Mit Personennummer einloggen. Vier Zeilen überprüfen. Kontrollcode und digitalen Unterschriftencode eingeben. Auf „bestätigen“ klicken. Steuererklärung fertig. Wochenende genießen.
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Steuererklärung auf Schwedisch
Diese Woche hatte ich einen blauen Umschlag vom Skatteverket im Briefkasten: meine Einkommenssteuererklärung. Inhalt des Umschlages:
- 1 Zusammenfassung aller Auskünfte, die 2012 von Arbeitgebern über mich ans Skatteverket übermittelt wurden. Insgesamt sieben für mich relevante Zeilen.
- 1 doppelseitig bedrucktes, bereits ausgefülltes DIN-A 4 Formular zum Kontrollieren, Unterschreiben und Zurücksenden. Insgesamt fünf für mich relevante Felder, wenn man das Unterschriftenfeld mitzählt.
- 1 vorläufiger Steuerbescheid mit der voraussichtlichen Steuerrückzahlung für den Fall, dass ich keine Korrekturen an o.g. Formular vornehme.
- eine 32-seitige Bedienungsanleitung mit vielen bunten Bildern

Schweden wäre jedoch nicht Schweden, wenn das Finanzamt ernsthaft wollte, dass man die fertig ausgefüllte und gegebenfalls korrigierte Steuererklärung wirklich per Post zurückschickt. Auf 18 der 32 Seiten der Bedienungsanleitung findet sich der Hinweis, wie einfach und schnell es ist, die Steuererklärung auf nicht-postalischem Weg zu bestätigen.
Der geneigte Steuerzahler darf dabei zwischen Telefonanruf, SMS, Homepage und App wählen.
Leider musste ich tatsächlich Änderungen an dem Formular vornehmen, sodass die Varianten Anruf und SMS für mich wegfielen. Ich hatte nämlich im letzten Jahr Fahrtkosten in einer Höhe, die die Grenze von 10000 Kronen deutlich überschritten und damit kann ich jede weitere Krone von der Steuer absetzen.
Also loggte ich mich mit meiner Personennummer und einer achtstelligen Kontrollnummer, die auf einem der Formulare abgedruckt war, auf der Homepage des Skatteverkets ein. Ich habe es gestoppt: ab diesem Punkt dauerte die Steuererklärung genauso lang wie das wahrscheinlich berühmteste Musikstück von John Cage: Einkommenszahlen kontrollieren (dafür habe von jedem meiner Arbeitgeber im letzten Jahr ein Kontrollblatt bekommen), Fahrtkosten, Kontonummer und Emailadresse eintragen, sich über die geänderte Zahl bei der zu erwartenden Steuerrückzahlung freuen, alles nochmal kontrollieren, einen achtstelligen Unterschriftencode eingeben, abschicken, zur Sicherheit alles nochmal ausdrucken (ja, ich bin so altmodisch und hefte diese eine Seite noch ab), ausloggen. Fertig.

Wenn ich daran denke, dass meine Eltern früher regelmäßig an einem mittelgroßen Tapeziertisch eine ganze Ferienwoche der Steuererklärung geopfert haben, alle Familienmitglieder zum Sammeln von Bleistiftquittungen angehalten wurden und jedes Jahr neue Steuererklärungssoftware notwendig war, bin ich ziemlich froh, dass ich jetzt in einem Land lebe, in dem Vater Staat zwar alles über Otto Normalverbraucher Sven Svensson weiß, dafür aber die Steuerklärung schneller erledigt ist als der Blogartikel über dieselbige.
Keine Nachrichten = gute Nachrichten
Im Jahr 2000 steckte das Internet noch in den Kinderschuhen, Emails waren noch nicht überall eine Selbstverständlichkeit und vieles wurde sogar noch der guten, alten Post anvertraut. In ebendiesem Jahr war ich als Austauschschülerin mehrere Monate in einer Kleinstadt mit einer Million Einwohnern in der tiefsten zentralchinesischen Provinz.
Da ich bei meiner Abreise wenig über meine Gastfamilie und meine Lebensverhältnisse in den kommenden Monaten wusste, aber schon vermutete, dass die Kommunikation schwierig werden könnte, vereinbarte ich mit meiner Mutter: Keine Nachrichten = gute Nachrichten.
Sollte heißen: Wenn ich mit Malaria darniederliegen, mit Blinddarmentzündung nach Hongkong ausgeflogen würde oder mir eine Rikschah den Fuß abgefahren hätte, dann hätte vermutlich jemand meine Mutter informiert. Im Normalfall bedeutete Funkstille aber höchstwahrscheinlich Stromausfall, keine Internet-/Telefon-/Faxverbindung oder schlicht: viele Erlebnisse und keine Zeit für Heimweh.
Die Funkstille, die hier auf Brevlåda in den letzten Wochen herrschte, ist auf letzteres zurückzuführen. Der Sommer, der sich im August letztlich doch noch hergetraut hat, war einfach zu kostbar, um länger als unbedingt notwendig vor dem Rechner zu sitzen. Außerdem waren in der alten Heimat Sommerferien, sodass wir viel Zeit mit urlaubenden Freunden hier in der Gegend verbracht haben. Die Kombination aus: Job mit Möglichkeit zum Homeoffice + Jonas‘ Semesterferien + VW-Bus + in Schweden (fast) überall verfügbares Internet ermöglichte uns drei lange Wochenenden in Folge, nur ab und zu mussten wir uns dann doch mal bei der Arbeit blicken lassen… (Das heißt nicht, dass ich nicht gearbeitet hätte, aber dabei mit Freunden vor deren Ferienhaus zu sitzen und nach der Arbeit noch schnell in den Vänern zu springen, hat schon was.)

Aber warum „wir“ bei der Arbeit – Jonas hat doch noch Semesterferien? Jein. Die Hochschule ruht zwar noch ein paar Tage, aber sein neuer Job als Kontrabass-/Streicherlehrer in einer kommunalen Kulturschule hat bereits begonnen. Aber davon soll er selbst demnächst hier berichten.
Naturgemäß sammelt sich bei so vielen Erlebnissen eine Menge Erzähl- und Fotomaterial an. Und unser Åland-Urlaub wurde hier auch noch nicht in der nötigen Ausführlichkeit bebildert, ebensowenig wie unser Ein-Jahr-in Schweden-Jubiläum gewürdigt wurde… waaaah, Freizeitstress!

Für kommendes Wochenende hoffe ich daher mal ganz ketzerisch auf schlechtes Wetter, damit neben meiner (deutschen) Steuererklärung von 2011 auch hier ein paar Zeilen entstehen können. Denn am Wochenende danach sind wir auf einen 40. Geburtstag bei (schwedischen) Freunden eingeladen, anschließend folgen drei Chorwochenenden mit Proben und CD-Aufnahme, dann eine Konzertreise nach Cambridge, dann eine Konzertreise nach Karlsruhe und dann ist Weihnachten. Jedenfalls gefühlt.
Auch wenn es hier gerade etwas ruhiger ist – irgendwann kommen auch wieder lange, dunkle Novemberabende und die eignen sich ja bekanntlich ausgezeichnet dafür, die Fotos des vergangenen Sommers zu sortieren und in den Erinnerungen an endlose Sommernächte zu schwelgen. Aber solange lassen wir euch nicht warten. (Wage ich jetzt mal mutig zu behaupten…) Ansonsten gilt: keine Nachrichten = gute Nachrichten.