Heute bin ich eine Runde gegangen, die früher zu unseren Lieblingsspaziergängen gehörte. Aus irgendeinem Grund haben wir sie allerdings gefühlt seit Jahren nicht mehr gemacht. Wir wohnen ja zwischen zwei Naturschutzgebieten, eins am See und eins, durch dass sich der Fluss Viskan schlängelt und dass sich dann an der recht steilen Talseite hochzieht. Oben angekommen kann man über die Höhe ins Dorf Gingri laufen und dann wieder zurück ins Tal zu unserer Hausbadestelle. Ein Großteil der Strecke führt durch lichte Wälder und Weideland und ist als Gingrileden (Gingriweg) orange gekennzeichnet, der Rest verläuft über andere Wege und Schotterstraßen vom einen Naturschutzgebiet ins andere.
Nach Gingri gehen wir nach wie vor recht häufig, zumal dort Freunde wohnen, die immer gerne einen Tee aufsetzen, wenn man spontan vorbeikommt. Aber just diese Variante haben wir lange nicht mehr gemacht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sich das in Zukunft wieder ändern wird…
Zunächst geht es bergauf.
Im Wald ist gerade alles voller Buschwindröschen.
Fast oben angekommen.
Nach den Winterstürmen ist der Weg noch nicht wieder freigeräumt worden.
Auf der Höhe liegt das Herrenhaus Kröklings gård, dass dem Gebiet seinen Namen gibt.
Habe ich die Buschwindröschen erwähnt?
Der Weg ist recht gut markiert.
Auf dem Weg nach Gingri muss man…
…über einen kleinen Bach.
Bullerby?
Am Strand ist schon wieder einiges los. Noch badet aber niemand.
Naja, eigentlich müsste man eher fragen, warum man schon morgens um Viertel nach sieben den ersten Kieslaster abladen muss; aber der Reihe nach:
Vor einigen Monaten flatterte uns ein Brief von den Stadtwerken ins Haus: Die Fernwärmenetze von Fristad und Borås sollen zusammengeschlossen werden, um sich in Kapazität und bei Ausfällen gegenseitig zu unterstützen. Und ein Stück der Leitung solle genau durch unseren Garten gelegt werden.
Zum Glück ging es nicht darum, unseren Garten der Länge nach aufzuschlitzen, sondern nur um das verwilderte, nahezu unzugängliche Viertel unseres Grundstücks, welches wir bestenfalls als als privaten Schuttabladeplatz für Gartenabfälle nutzen, weil eine vernünftige Instandhaltung eine vorherige Baumfällaktion sowie größere Erdarbeiten voraussetzen würden. Geld-, Zeit- und Energieaufwand für uns: groß. Nutzen: mehr Sonnenlicht im Winterhalbjahr, ansonsten gering. Bock, sich darum zu kümmern: null.
Aber wenn die Stadtwerke sich da aufdrängen und uns sogar noch Geld dafür geben möchten, dass sie unseren Urwald abholzen, die komplette Fläche an das Niveau unseres restlichen Garten angleichen, d.h. auffüllen und für uns dabei noch die Möglichkeit entsteht, unser Haus ans Fernwärmenetz anzuschließen – warum nicht?
Und ich sag’s mal so: unser Grundstück grenzt an zwei Seiten an ein großes Naturreservat, es ist nicht so, dass wir zu wenig Wald um uns herum hätten…
Schon vor Weihnachten konnten wir beobachten, wie einige hundert Meter weiter in Richtung Fristad Bäume weichen mussten, riesige Rohre angeliefert wurden, auf dem Parkplatz von unserem Badeplatz riesige Erdhaufen entstanden und in den frisch ausgehobenen Gräben die dicken Rohre wieder verschwanden.
Seit dieser Woche wird jetzt auch bei uns gebuddelt. Über die Ausmaße der Bauarbeiten waren wir uns allerdings bei Weitem nicht im Klaren gewesen. Jetzt gähnt eine riesige Baugrube in unserem Ex-Wald, daneben wurde innerhalb eines Tages eine komplette Schotterstraße aus dem Boden gestampft.
Von der Grube aus wird man als nächstes einen Tunnel unter der Bahnlinie graben, in dem Fernwärmerohre verlaufen werden.
Blick in die frisch ausgehobene Baugrube für die Fernwärmeleitung.
Vor ein paar Tagen war ein Kundenberater der Stadtwerke bei uns und wir haben den Anschluss unseres Hauses ans kommunale Fernwärmenetz in Auftrag gegeben. Dieser Teil des Projekts war zugegebenermaßen nicht ganz billig, aber in ein paar Monaten werden wir unsere Heizung im Keller rausschmeißen und durch ein kleines Bedienpanel ersetzen können. Langfristig erhoffen wir uns dadurch geringere Heizkosten, sodass sich die Investitition in 8-10 Jahren amortisiert haben wird. Und vor allem: wartungsfreies Heizen, denn das warme Wasser wird direkt vom Heizkraftwerk in unsere Heizungsrohre gepumpt und wir haben null Verantwortung für Instandhaltung und Erneuerung einer Heizung.
Bis dahin werden aber noch einige Baggerschaufeln aktiv sein und uns morgens zu unchristlichen Zeiten wecken. Jonas hingegen freut sich jeden Morgen wie ein kleiner Junge, wenn er rausgehen und Bagger in Aktion gucken kann…
Pünktlich zur Tag- und Nachtgleiche und damit zum Frühlingsanfang lud das Wetter endlich mal wieder zu einem Spaziergang ein. Weiter als bis zum Vogelturm haben wir es aber nicht geschafft, denn einen Tag zuvor lag ich noch mit Fieber im Bett und Annika war auch nicht ganz fit. Stattdessen haben wir uns im Windschatten in die Sonne gelegt und einfach nur das Licht genossen.
Die Sonne wärmt jetzt schon wieder richtig, es herrscht auch nicht die ganze Zeit Sonnenauf-/-untergangsstimmung und selbst um sieben Uhr abends ist es nicht mehr stockfinster. Der See ist, bis auf in einigen Buchten, wieder komplett offen und überhaupt sieht man Eis und Schnee nur noch selten. In der Stadt hat man sogar schon angefangen, den Split zusammenzukehren.
Seit einigen Wochen hört man immer öfter Gänse, die aus dem Süden heimkehren, am Hornborgasjön haben sich schon wieder mehrere tausend Kraniche versammelt und an den Bäumen fangen die Knospen an, dicker zu werden. Jedes Jahr ist es wieder schön, die Natur beim langsamen Erwachen aus dem Winterschlaf zu beobachten.
Und da die Natur bekanntermaßen gezähmt werden muss, konnten wir es uns dann nicht verkneifen, eine erste Spritztour mit unserem neuesten Gartenspielzeug zu machen, das wir vor ein paar Tagen abgeholt haben. Über den Winter liegengebliebenes Laub kann man ja auch einfach zerhäckseln, statt es einzusammeln…
»Warum seid ihr denn nach Schweden gezogen? Deutschland ist doch so schön!«
Diese Frage habe ich nicht erst einmal hier in Schweden gehört; beim Nachbarn ist das Gras halt immer grüner. Die Schweden sind fasziniert von den Alpen und vor allem von schönen deutschen Fachwerkstädten und dabei vergessen sie gerne die schwedischen Vorteile, die sie genießen: Platz, Seen, Natur,… Selbst wenn man mitten in Göteborg oder Stockholm wohnt ist es nie weit in die vildmark (= Wildnis). Natürlich hat nicht jeder gleich das norrländische fjäll oder die riesigen Wälder vor der Tür, aber selbst die städtischen Parks und Wäldchen sind hier irgendwie wilder und laden zum Pilze sammeln und Beeren pflücken ein.
Eine solche kleine Vildmark fängt direkt hinter unserem neuen Zuhause an. Zu beiden Seite der Straße nach Borås liegt ein Naturschutzgebiet rund um den Fluss Viskan, der hier in den Öresjön mündet. Direkt nach dem Umzug haben wir schon eine kleinere Erkundungstour des Gebiets unternommen und heute wollte ich mir das ganze noch einmal durch die Kameralinse ansehen, denn es hat gestern und heute ordentlich geschneit und draußen war es den ganzen Tag wunderschön. Auch ohne Sonne.
Unser Nachbar wohnt kitschig!
Zunächst schlage ich den Weg zu einem Vogelturm ein.
Leider ist der Baum umgefallen, aber für den Heimwerker bestimmt trotzdem ein attraktives Angebot.
Über einen Steg geht es durch das überflutete und überfrorene Mündungsgebiet, bis der Turm in Sicht kommt,…
…von dem aus man eine tolle Sicht…
…über unseren neuen Haussee hat.
Zurück geht es über den Steg,…
…vorbei an einem lustig verschneiten Zaunrest,…
…entlang dem Viskan…
…hin zur Badestelle.
Dort lagern die Stege am Strand und warten auf den Frühling,…
…genau wie die Blaubeeren, von denen es nur so wimmelt.