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„Habt ihr das mit Trollhättan gehört?“ Mit diesen Worten stürmte einer meiner Kollegen am Donnerstag sichtbar erregt in unsere Konferenz. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, welche Ausmaße die Gewalttat an einer Grundschule in Trollhättan, nur eine Autostunde von hier entfernt, hatte. Wir gaben uns dennoch große Mühe, den Tag mit Planungen für eine anstehende Projektwoche in zwei Wochen und einem Schülerkonzert am Abend irgendwie zu Ende zu bringen.

Heute war dann für die Schüler der letzte Tag vor den Herbstferien und viele Schulen hatten Halloweenfeste geplant. Frühmorgens kam die erste Mail der Rektoren, dass Masken und generell angsteinflößende Kostümierungen an diesem Tag nicht erwünscht seien. Am Vormittag war ich an einer Grundschule und die Kollegen in den Klassen bemühten sich, für einen einigermaßen unaufgeregten Schultag zu sorgen, auch wenn die gestrigen Ereignisse natürlich das Tagesthema für Schüler und Lehrer war.

Um die Mittagszeit fuhr ich in die Musikschule, um dort mit zwei Kollegen zusammen Mittag zu essen, als uns der Anruf eines weiteren Kollegen erreichte, der gerade auswärts an einer Schule war. Jemand hatte auf Facebook eine anonyme Nachricht gepostet, dass er/sie sich durch die Ereignisse in Trollhättan inspiriert fühle, ähnliches in Borås durchzuführen. Daraufhin hatte die Schulverwaltung in Borås alle Schulen angewiesen, unmittelbare Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.

Also schlossen auch wir alle Türen ab und überlegten, was wir mit dem verbleibenden Freitagnachmittag vor den Ferien machen sollten. Nahezu im Minutentakt trudelten Mails der Rektoren und der Schulverwaltung ein, wie sich das Personal sich zu verhalten habe und dass es den Eltern frei stehe, ihre Kinder sofort aus der Schule abzuholen. Wir entschieden uns jedoch dafür, den Tag stundenplanmäßig zu Ende zu bringen um so ein bisschen Stabilität in der allgemeinen Aufregung zu geben und so fuhr ich nach meiner Mittagspause weiter zur nächsten Grundschule. Wie erwartet, so waren alle Türen verschlossen und ich musste erst eine der Klassenlehrerinnen anrufen und bitten, mich reinzulassen.

Die Schüler – zumindest an dieser Schule – hatten von der ganzen Aufregung glücklicherweise kaum etwas mitbekommen und so verlief mein Nachmittag einigermaßen normal, wenn auch zäh, was aber wohl eher den nahenden Ferien geschuldet war.

Am späteren Nachmittag fuhr ich dann für die letzten Schüler zurück in die Musikschule. Die Informationslage war nach wie vor undurchsichtig, keiner wusste, ob es sich bei dem Facebookposting um eine ernstgemeinte Drohung handelte oder um einen Trittbrettfahrer, aber die Polizei war mit verstärktem Aufgebot unterwegs und bewachte Schulen, Kindergärten, Horte und Asylunterkünfte. Meine Kollegen, die selbst alle Kinder im Schulalter haben, waren inzwischen mit den Nerven durch, die Stimmung war – gelinde gesagt – angespannt.

Aber irgendwie gingen auch die letzten Stunden vorbei und selten haben wir das Wochenende so sehr herbeigesehnt wie heute. Ferien haben wir Lehrer nächste Woche übrigens nicht, sondern stattdessen Fortbildungstage – einer davon ist in Trollhättan geplant, aber diese Fortbildung wird wohl abgesagt werden, vermute ich.

Am späten Abend verkündeten die Fernsehnachrichten, dass die Polizei in Borås eine junge Frau festgenommen hat, die reuevoll gestanden habe, die anonyme Drohung gepostet zu haben. Sie ist inzwischen wieder auf freiem Fuß, weil ihre Drohung als haltlos beurteilt wurde.

Manchmal verstehe ich diese Welt einfach nicht.

Luxus ist auch…


…unser Wohnmobil. Nicht, dass unser Bus als solcher besonders luxuriös wäre. Natürlich ist er bequemer als ein Zelt, und die Toilette hat uns auch schon manchen Gang durch den Regen erspart. Aber klassischer Luxus sieht im Wohnmobil sehr anders aus.

Der eigentliche Luxus mit unserem Bus ist ein ganz anderer: Freiheit. Die Möglichkeit, einfach mal am Wochenende abzuhauen und den Alltag zu Hause zu lassen. Und zwar ohne sich vorher große Gedanken über die Reiseorganisation zu machen. Einfach ein paar Klamotten zusammengepackt, WoMo-taugliches Essen eingekauft und fahren, wohin einen die Straße führt. Oder wo nette Freunde aus Deutschland auf einen warten. Zum Beispiel über die Pfingstferien in Dalsland.

Mein erstes Studienjahr ist schon seit ein paar Tagen vorbei, ich hatte also am Freitag keine Verpflichtungen und konnte schon (fast) alles für die Reise vorbereiten. Ziemlich bald nachdem Annika den Laptop zugeklappt hatte – sie kann freitags mittlerweile von zu Hause aus arbeiten – waren wir auf der Straße nach Norden. Gegen acht hatten wir unser Ziel erreicht und warteten auf unsere Freunde.

Am nächsten Morgen gab es dann Frühstück mit verspätetem Geburtstagskuchen für Annika vorm Ferienhaus und…

Dann ging es weiter zu einem Antiquitätenladen. Zu Mittag aßen wir im Holzofen gebackenes Brot mit Butter und Käse im urgemütlichen Café in Hamrane (dazu an anderer Stelle mehr).

Den Abschluss machten dann ein Spaziergang und ein Eis am Vänerstrand.

Am Sonntag war dann das Wetter leider nicht mehr ganz so schön, was uns aber nicht von einem Besuch der Schleusen in Trollhättan abgehalten hat.

Selbst in den heute stillgelegten Schleusentreppen grünt und blüht es überall.

Und jetzt dürft ihr raten, was Annika außer dem Kuchen noch zum Geburtstag bekommen hat.

Die erste Woche


Nun sind wir schon fast eine Woche hier, aber mir kommt es schon wie eine Ewigkeit vor, weil bis jetzt jeder Tag so proppevoll mit Eindrücken und Erlebnissen war. Bis heute morgen waren ja auch noch Jonas‘ Bruder und dessen Freundin hier und heute ist der erste Abend, an dem wir hier alleine sind. Aber der Reihe nach.

Montag – der Auszug

Deutschland verabschiedet sich mit einem grandiosen Sonnenuntergang

Dank vieler helfender Hände – nochmal ein dickes DANKE an euch!!! – ging das Kistenschleppen erfreulich fix und selbst beim Wohnungsputz hatten wir noch Helfer. Der Umzugs-LKW war dann auch um 11:30 schon wieder weg, während wir noch die Wohnung übergaben. Für den Flügel hatten wir eine eigene Firma engagiert, die unseren Herrn Schiedmayer aus dem 3. Stock runtertragen und den Transportschlitten und Rollwagen an die beiden Männer vom Umzugsunternehmen übergeben sollten. Der Flügel war auch fix im LKW verschwunden, nur haben sie aus unerfindlichen Gründen Schlitten und Rollwagen mitgenommen. Böser Fehler…
Gegen eins konnten wir dann auch aufbrechen. Jonas und Bruder im VW-Bus, meine „Schwippschwägerin“ und ich im Twingo. Die Fahrt nach Travemünde bei Lübeck war soweit ereignislos und glücklicherweise haben sogar beide Autos noch einen Platz auf der Fähre um 22:00 nach Malmö gekriegt, während unser LKW die kürzere Fähre nach Trelleborg nehmen musste und damit am nächsten Morgen zwei Stunden vor uns in Schweden ankommen sollte.

Dienstag – der Einzug

Gegen 7 Uhr kamen wir in Malmö an und starteten direkt durch nach Skepplanda, schließlich hatte der LKW schon einigen Vorsprung (dachten wir zumindest). Nach etwa dreieinhalb Stunden kamen wir an und Per, der Platzverwalter der Wohnungsgesellschaft, mähte gerade vor unserer Wohnung den Rasen. Die Wohnung war blitzblank geputzt, das hatte offensichtlich eine Reinigungsfirma gemacht, so sauber kann eine Küche eigentlich nur sein, wenn sie gerade neu eingebaut ist (ich weiß, wovon ich rede, ich hatte in Karlsruhe gerade noch einen ganzen Tag lang unsere Küche geputzt!).

Unser Haus wird gerade noch frisch gestrichen - der Giebel wird auch noch rot

Alle Elektrogeräte, d.h. Kühlschrank, Waschmaschine, Trockenschrank und – endlich! – Spülmaschine sahen ebenfalls aus wie frisch ausgepackt und sind von einer namhaften deutschen Weißwarenfirma.

Unser LKW war noch nicht da, also hatten wir noch Zeit für einen Gang zu unserem Minisupermarkt im Ort. Am fortgeschrittenen Nachmittag – wir fragten uns allmählich, ob sie nicht doch die Fähre nach Litauen genommen hatten und dort gerade unseren kompletten Hausstand vertickten – kam dann endlich auch der LKW. Sie hatten in Trelleborg eine falsche Adresse ins Navi eingegeben und waren direkt zu ihrem nächsten Kunden in der Nähe von Växjö gefahren. Da wir ja jetzt ebenerdig wohnen, waren die Kartons und die Möbel zügig ausgeladen – und dann kam der Flügel. Ohne Schlitten, ohne Rollwagen.

Erstes Abendessen auf unserer Veranda

Zuerst versuchten wir eine Schiebelösung mit massenhaft Wolldecken. Unmöglich. Dann konstruierten wir eine Gurttragevorrichtung (Auf der Gurtverpackung stand: „ACHTUNG! Nur zum Verzurren, nicht zum Transport schwerer Gegenstände!“), die uns – oder vielmehr: den Flügel – aber auch nicht nennenswert weiterbrachte. Schließlich fuhr Jonas mit einem der Umzugsmänner in den nächsten Baumarkt, um einen Rollwagen zu kaufen. Fehlanzeige. Ziemlich frustiert saßen wir sechs dann da und wussten nicht richtig weiter.

Ziemlich hoffnungslos fragte Jonas schließlich Milan, den Maler, der gerade unsere Dachbalken rot anmalte, ob er nicht eine Idee habe. Und siehe da: aus seinem Werkzeugschuppen holte Milan einen hydraulischen Hebewagen, der unser Problem in kürzester Zeit löste. 20 Minuten später stand der Flügel unversehrt und spielbereit im Wohnzimmer. Milan ist übrigens nach eigenen Angaben Jugoslawe und hat 8 Jahre in Mainz gelebt und freute sich riesig mal wieder deutsch sprechen zu können – was er gleich dazu nutzte, mich zu fragen, ob ich nicht seiner immer noch in Deutschland lebenden Frau eine Arbeitserlaubnis z.B. als Putzhilfe verschaffen könnte.

Mittwoch – Kisten auspacken

Was soll ich viel schreiben, außer auspacken haben wir an diesem Tag nicht viel gemacht.

Donnerstag – erster Kontakt mit schwedischen Behörden und IKEA

In Schweden gibt es kein Einwohnermeldeamt, denn die Anmeldeformalitäten übernimmt das skatteverket (Finanzamt), dann kennt zumindest die wichtigste schwedische Behörde schonmal die neue Adresse… Bevor wir uns dort aber anmelden und damit eine Personennummer beantragen konnten, mussten wir zunächst unser Aufenthaltsrecht als EU-Bürger beim migrationsverket registrieren. Das hatten wir schon zwei Wochen zuvor von Deutschland aus online gemacht und uns auf eine Wartezeit von 3 Monaten eingestellt. Aber siehe da: Als wir einzogen, lag der wichtige Brief vom Migrationsverk bereits seit 10 Tagen in unserem neuen Briefkasten. Also konnten wir damit direkt zum Skatteverk gehen und die Personennummer beantragen. Das war ein unkomplizierter Gang mit einem zweiseitigen Formular ohne irgendwelche Wartezeiten. Jetzt heißt es 4-6 Wochen auf die Personennummer warten.

Sommerdiamanten!

Das Skatteverk liegt auf dem Weg zu unserem nächsten IKEA, der etwa 30 km entfernt ist. Auch dazu muss ich nicht viel sagen, es gibt dort Billy, Benno und Köttbullar. Und das Regal, dessentwegen man dorthin gefahren ist, ist gerade nicht mehr im Lager. Also alles genauso wie in einem deutschen IKEA.

Abends lockt ein Sprung in „unseren“ See, nur 8 km entfernt. Inzwischen hüpfe ich rein, ohne mich vorher abzukühlen. Wir haben noch nicht gemessen, aber er hat wohl so um die 20 Grad. Und wenn man abends hingeht, hat man den See auch ganz für sich alleine.

Freitag – Ausflug nach Trollhättan

Die Vattenfall-Wasserfälle

Jonas zweiter Bruder ist gerade in Oslo und kam übers Wochenende. Da die Bahnstrecke vor unserem Dorf noch die nächsten zwei Wochen umgebaut wird, konnte er nur bis Trollhättan fahren, was wir dazu nutzten, uns die Stadt anzuschauen. In Trollhättan sitzen Saab und Volvo Aero, außerdem ist es die Geburtsstadt von Vattenfall, denn dort steht das „Ur-Wasserkraftwerk“ an einem Wasserfall, der heute noch zu touristischen Zwecken im Sommer eine Viertelstunde am Tag geöffnet wird. Als wir dort waren, fiel tatsächlich jede Menge Wasser, sodass wir uns schnell in das absolut empfehlenswerte Technik- und Naturwissenschaftsmuseum Innovatum verkrochen.

Leuchtturm auf Marstrand, im Hintergrund eine Regatta

Samstag – Ausflug ans Meer

Mit nun drei Feriengästen und bestem Sommerwetter bot sich ein Ausflug in die Schären geradezu an.

In den Schären bei Marstrand

Marstrand liegt auf einer Schäre desselben Namens etwa eine Autostunde von uns entfernt. Man kann mit dem Auto bis auf die vorletzte Insel fahren, dann geht es mit einer kleinen Fähre hinüber nach Marstrand. Dort machen viele Schweden Urlaub, aber auch superreiche Russen mit ihren schicken Yachten kann man dort sehen. Oder man macht sich zu Fuß auf den Weg in den westlichen Teil der Insel und kann sich ganz schnell wie der einzige Insulaner fühlen.

Sonntag – Ausflug in Königs Elchjagdrevier

Nahe Trollhättan gibt es zwei Tafelberge direkt am Vänern – Halle- und Hunneberg -, wo die Königsfamilie wohl regelmäßig auf Elchjagd geht, was die Wahrscheinlichkeit, dort einen Elch zu sehen, zumindest außerhalb der Jagdsaison deutlich erhöht. Uns reizte jedoch mehr die Vorstellung, von einer  50 m hohen Steilklippe aus über den Vänern zu schauen und eine schöne Wanderung zu unternehmen, daher haben wir auch das Elchmuseum links liegen gelassen. Abends wartete dann in Trollhättan der Zug nach Oslo auf Jonas Bruder.

Montag – Alltag kehrt ein

Nachdem vormittags auch unsere beiden geduldigen Umzugshelfer abgereist sind, war das heute unser erster Tag allein in unserem neuen Heim. Inzwischen haben wir zumindest einen Internetstick, mit dem sich das Surfen ein bisschen anfühlt wie in den späten 90ern, so langsam ist es. Daher können wir leider noch nicht skypen, aber wir sind an einer besseren Internetverbindung dran. Immerhin habe ich heute ernsthaft mit der Jobsuche beginnen können und meine Daten in verschiedenen Jobbörsen hinterlegt.

Der Urwald vor der Haustür

Zum ersten Mal haben wir heute einen längeren Spaziergang von unserem Haus aus unternommen. Nur 100m von hier beginnt ein Urwald, wo man hinter jedem Baum Ronja Räubertochter erwarten könnte und der noch viele Möglichkeiten für unterschiedliche Runden über Stock und Stein bereithält. Und für den Winter gibt es eine beleuchtete Loipenrunde durch den Wald. Das ist doch was anderes als unsere Standardrunde durch die Karlsruher Schrebergärten.

Viel los also in den letzten Tagen und jeden Tag so viel Neues. Die nächsten Tage werden wir hier noch weiter rumräumen und ein Besuch bei IKEA steht auch noch an, bevor für Jonas nächsten Montag das Semester startet. Bis dahin genießen wir hier den Spätsommer, der uns mit viel Sonne und Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad beglückt. So solls sein!

Kurzes Update


Ihr Lieben, die Ihr wahrscheinlich sehnsuechtig auf Neuigkeiten wartet: Wir sind gerade im Innovatum in Trollhättan, ein Technikmuseum, und natuerlich gibt es hier freies Internet. Jonas‘ Bruder No. 2 ist heute hier eingetroffen und draussen schuettet es herbstlich, daher ist so ein Tag im Museum genau das richtige. Beim Umzug ging alles glatt, sogar den Fluegel haben wir irgendwie ins Haus gekriegt und 45 der 50 Kartons sind inzwischen auch schon ausgeräumt. Bis Montag haben wir aber noch „full house“ daher ist hier vorläufig noch Funkpause. Uns geht es gut, alles ist schön, vor allem unser Haus.

Skepplanda und Umgebung


Die letzten Monate hatte ich zu viel Zeit zum Schreiben, aber es hat sich viel zu wenig ereignet, was bloggenswert gewesen wäre. Die vergangenen zwei Wochen war es gerade umgekehrt, eigentlich hätten wir jeden Tag einen Artikel loswerden können, hatten aber meistens kein Internet oder saßen dann doch lieber in der endlosen Abendsonne. Jetzt sind wir aber wieder in Karlsruhe und ich versuche mal, ein wenig aufzuarbeiten.

Chronologisch am Anfang unserer Reise stand ja unsere Wohnungssuche, die erfreulich kurz und unkompliziert verlief. Doch wo werden wir wir jetzt eigentlich genau wohnen?

Skepplanda

Skepplanda ist ein Dorf mit knapp 2000 Einwohnern und liegt in der Gemeinde Ale (Ale kommun), die wiederum zu großen Teilen im Tal des Göta älv liegt. Der Göta älv fließt vom südlichsten Zipfel des Vänerns Richtung Göteborg und zählt zu den wichtigsten Wasserstraßen Schwedens.
Der erste Laut in Skepplanda klingt, als würde man mit einer heißen Kartoffel im Mund geräuschintensiv ausatmen, den Rest kann man getrost deutsch aussprechen: Chepplanda. Skepp heißt übrigens Schiff, ein Hinweis auf frühere Einnahmequellen der Bewohner.

Skepplanda kyrka, um 1700 erbaut

In Skepplanda gibt es einen kleinen Supermarkt, eine Bibliothek, ein Schwimmbad, einen Kindergarten, ein Ärztehaus, einen Frisör, eine Pizzeria, eine Grundschule bis zur 6. Klasse (die schwedische Grundschule geht bis zur 9. Klasse, danach folgt ein dreijähriges Gymnasium, aber das ist ein anderes Thema), einen Tischtennisklub, der auch Fußball, Gymnastik und Handball anbietet, 4 (!) Fußballplätze, ein Gasthaus, ein Heimatmuseum (dazu bei Gelegenheit mehr) und eine Kirche.

Verkehr

Von Skepplanda aus sind es nur etwa fünf Kilometer nach Älvängen. Älvängen ist nicht schön, aber praktisch. Dort gibt es alles, was man so im Alltag braucht: einen Baumarkt, einen größeren Supermarkt, einen Optiker, einen Second-Hand-Laden, ein Seilereimuseum (für die Schiffe!) usw. Und einen Bahnhof, der an der großen Bahnlinie Göteborg – Trollhättan liegt, die gerade zweispurig ausgebaut wird und ab September freigegeben werden soll. Von dort ist man mit der Bahn in jeweils 23 Minuten entweder in Göteborg oder in Trollhättan. Außerdem liegt Älvängen an der E45, der Autobahn Göteborg-Trollhättan, die aber im Moment zumindest in Richtung Göteborg eine einzige Baustelle ist. Wenn die irgendwann fertig ist, sind es mit dem Auto rund 40 Minuten bis GTBG Zentrum.
Für uns heißt das, dass wir verkehrstechnisch zwar prima angebunden sind, aber trotzdem nicht direkt an der Autobahn und der großen Bahnlinie wohnen, sondern ziemlich ruhig in unserem „Käffchen“. Im Übrigen erschließt sich mir dadurch nahezu der komplette Arbeitsmarkt zwischen Göteborg und Trollhättan.

Auf dem Weg nach Göteborg passiert man den Doppelort Nödinge-Nol, mit rund 8000 Menschen der Hauptort der Kommune Ale, denn einen Ort Ale gibt es nicht. Dort gibt es dann ein riesiges Einkaufszentrum auf der grünen Wiese, ein Gymnasium mit Musikprofil (was in Schweden wohl eher selten ist), eine Musikschule, eine Volkshochschule, ein Wikingermuseum (Abnehmer der Schiffe und Seile) und bestimmt noch mehr, von dem wir später mal berichten werden.

Freizeit

Nur 10 Autominuten von unserem Haus entfernt ist der nächste See. Muss ich noch genauer werden…?

Was man sonst noch wissen sollte

– Berühmte Personen aus Skepplanda sind laut der schwedischen Wiki ein Fußball- und ein Handballspieler. Naja, bei vier Fußballplätzen…
– Alexander Samuelson
, der Mann, der der Coca-Cola-Flasche ihre Form gab, erlernte sein Handwerk in der Glasfabrik in Surte, das ebenfalls zur Ale kommun zählt.
– Das Gymnasium Ale war eine Zeitlang überregional dafür bekannt, dass es einen Schulvorstand mit Schülermehrheit (Lokal styrelse med elevmajoritet) hatte. 2007 setzte die bürgerliche Regierung das Projekt aber ab.