Ursprünglich hatte ich geplant, in Helsingborg ein wenig zu shoppen – ich brauche dringend neue Schuhe. Meine Suche nach einem Schuhladen verwandelte sich aber wegen des schönen Wetters schnell in eine Fotosafari. Ich war bisher nie zufrieden mit meinen Stadtfotos und deshalb habe ich die Zeit genutzt, um ein wenig mehr zu experimentieren und die Stadt eher durch die Linse zu sehen, anstatt mich über stürzende Linien und langweilige Straßenansichten zu ärgern. (Bilder zum Vergrößern anklicken)
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Vårvinter in Borås
Nach einer Woche, in der wir krankheitsbedingt kaum vor die Tür getreten sind, waren wir heute endlich mal wieder länger draußen. Kürzlich hatten wir festgestellt, dass wir noch nie länger in der Innenstadt von Borås waren, sondern immer nur zielgerichtet bestimmte Läden aufgesucht haben. Das haben wir also heute nachgeholt – war auch Zeit, immerhin wohnen wir jetzt schon zweieinhalb Monate hier.
Unsere Runde startete an der Hochschule, die sich bereits mit farbenfrohen Jalousien gegen die Märzsonne zur Wehr setzen muss:
Wie in vielen schwedischen Städten, so dachten sich auch die Städteplaner von Borås, dass der Grundriss einer Tafel Schokolade mit großem Marktplatz in der Mitte praktisch und gut ist, aber glücklicherweise weist der Fluss Viskan, der quer durch die Stadt fließt, den Quadratismus in die Schranken. Stattdessen gibt es auch einige Häuser, die sich den Flusswindungen anpassen:
Apropos Stadtplanung: Ich weiß ja nicht, welcher Scherzkeks auf die glorreiche Idee kam, den Platz vor dem Finanzamt ausgerechnet Midasterrasse zu nennen…
Viele Deutsche schimpfen ja immer über das schwedische Brot, das hier oft (aber bei weitem nicht immer) weich und süß, mit deutscher Disziplin gebackenes Knusperbrot dagegen selten und teuer ist. Hier der Dealer für alle Brotjunkies:
Im Untertitel trägt Borås den Namen Skulpturstaden und tatsächlich stößt man in der Innenstadt auf Schritt und Tritt auf irgendwelche Skulpturen. Nicht nur zu Ostern, sondern ganzjährig steht dieser Geselle mit dem bekloppten Blick im Stadtpark:

Das Schwedische kennt ja für die aktuelle Jahreszeit ein eigenes Wort: vårvinter – Frühlingswinter. Im Schatten liegt noch Schnee, nachts ist es noch deutlich unter null Grad (zum Teil zweistellig), aber tagsüber wärmt die Sonne bereits, von den Dächern kommt der Schnee lawinenweise runter und überall tropft und platscht es.
Der Viskan war die letzten Wochen zugefroren, aber die Märzsonne hat bereits ganze Arbeit geleistet. Es reicht aber noch, damit sich die Enten darauf sonnen können. Alle anderen Zweibeiner wählen da doch lieber das Straßencafé direkt am Fluss.
Auch wir konnten uns dem Herdentrieb an diesem sonnigen Vårvintertag nicht entziehen und ergatterten einen der letzten freien Plätze im Café, oder vielmehr: davor. Nichteinmal Heizpilze brauchte es, die Sonne reichte heute vollkommen. Da wir uns die letzten Tage überwiegend von Suppe und Salbeitee ernährt haben, war der erste Straßencafébesuch des Jahres auch aus kulinarischer Sicht eine willkommene Abwechslung und ein gelungener Abschluss unseres Stadtbummels.