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Corona-Wanderungen: Nach Gingri


Heute bin ich eine Runde gegangen, die früher zu unseren Lieblingsspaziergängen gehörte. Aus irgendeinem Grund haben wir sie allerdings gefühlt seit Jahren nicht mehr gemacht. Wir wohnen ja zwischen zwei Naturschutzgebieten, eins am See und eins, durch dass sich der Fluss Viskan schlängelt und dass sich dann an der recht steilen Talseite hochzieht. Oben angekommen kann man über die Höhe ins Dorf Gingri laufen und dann wieder zurück ins Tal zu unserer Hausbadestelle. Ein Großteil der Strecke führt durch lichte Wälder und Weideland und ist als Gingrileden (Gingriweg) orange gekennzeichnet, der Rest verläuft über andere Wege und Schotterstraßen vom einen Naturschutzgebiet ins andere.

Nach Gingri gehen wir nach wie vor recht häufig, zumal dort Freunde wohnen, die immer gerne einen Tee aufsetzen, wenn man spontan vorbeikommt. Aber just diese Variante haben wir lange nicht mehr gemacht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sich das in Zukunft wieder ändern wird…

Auf Nummer sicher


Auf unserem Spaziergang biegen wir in die Schotterstraße ein, aus der eben mehrfach lautes Dröhnen eines offensichtlich heftig frisierten Motors zu hören war. Direkt hinter der Kreuzung kommen wir an ein kleines, etwas vernachlässigt aussehendes Haus mit sehr vielen Autos, Motorrädern und sonstigen Maschinen drumherum. Der Besitzer, ein großer, breiter Türsteher-Typ mit langem, geflochtenem Vollbart und Lederjacke mit irgendeinem Motorradgang-Logo hinten drauf, geht nach getaner Tuningarbeit zu seinem Briefkasten. Unsere Wege kreuzen sich, wir grüßen mit einem kurzen Hej! und gehen weiter unseres Weges. Da ruft uns plötzlich der Typ von hinten zu: „Ihr solltet wirklich Warnwesten anhaben, es dämmert ja immerhin schon und auf der Straße, von der ihr kommt, rasen die Leute immer so. Ohne Reflektoren übersieht man da leicht jemanden, auch wenn es noch nicht richtig dunkel ist. Ich habe ja immer meine Jacke mit eingenähten Reflektoren an, wenn ich abends draußen bin, aber wenn man so etwas nicht hat, kann man ja für ein paar Kronen diese Schutzwesten…“ So geht es noch ein paar Minuten weiter und er lässt uns erst wieder ziehen, als wir versprochen haben, nächstes Mal wirklich Westen mitzunehmen, auch wenn es noch früh am Tag ist, man weiß ja nie, wann man heimkommt.

Im Wald wohnen, Mitglied in einem Motorradclub sein, Autos bis zur Illegalität frisieren – aber Hauptsache in neongelber Warnweste!

Mehr Urlaub


Eine kleine Rekapitulation, bevor wir mit unserem Urlaubsbericht weitermachen – was bisher geschah: Nach unserem Aufbruch an Annikas letztem Arbeitstag hatten wir zwei Tage Luftholpause am Vänern eingelegt. Danach waren wir mit Zwischenstopp in Örebro auf einen Campingplatz bei Västerås gefahren. Der Montag brachte uns dann über Uppsala an die Ostküste, wo wir unsere Fähre auf die Ålands genommen hatten. Dort stießen wir auf Annikas Mutter und ihren Lebensgefährten.

Nach so vielen Kilometern war es erst mal wieder Zeit für einen Pausentag mit Spazieren gehen, Sauna und viel Faulenzen – nicht viel zu berichten also. Am Mittwoch wandten wir uns dann Mariehamn zu, der Hauptstadt der Ålands – auf der Karte mit dem lustigen finnischen Namen Maarianhamina eingetragen. Unterwegs schauten wir noch in einem Second-Hand-Laden mit einer riesigen Teekesselsammlung und einem wuseligen Garten vorbei.

Mariehamn ist keine große Stadt – aber mit ihren 11.000 Einwohnern ist sie die einzige Stadt und gefühlt auch der einzige nennenswerte Ort der Inselgruppe überhaupt. Und das merkt man, denn hier sammelt sich die gesamte Infrastruktur der Region: Geschäfte, Krankenhaus, Flughafen, Banken – außerhalb Mariehamns an Bargeld (Euro!) zu kommen ist gar nicht einfach! – Kneipen, Regierungssitz, Schwimmbad und Fähranleger für die riesigen Schiffe, die auf ihrem Weg von Finnland nach Schweden hier Halt machen. All das sorgt dafür, dass die Stadt belebter ist, als man zunächst erwarten könnte – trotzdem ist es dort sehr überschaubar und beschaulich.

Eigentlich war uns aber gar nicht nach Stadt, wir wollten raus in die Natur. Deshalb packten wir die Campingstühle schon am nächsten Morgen wieder ein und machten uns auf die Weiterfahrt; zunächst für einen kleinen Abstecher in Richtung Süden, wo wir ein wunderschönes Café fanden, dann soweit nach Osten, wie es Straßen und Fähren kostenlos zulassen – auf die Insel Vårdö. Auf dem Weg dorthin lag ein Aussichtsturm, der einzige Tunnel Ålands, eine Fähre und zwei Festungsruinen – letzteren statteten wir aber erst auf dem Rückweg einen Besuch ab.

Auf Vårdö gefiel es uns sehr gut. So gut sogar, dass wir so lange blieben, bis wir alle unsere Vorräte aufgegessen und schon einmal auf das Campingplatz-Café zurückgegriffen hatten. In der Zwischenzeit fand eine Fahrradtour mit ausgiebigem Walderdbeerenpflücken und -essen sowie ein Grillfest statt. Ansonsten hatten wir viel Zeit, um ausgiebig zu lesen.

Den Rückweg Richtung Eckerö traten wir am Montag an, denn für Dienstag war die Fähre gebucht. Dieses Mal hielten wir nicht nur an den bereits erwähnten Ruinen und an einem Freilichtmuseum, wir machten auch einen großen Umweg auf den höchsten Berg Ålands im Norden der Hauptinsel.

Die letzte Nacht auf Åland verbrachten wir auf dem Campingplatz, auf dem auch schon unser Inselurlaub begonnen hatte. Früh am Morgen mussten wir dann den Weg zur Fähre antreten, die uns wieder nach Schweden brachte.