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11. Dezember 2015 – Itzhak Skenström, Musikhistoriker


Itzhak Tadeusz Skenström ist eine Kunstfigur aus der schwedischen Sketchserie Hipphipp. Der gebürtige Ungar beschreibt sich selbst als „Musikprofessor, Komponist, Violinist und aller möglicher anderer Scheiß in der klassischen Welt. Meine Schüler betrachten mich als Kulturfaschisten.“

Als exzentrischer Musikkritiker mit kulturpädagogischen Ambitionen platzt er schonmal in eine Probe eines Profiorchesters und erklärt den Schlagwerkern, dass die musikalische Begabung innerhalb eines Orchesters bekanntlich abnimmt, je größer der Abstand zum Dirigenten ist, um dann das ganze Orchester eine Nachricht an die Schlagwerkssektion schicken zu lassen:

„Gebt mir ein A!“ (Orchester spielt ein A.) „Gebt mir ein D!“ (Orchester spielt ein D.) „Gebt mir ein H!“ „Gebt mir ein Es!“ – „ADHS, das komplette Schlagwerk…“ (Zu sehen hier.)

Aber Itzhak Skenström ist auch musikhistorisch interessiert und begeistert sich besonders für Militärmusik. So fährt er also nach Sachsen, um die Rolle der Militärmusik in der Schlacht bei Lützen zu erforschen, in der der schwedische König Gustav II. Adolf 1632 gegen die kaiserlichen Truppen unter Albrecht von Wallenstein in Feld zog und tödlich verwundet wurde.
Leider verwechselt Itzhak augenscheinlich die schematische Zeichnung der Truppenaufstellung mit einem Orchestersitzplan und treibt den gutmütigen Hobbyhistoriker so in die Verzweiflung…

Folgende Vokabeln könnten das Verständnis erleichtern:
trombonister – Posaunisten
tromboner(na) – (die) Posaunen
trummor – Trommeln
hela fyra kilometer bort – ganze vier Kilometer weit weg

 

7. Dezember 2015 – Michael Mittermeier in english


Gut drei Jahre ist es jetzt her, dass ich beim Vorstellungsgespräch für meinen jetzigen Job war. Genauer gesagt waren es sogar zwei Vorstellungsgespräche und in der zweiten Runde war auch der Mensch dabei, den ich hier gelegentlich als Lieblingskollegen bezeichne und der zweieinhalb Jahre nach jenem Vorstellungsgespräch Jonas‘ und meine Hochzeit maßgeblich mitgestalten würde.

Der Mensch, der da also auf der anderen Seite des Tisches saß, sagte während des ganzen Vorstellungsgesprächs nichts, während ich mich damals noch recht mühsam auf schwedisch durch das Gespräch kämpfte und die klassischen Fragen eines Vorstellungsgespräches abarbeitete. Als sich das Gespräch dem Ende näherte und ich schon fast begann, mich zu entspannen, schaute er plötzlich von seinen Notizen auf und fragte: „Welches sind die zwei dünnsten Bücher der Welt?“

Nach all den seriösen Fragen während beider Interviews zu Lebenslauf, pädagogischen Konzepten, musikalischen Vorlieben, kam diese Frage… nun ja, unerwartet. Ich dachte nur „Scheiße, der Typ hat die ganze Zeit nichts gesagt und jetzt werd ich am Schluss nochmal richtig gegrillt. Der ist bestimmt nur dabei um hier die Stressfragen zu stellen. Als Grillmaster sozusagen.“

Schlagfertigkeit ist das, was mir auf der Heimfahrt einfällt und in meiner Erinnerung sehe ich mich einfältig und hilflos lächeln, aber ehrlich gesagt habe ich überhaupt keine Erinnerung, was ich darauf geantwortet habe.

Der Typ schob wenig später die Antwort hinterher: „Das zweitdünnste Buch der Welt ist das Buch über norwegische Wissenschaftler. Und das dünnste Buch der Welt, das ist das Buch über deutschen Humor.“

Wie soll man in einem Vorstellungsgespräch auf sowas reagieren? „Haha, lustig! Nen Clown gefrühstückt?“ Vielleicht noch nen netten kleinen Nazi-Witz hinterher, damit wir alle Klischees bedient hätten? (Viel, viel später sollte ich erfahren, dass sie unmittelbar vor meinem Interview tatsächlich gewitzelt hatten „Jetzt kommt die Deutsche, don’t mention the war!„)

Ich habe keinen blassen Schimmer mehr, was ich darauf tatsächlich erwidert habe, vermutlich weil ich mir in dem Moment so viel Mühe gegeben habe, mein Lachen echt klingen zu lassen. Aber irgendwas muss ich wohl richtig gemacht haben, denn ich bekam den Job bekanntlich am Ende.

Aber das Thema Humor ist seither ein ernstes Thema zwischen dem Lieblingskollegen und inzwischen stapeln sich bei uns die Bücher schwedischer Komiker, die man unbedingt kennen muss und es werden jedesmal mehr, wenn der Lieblingskollege mal wieder zuhause ausmistet.

Michael Mittermeier hat sich in seinem Programm beim Fringe Festival in Edinburgh ein paar tiefe Gedanken über deutschen Humor und deutsche Korrektheit gemacht:

Michael Mittermeier är en av Tysklands mest framgångsrika ståuppkomiker. Under de senaste åren började han uppträda i Storbrittannien och USA. Ett av hans kännetecken är hans bayerska dialekt som hörs tydligt även på engelska. Hans första shower kretsade mest kring vardagsbegivenheter men nuförtiden har han blivit vassare och mer politisk.