„Alle wissen ja, wie die Geschichte geht, mit Maria und Bethlehem und so und dass sie schwanger war und so weiter. Und dann hört man diese Worte und man versteht sie, obwohl man sie nicht wortwörtlich versteht. Das ist ein ziemlich krasses Gefühl.“
So beschreibt Lena Willemark die Reaktionen ihrer Zuhörer, wenn sie das Lukasevangelium auf älvdalisch liest, eine Sprache, die heute nur noch von etwa 3000 Menschen in Älvdalen in Norddalarna an der Grenze zu Norwegen gesprochen wird. Die meisten Linguisten sind sich inzwischen einig, dass diese Sprache mehr ist als ein unverständlicher schwedischer Bauerndialekt. Vielmehr vermutet man, dass sich diese Sprache parallel zu den Vorgängersprachen von Schwedisch und Norwegisch als eigenständiger Sprachzweig aus dem Altnordischen entwickelt hat, der sich aus nicht genau bekannten Gründen bis heute erhalten hat.
Dass Älvdalska mehr als ein Dialekt des Schwedischen ist, zeigt sich zum Beispiel in der Grammatik: schwedisch hat heute nur noch zwei Kasus, älvdalska hingegen vier: wargen (der Wolf) / wardjin (den Wolf) / wardjem (dem Wolf) / wardjemes (des Wolfes). (Hobbylinguisten dürfen sich jetzt über die mit dem deutschen verwandten Kasusendungen freuen.)
Auch in Sachen Aussprache hat Älvdalska einiges zu bieten: nasale Vokale, den ð-Laut (wie in engl. father), den ja auch das Isländische heute noch benutzt, und Triphtonge. Das ist sowas wie ein Diphthong, nur mit drei Buchstaben, z.B. uoev – Huf.
Obwohl die Sprache so alt ist, geht sie doch mit der Zeit und „verälvdalt“ neue Wörter wie z.B. webbsaiður oder tanjentbuärd (Tastatur, von schwed. tangentbord). Wer sich weiterbilden möchte, dem empfehle ich Skrievum dalska, eine zweisprachige Seite (älvdalisch/schwedisch) eines Hobbysprachforschers, die man sich auch komplett anhören kann.
Doch zurück zu Lena Willemark von Jul i folkton und dem Lukasevangelium. Ihr wisst ja, wie die Geschichte geht, mit Maria und Bethlehem und so…