustudieren und 5 Wochen bis zum großen Weihnachtskonzert…