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In der Weihnachtsbäckerei…


Nachdem das Wetter bei uns schon seit Wochen so aussieht

Zur Mittagszeit auf "unserem" Vogelturm - heller wirds nicht mehr
Zur Mittagszeit auf „unserem“ Vogelturm – heller wirds nicht mehr

 

und wir inzwischen auch damit fertig sind

und wir neulich mal gegenseitig unsere Kalender upgedated haben und festgestellt haben, dass wir bis Weihnachten noch genau 0 (in Worten: null!) gemeinsame freie Wochenenden haben, weil wir dieses Jahr zusammen 21 (in Worten: einundzwanzig!) Lucia- und Weihnachtskonzerte/-auftritte/-feiern mit unseren Schülern und Chören haben, überkam uns am vergangenen Wochenende der Rappel. Ein bisschen Adventsstimmung wollten wir zwei miteinander haben, ganz ohne Jingle Bells und Kinder. Und wenn der komplette Advent einschließlich Totensonntag mit Schulweihnachtsgedöns verbucht ist, müssen wir eben Mitte November einen gemeinsamen gemütlichen Adventssonntag einschieben und endlich mal das Lebkuchenförmchen einweihen, das wir vor zwei Jahren geschenkt bekommen haben und welches seitdem jungfräulich im Schrank steht.

Samstagmorgen ruft Jonas mich aus dem Supermarkt an: „Kannst du mal googeln, in welchem Regal im ICA die Oblaten stehen? Bei den Backzutaten find ich die nicht.“ Gegoogelt. Nichts gefunden. Rückruf bei Jonas: „Hast du schon beim Brot geguckt? Beim Müsli? Bei den Keksen?“ Nichts. Nichts. Und nichts.

Ich rufe eine schwedische Freundin an. „Oblaten? Die Dinger, die man immer beim Abendmahl kriegt? Was wollt ihr denn damit?“ Ich erkläre ihr das Konzept Elisenlebkuchen. Sie erklärt mir, dass es in der Kirche zwar immer zwei Sorten Oblaten gebe – normale und glutenfreie – sie aber keine Ahnung habe, woher die kommen. Die hätten allerdings auch immer einen „Prägedruck“ mit nem Kreuz oder nem Jesus oder beides drauf, also vermutlich nicht ganz das, was wir suchen – obwohl… für Weihnachtsgebäck…? Sie frage aber mal ihren Mann, der sei viel ehrenamtlich in der Kirche unterwegs, sei aber gerade nicht da, sie rufe mich später zurück.

Als nächstes rufe ich eine deutsche Freundin an, die seit 10 Jahren hier lebt. Sie bestätigt das Nichtvorhandensein von Backoblaten in schwedischen Supermärkten, gibt mir aber noch zwei Tipps mit auf den Weg: Lidl und der Monstermaximegasupermarkt. Backoblaten sind bei ihr ansonsten auch „Importware“ und leider aufgebraucht.

Rückruf der schwedischen Freundin: Aaaaalso… ob wir schon im Supermarkt beim Wein geguckt hätten? In schwedischen Supermärkten gibt es ja bekanntlich keinen Alkohol, dafür gibt es die staatlichen Monopolläden. Es gibt aber alkoholfreien Wein (weiß und rot!) zum Kochen (und für Gottesdienste), ganz verschämt hinten in der Schmuddelecke, da könnten eventuell auch auch Oblaten stehen.
Ansonsten gebe es spezielle Bäckereien, die in speziellen Öfen die Oblaten für die Schwedische Kirche backen. Die kann man auch online bestellen. Bei ihnen der Missionskirche gibt es aber nur „normales“ Brot zum Abendmahl, das allerdings auch glutenfrei. Ob ich das Rezept wolle? Ansonsten könne ich doch mal bei der Pfarrerin anrufen, das wäre ja quasi ein Notfall, die gibt mir bestimmt welche.

Ich als Heidenkind habe dann doch etwas Skrupel, die Pfarrerin um geweihte Oblaten für unser deutsches Backwerk zu bitten, auch wenn die Pfarrerin auch meine Klavierschülerin ist und sicher ein offenes Ohr für meine Not hätte.

Also wieder Jonas im Supermarkt angerufen, er steht inzwischen an der Kasse, die Idee mit dem Wein hatte er aber auch – erfolglos.

Nachdem wir den Wochenendeinkauf versorgt haben, setzen wir uns wieder ins Auto und fahren die 10 Kilometer zum nächsten Lidl. Wir waren noch nie in einem schwedischen Lidl – was für ein Erlebnisshopping! Es gibt Dominosteine, Herzensternebrezeln, abgepackte Elisenlebkuchen in verschiedenen Größen, Baumkuchen, Marzipanbrot, Stollen und… – keine Oblaten. Hmpf. Als eiserne Reserve decken wir uns mit diversem Süßzeug ein, falls unser Lebkuchenprojekt scheitern sollte.

Die nächste Station ist der Monstermaximegacoop. Am Samstag. Bei Dreckswetter. Dagegen ist unser Haussupermarkt ein Dorfladen. Wir entwerfen einen Schlachtplan: Jonas sucht bei Backwaren, Brot, Müsli und Keksen, ich bei Allergikern, Diätzeug, alkoholfreiem Wein und bei den ausländischen Spezialitäten. Und beim Kinderpartyzubehör, zuckerfreies Esspapier wäre ja auch eine Lösung. Uhrenvergleich! Handycheck! Und los!

Nach einer halben Stunde treffen wir uns erschöpft und mit leeren Händen und langen Gesichtern an der Kasse wieder. Alles was Jonas gefunden hat, ist ein Päckchen Papierbackförmchen für schwedische Kanelbulle (Zimtschnecken), ein bisschen wie Muffinförmchen, aber nicht ganz so tief.

Auf dem Heimweg diskutieren wir die verschiedenen Alternativen – was anderes backen/gar nicht backen/auf dem Backblech backen/in den neuerworbenen Papierförmchen backen. Wir entscheiden uns für letzteres – auch weil ich bin diese Woche beim Job fürs Fika zuständig bin und Jonas meint, wenn ich komische Kekse in schwedischen Papierförmchen mitbringe, finden meine Kollegen die Lebkuchen vielleicht nicht ganz so exotisch.

Den Nachmittag verbringen wir dann mit unserer fast noch neuen Küchenmaschine und dem jetzt nicht mehr neuen Lebkuchenförmchen.

Essensfotografie ist ja so gar nicht mein Ding, daher sehen die nächsten Bilder auch nicht besonders appetitlich aus. Jegliche Assoziationen mit Hackfleisch/Katzenfutter/ekligen Sachen verbitte ich mir allerdings! :-)

Als die vier Bleche Lebkuchen dann abgekühlt waren und mit Zuckerguss begossen waren, war dann auch der Akku im Foto leer, daher gibt es keine Bilder der fertigen Lebkuchen. Aber seid versichert: sie schmecken himmlisch (auch ohne geweihte Oblaten)…

Es weihnachtet sehr


Seit wir Anfang November aus den Herbstferien zurückgekehrt sind, jinglebellt es bei uns in den Musikschulen. Allerheiligen, Buß- und Bettag, Volkstrauertag, Totensonntag – oder wenigstens eine ehrliche weltliche Novemberdepression – all das wird vom fröhlichen Glöckchenklang überdeckt.

Am gestrigen Samstag hatte Jonas das erste Weihnachtskonzert mit den ersten 150 Schülern – wenn über 2000 Kinder an mindestens einem Weihnachtskonzert teilnehmen sollen, dann reichen vier Adventswochenenden eben einfach nicht aus.

Heute – am Totensonntag – hatten wir immerhin einen halben Tag gemeinsam frei… und das auch noch bei Sonnenschein, welch Glück! Zeit für einen kleinen Spaziergang zu „unserem“ Vogelturm, der gerade abgerissen und neu aufgebaut wurde, jetzt gibt es oben sogar eine Bank, die wir bisher immer vermisst haben. Auch der Bohlenweg zum Turm wurde ganz neu angelegt. Das Bild mit Jonas habe ich genau um 13.00 Uhr geschossen, man sieht darauf schön, wie tief die Sonne bereits steht. (Alle Bilder kann man wie immer anklicken und vergrößern.)

Trotz – oder besser: wegen – des Sonnenscheins blieb das Thermometer heute den ganzen Tag unter Null. Wir hoffen sehr auf anhaltende Minusgrade, damit der See bald zufriert. Denn dann können wir endlich wieder in der Sonne spazieren gehen, denn die meisten unserer Spazierwege liegen leider im Wald, außer dem See gibt es wenig offene Flächen zum Wandern.

Um halb zwei ist die Abendstimmung an „unserem“ Badeplatz perfekt, nur ein kleiner Holzarbeiter stört die Abendruhe…

Abends hatten wir dann ein Kirchenkonzert mit unserem Göteborger Chor – wohltuenderweise ein „echtes“ Novemberkonzert zum Ende des Kirchenjahres mit Bachs Motette „Komm Jesu, komm“, Heinrich Schütz‘ „Die mit Thränen säen“ und vier ganz wunderbaren Barockmusikern mit alten Instrumenten. Im allgemeinen Gejinglebelle ein wohltuender Kontrapunkt.

Vom Vorplatz der Kirche hatte man eine schöne Aussicht über das nächtliche Göteborg, dessen Silhouette jetzt wieder von Schwedens größtem Weihnachtsbaum geprägt wird. Dazu wird kurzerhand der Freefalltower des Vergnügungsparkes Liseberg mit 32 Lichterketten behängt:

Am Schluss setzt ein Helicopter in 130m Höhe dem Ganzen die Krone… pardon… den Stern auf:

Und so sah das dann heute Abend aus:

Das erste Bild habe ich vor dem Konzert gegen fünf Uhr geschossen, das andere gegen halb acht. Links im Bild sieht man das alte Riesenrad, das blaue rechts ist das neuere Göteborgshjul (Göteborgsrad), hier im Profil zu sehen.

Leider schaffen wir es wohl dieses Jahr nicht auf den Weihnachtsmarkt in Liseberg. Im Winter sind kaum Fahrgeschäfte geöffnet, dafür gibt es einen hübschen Weihnachtsmarkt und abends eine tolle Eisshow. Wir waren letztes Jahr an einem Mittwoch dort, da war es erfreulich leer. Ob ich mir das an einem Adventswochenende antun möchte… zweifelhaft. Aber die Frage stellt sich dieses Jahr ohnehin nicht, denn mit zwei Musikschulen sind unsere Adventswochenenden bereits gut gefüllt.