Zu der Vielzahl an christlichen, heidnischen und kommerziellen Weihnachtstraditionen in Schweden hat sich die letzten Jahre auch eine politisch-mediale Tradition etabliert: Die Diskussion über die Frage, wie das Verhältnis zwischen Schule und Kirche auszusehen hat, wenn es um Schul(halb)jahresabschlussfeiern und christliche Feste geht.
Die staatliche Schulbehörde Skolverket hat dazu eine verbindliche Position formuliert: Unterricht und Schulleben dürfen in keinster Weise konfessionell beeinflusst sein, denn Eltern müssen ihre Kinder in die Schule schicken können, ohne Sorge zu haben, dass ihre Kinder in irgendeiner Form religiös beeinflusst werden. Ausnahmen gelten für Exkursionen, die im Rahmen des Unterrichts durchgeführt und entsprechend vor- und nachbereitet werden, sowie für Privatschulen mit konfessionellem Profil.
Auch wenn die evangelisch-lutherische Svenska Kyrkan sich seit dem Jahr 2000 nicht mehr „Staatskirche“ nennen darf, sieht sie sich nach wie vor als Volkskirchenorganisation und immerhin 70% der Schweden sind noch mindestens formell Mitglied der Schwedischen Kirche.
Das ist eine Konstellation, die durchaus Konfliktpotential bietet, denn viele Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder zumindest mit den grundlegenden christlichen Traditionen und Festen vertraut sind. Religionsunterricht im Sinne von Bekenntnisunterricht gibt es in Schweden ja ohnehin nicht – das Fach „Religion“ ist eher mit dem deutschen Ethikunterricht zu vergleichen, wo Wissen über die verschiedenen Weltanschuungen vermittelt wird.
Also vor den Weihnachtsferien keine Adventsfeier in der Kirche? Jein. Vorige Woche hat das Skolverket gestattet, dass eine Schulfeier zum Halbjahresabschluss (der eben jetzt in die Adventszeit fällt) in der Kirche abgehalten werden darf, aber nur unter der Bedingung, dass die Feier keinerlei religiöse Elemente enthält. Sozusagen: „Weihnachten ja, aber bitte ohne Jesus.“
Als alter Zyniker finde ich ja, dass diese Haltung durchaus mehrheitsfähig ist, denn das kommt der Realität ja doch irgendwie noch am nächsten. Nur weil man Weihnachten feiert, muss man ja noch lange nicht religiös sein. Finde ich. Findet Jonas auch.
(Ansonsten müssten wir uns auch ernsthaft fragen, was eigentlich ein Adventskalender auf diesem ansonsten religionsfreien Blog verloren hat. Die Antwort ist die gleiche: Weil’s Freude macht! Uns und offensichtlich auch unseren Lesern. Die Besucherzahlen auf Brevlåda bestätigen diese Theorie.)
Klammer zu. Wo war ich? Ach ja, schwedische Weihnachtstraditionen. Weitaus älter als die Tradition der Diskussion um die vorweihnachtlichen Schulfestivitäten ist Kalle Anka och hans vänner önskar god jul – Donald Duck und seine Freunde wünschen Frohe Weihnachten. Seit 1960 gehört das einstündige Disney-Medley, das an Heiligabend um Punkt 15.00 Uhr ausgestrahlt wird, ebenso zu Weihnachten wie Pfefferkuchen und Weihnachtsbaum. Nicht umsonst gibt es unbestätigten Quellen zufolge eine steigende Anzahl von Kindern, die ernsthaft glauben, am 24. Dezember feiere man den Geburtstag von Donald Duck.
Ich denke, es ist an der Zeit für eine Beschwerde an die Deutsche Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus (D.O.N.A.L.D.) bzw. an deren schwedische Schwesterorganisation Nationella Ankistförbundet i Sverige (kvack) über die Sakralisierung von Kalle Anka.