Die äußere Sicht auf die eigenen Weihnachtstraditionen hatten wir ja schon, aber was passiert eigentlich, wenn man dann wirklich Weihanchten in einem anderen Land feiern soll/darf/muss… ? Der Schauspieler Will Ferrell ist mit der schwedischen Schauspielerin Viveca Paulin verheiratet und hat wahrscheinlich schon so manchen 24. Dezember in Schweden verbracht. Dabei hat er den Kern des hiesigen Weihnachtsfests durchaus verstanden (Schnapslieder singen und Aquavit trinken), andere Traditionen sind ihm aber offenbar noch nicht so vertraut. Wobei die den Fragen zugrunde liegende Recherche wirklich nicht die beste war: Nein, Schweden stellen keine Kerzen in die Fenster sondern ljusstakar, denn Kerzen könnten ja brennen; ja, in Schweden findet die Bescherung wie in Deutschland am Heiligabend statt; nein, in Lauge gewässerter Stockfisch ist nicht das typsiche Weihnachtsessen, das ist eine norwegische Tradition, Schweden halten sich lieber an Gegrillten Schinken und Janssons (auch wenn im Supermarkt im Moment durchaus einige wenige Pakete lutfisk rumliegen); nein, Gänseblutsuppe (svartsoppa) gehört nicht zu Weihnachten, sondern zu Sankt Martin und ist die logische Vorspeise zu einem Gänsebraten.
Jetzt haben wir schon Musik, eine Geschichte, was in der Glotzekiste, Kurioses vom Polarkreis und was zu Essen. Was fehlt für die Weihnachtsstimmung? Das passende Getränk! Wir hätten anzubieten: Bier, Aquavit, Milch, saft (= Fruchtsirup)… aber das trinkt man ja eigentlich immer. Etwas weihnachtlicher wird’s mit julöl, besonders stark gebrautem Weihnachtsbier. Oder julmust, schwedisches Malzbier. Noch besser ist Mumma, ein Cocktail aus sockerdricka (Limonade mit Ingwer), dem Lieblingsgetränk von Michel aus Lönneberga, julöl und Portwein. Ich will eigentlich gar nicht wissen, wie das schmeckt…
Aber bei der Kälte ist es wohl doch am besten, etwas Warmes zu sich zu nehmen. Brevlåda empfiehlt: Glögg. Schon Gustav Vasa kannte das klassische Rezept aus Rotwein, Honig, Zimt, Ingwer, Kardamom und Nelken. Heute gibt es die verschiedensten Glöggvarianten zu kaufen, im Supermarkt natürlich nur bis zur erlaubten Maximaldrehzahl von 2,25 % Vol., den harten Stoff (Starkvinsglögg) verteilt dann der Staat im Systembolaget. Die Geschmacksrichtungen reichen von Apfel-Zimt über Preiselbeer-Pfefferkuchen und Mandel-Feige bis zu Mocca-Schokolade.
Neben diesen geschmacklich manchmal fragwürdigen Neukreationen unterscheidet sich Glögg vor allem in zwei Punkten von deutschem Glühwein: Man trinkt ihn zum einen aus kleinen Tässchen, in die man zum anderen zuvor noch einige Rosinen und Mandeln gelegt hat. Damit man diese dann auch essen kann hat der ideale Glöggbecher noch einen kleinen Löffelhalter integriert.
Glöggmys – ein Dankeschön von Göteborgs Vokalensemble für die Organisation der Chorreise
Glögg kann man entweder genauso herstellen wie Glühwein, also indem man den Rotwein zusammen mit den Gewürzen erwärmt und diese dann vor dem Trinken herausfischt. Oder aber man benutzt die althergebrachte Methode aus einem Rezeptbuch aus den 1840ern. Dann wärmt der Glögg dank Branntwein nämlich noch besser:
Zutaten:
1 Flasche Rotwein
1 dl eau de vie (Obschdler)
20 Gewürznelken
5 Zimtstangen, in kleinere Stücke zerbrochen
1 Teelöffel zerstoßener Kardamom
1 Stück Ingwer
Schale einer Pomeranze (alternativ Orange)
2 dl Zucker
1 1/2 Teelöffel Vanillezucker
Geschälte Mandeln und Rosinen
Alle Gewürze in ein Glas geben und mit dem Schnaps übergießen.
Mindestens 24 Stunden warten.
Die Gewürze absieben, dabei den aromatisierten Schnaps auffangen.
Den Wein zusammen mit dem Schnaps vorsichtig erwärmen.
Ein paar Mandeln und Rosinen in einen Becher geben, warmen Glögg darübergießen.