Pünktlich zur Tag- und Nachtgleiche und damit zum Frühlingsanfang lud das Wetter endlich mal wieder zu einem Spaziergang ein. Weiter als bis zum Vogelturm haben wir es aber nicht geschafft, denn einen Tag zuvor lag ich noch mit Fieber im Bett und Annika war auch nicht ganz fit. Stattdessen haben wir uns im Windschatten in die Sonne gelegt und einfach nur das Licht genossen.
Die Sonne wärmt jetzt schon wieder richtig, es herrscht auch nicht die ganze Zeit Sonnenauf-/-untergangsstimmung und selbst um sieben Uhr abends ist es nicht mehr stockfinster. Der See ist, bis auf in einigen Buchten, wieder komplett offen und überhaupt sieht man Eis und Schnee nur noch selten. In der Stadt hat man sogar schon angefangen, den Split zusammenzukehren.
Seit einigen Wochen hört man immer öfter Gänse, die aus dem Süden heimkehren, am Hornborgasjön haben sich schon wieder mehrere tausend Kraniche versammelt und an den Bäumen fangen die Knospen an, dicker zu werden. Jedes Jahr ist es wieder schön, die Natur beim langsamen Erwachen aus dem Winterschlaf zu beobachten.
Und da die Natur bekanntermaßen gezähmt werden muss, konnten wir es uns dann nicht verkneifen, eine erste Spritztour mit unserem neuesten Gartenspielzeug zu machen, das wir vor ein paar Tagen abgeholt haben. Über den Winter liegengebliebenes Laub kann man ja auch einfach zerhäckseln, statt es einzusammeln…
Spätestens heute wurde es klar: Es ist vårvinter (Frühlingswinter). Diese einzigartige Jahreszeit zwischen Winter und Frühling gehört mitlerweile zu meinen liebsten Jahreszeiten. Während in Süddeutschland Anfang März immer schon die Osterglocken blühen ist es selbst hier in Südschweden oft noch richtig kalt, vor drei Jahren war der See noch bis in den April hinein dick mit Eis bedeckt. Gleichzeitig zieht sich die Winterdunkelheit aber merklich zurück, die Tag- und Nachtgleiche ist nicht mehr weit und man kann in windgeschützten Ecken schon die wärmende Frühlingssonne genießen. Heute waren wir mal wieder am Vogelturm, um zu sehen, ob der See noch zugefroren ist (ja, ist er), und dabei konnte man richtig beobachten, wie die Welt ganz langsam wieder aufzutauen beginnt. Unweigerlich fielen mir dabei zwei meiner liebsten schwedischen Chorstücke ein, die von dieser kalten, aber hellen Zeit handeln.
Förvårskväll (Text: Ragnar Jänderl, Musik: David Wikander)
Mogens Dahl Chamber Choir, Leitung: Mogens Dahl. Von der CD North Room. Secular choir music from Scandinavia, Exlibris 2010.
Vårsång (Text und Musik: Wilhelm Peterson-Berger)
Bolagsstämmorna (Chor der Göteborgs Handelshögskola), Leitung: Tove Åhrman. Mitschnitt des Frühlingskonzerts am 17. Mai 2013 in Mariakyrkan, Göteborg.
Eine gute Woche lang hatten wir jetzt Besuch aus Deutschland, meine Mutter hat unser Gästezimmer eingeweiht. Und leider ist es wie immer – je mehr man erlebt, desto weniger Zeit hat man zum Bloggen. Und nach einer Woche mit ununterbrochen strahlendblauem Himmel (Zitat meiner Mutter: „Euer Wetter ist echt langweilig. Jeden Tag gleich.“) und täglichen Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung sitzt man dann auf rund 1000 Fotos und gefühlt ebensovielen Erlebnissen und weiß überhaupt nicht, wo man anfangen soll zu erzählen und zu bebildern.
Ich könnte zum Beispiel erzählen von Karfreitag, als Jonas und ich in einer wunderschönen blau-weißen Holzkirche unsere erste Mugge als Duo hatten. Ich würde mir den Kommentar erlauben, dass Kontrabass und Klavier die optimale Besetzung für die Umrahmung von Karfreitagsgottesdiensten seien.
Oder ich könnte erzählen vom Samstag, als wir um die Mittagszeit in der Innenstadt eher versehentlich in einen Umzug von kleinen Påskkärringar (Osterhexen), Osterhasen und Osterhühnchen gerieten, die sich anschließend auf dem Marktplatz zum großen Tanz um den Osterbaum versammelten. Die Lieder waren zum Großteil die gleichen wie an Mittsommer (und an Weihnachten) – Hauptsache, in der Mitte steht etwas, um das man tanzen und singen kann…
Osterumzug in Borås
Tanz im den Osterbaum
Osterbaum…
… mit Osterhase
Ich könnte erzählen von dem kleinen Flugzeug, das am Samstagabend auf unserem zugefrorenen See landete und am Sonntag morgen wieder abhob. In diesem Zusammenhang könnte ich auch noch erzählen, wie ich an die Telefonnummer des gutausehenden Piloten kam.
Das Flugzeug wird in Parkposition gerollt
Armaturenbrett
Navigation mit Straßenkarte
Parkplatz auf dem Eis
Die vielen Spaziergänge auf unserem Haussee würde ich vermutlich am Rande erwähnen, aber vor allem würde ich erzählen, wie oft wir mit unseren Kiekern auf dem Vogelturm am See standen und uns über die auf dem Eis rastenden Wildgänse und Singschwäne freuten.
Mittagsrast an der Eiskante
Drei streitende Wildgänse
Kohlmeise
Blaumeise
Wildgänse – Abendruhe
Wildgänse – Abflug!
Natürlich würde ich euch ein bisschen neidisch machen wollen mit unserem Besuch in dem kleinen Mühlencafé, in dem es sehr leckere Hausmannskost und süße Leckereien gab und wo wir definitiv nicht das letzte Mal waren. Oder mit dem kleinen lanthandel direkt an der Mühle, in dem es fantastisches Apfelmus, Marmeladen und hantverk gibt. Und ich würde die faszinierenden Eisformationen im Mühlbach erwähnen.
Auf dem Weg zu Vänga Kvarn
Mühlencafé Vänga Kvarn
Vänga Kvarn mit Sonnenterrasse
Eisformationen im Mühlbach
Lanthandel Vänga Kvarn von außen…
… und von innen
Bestimmt würde ich euch auch vorschwärmen von unseren Wanderungen durch Hochmoore und über vereiste Wege, der fantastischen Aussicht vom Gipfel des Boråser Skiberges und der Tatsache, dass wir jeden Mittag irgendwo in der Sonne rumgelegen haben. Nicht nur auf unseren Wanderungen, sondern auch auf unserem Ausflug nach Ulricehamn, einem Bilderbuchstädtchen etwa 30 km von hier, welches ebenfalls auf unserer „Nicht-zum-letzten-Mal-Liste“ gelandet ist.
Hochmoor Vänga Mosse
Aussicht über Borås von Rya Klint
Starthäuschen am Slalomhang von Borås
Frühlingswald
Uferpromenade von Ulricehamn
Nicht nur wir genießen die Frühlingssonne
Und mit Sicherheit würde ich Unmengen von Fotos posten, die ich an unserem Tag am Hornborgasjö geschossen habe. Ich würde erzählen, dass der Hornborgasjö jedes Jahr fester Rastplatz der aus dem Süden zurückkehrenden Kraniche ist und sich dort bis zu 25 000 Kraniche tummeln und ihre Paarungstänze vollführen. Im gleichen Atemzug würde ich mich darüber beschweren, dass wegen der Kälte in Deutschland die meisten Kraniche noch nicht angekommen waren, aber dass auch gut 1000 Kraniche + Wildgänse + Schwäne schon für ein unglaubliches Gewimmel und noch ohrenbetäubenderes Gekreische sorgen können. Vielleicht würde ich auch noch zwei Links setzen: zur täglich aktualisierten Kranichzählung und zu den Webcams, auf denen man das Vogelgewusel live beobachten kann.
Aussicht vom Besucherzentrum am Hornborgasjö
Drei Singschwäne
Kraniche
Kraniche im Landeanflug
Vogelgewusel – in der Mitte zwei Kraniche beim Paarungstanz
Tanz des Kranichs
Aber wann soll ich bitte diese ganzen Artikel schreiben – unsere Osterferien gehen doch nur noch bis Sonntag?!
Nach einer Woche mit drei Musicalaufführungen, zwei Tagen mit Öppet hus – nur eine offene Tür tuts hier nicht, es ist natürlich das ganze Haus öppet – und meinem XXL-Unterrichtstag, an dem ich netterweise unterrichtet habe, obwohl er uns als Ausgleichstag für die vorangegangen vier Wahnsinnstage freigestellt war, war ich dieses Wochenende einfach. Nur. Platt.
Seit vier Wochen haben wir nahezu ununterbrochen fantastisches Wetter, aber erfreulicherweise noch keine Plusgrade. Ja, erfreulicherweise! Es liegt zwar nur noch sehr wenig Schnee, denn der nimmt tagsüber bei max +2° und Sonne langsam, aber doch beständig ab, dafür sorgen die nächtlichen Minusgrade im zweistelligen Bereich dafür, dass „unser“ See weiterhin zugefroren bleibt. Die Eisangler messen 20-30 cm. Man sagt, ab 4 cm trägt das Eis gerade so, ab 10 cm kann man sich sicher fühlen, wenn man die Zu- und Abflüsse meidet.
Neulich hat es dann doch mal wieder geschneit und man konnte sehen, was sich so alles auf dem Eis rumtreibt:
Fußgänger
Langläufer (klassisch)
Langläufer (Skating)
Quadfahrer
Schlitten mit Zugmensch
Schlitten, vielleicht mit Drachen gezogen?
Fahrradfahrer und Tourenschlittschuhläufer
Eisangler
Schlittschuhläufer, Anfänger
Schlittschuhläufer, fortgeschritten
Tier, das irgendwas mit sich zieht?
Dasselbe Tier nochmal
Falls jemand eine Idee hat, wie die letzten Spuren entstanden sein könnten, freuen wir uns über Hinweise!
Pünktlich zum Wochenende hat sich der Himmel dann auch wieder zugezogen, nachdem er sich die ganze Woche über wunderbar blau gehalten hatte… na toll! Hoffen wir mal, dass der schwedische Wetterdienst recht hat und dass es morgen wieder aufklart.
Dann nutze ich die Zeit jetzt halt dafür, einige Fotos vom letzten Sonntag online zu stellen, als uns die gefühlt ersten Sonnenstrahlen des Jahres nach draußen lockten. Da haben wir nämlich entdeckt, dass sich unser Vogelturm ganz ausgezeichnet zum Beobachten von Vögeln eignet – welche Überraschung – und um Menschen bei diversen Aktivitäten auf dem Eis zuzuschauen.
Während diese Schwanzmeise nach dem Meisenknödel gierte, den man freundlicherweise beim Vogelturm aufgehängt hat…
…tummelten sich auf dem Waldboden zwei Artgenossen…
…sowie eine Kohlmeise.
Später dann…
…wurden sie von…
…einigen Blaumeisen abgelöst.
Ein Kleiber beim Picken…
…und bei seiner Lieblingsbeschäftigung: baumabwärts Laufen.
Nicht nur Vögel, auch Drachen flogen herum.
Außerdem konnte man auf dem zugefrorenen See vorzüglich joggen.
Mit dem Fahrrad haperte es noch ein bisschen,…
…klappte dann aber auch noch.
Am liebsten geht der gemeine Schwede bekanntlich zum Pimpelfiske (Eisangeln) auf den See.
An der Mündung des Viskan in den Öresjö, direkt unterhalb des Vogelturms, hatten sich diese Eisformation aufgetürmt.
Wer kann uns helfen: Was für ein Tier ist hier hergelaufen?
Da ich am Freitag leider eine Absage von meinem erhofften neuen Arbeitgeber erhalten hatte, mussten wir dieses Wochenende unbedingt was Schönes machen.
Deshalb haben wir gestern eine befreundete deutsch-schwedische Familie besucht, die hier in der Nähe „im Wald“ wohnt. Eigentlich wollten wir gemeinsam Eisangeln gehen, aber da es doch ziemlich windig, kalt und ungemütlich war, gingen wir direkt wieder ins Haus, nachdem wir das Loch gebohrt hatten.
Wie tief das Eis wohl ist?
Männer bei der Arbeit
Jonas schafft den Durchbruch
„Uiii, ist das tief!“
Wir waren einigermaßen beruhigt, als wir sahen, dass das Eis an die 30cm dick war. Der Jüngste schien trotzdem ziemlich Angst davor zu haben, sich auf dem Eis aufzuhalten, was sein Vater mit den Worten „ist halt ein halber Deutscher“ kommentierte…
Heute, am Sonntag, konnten wir in der Sonne frühstücken, die jetzt bereits wieder zur (Sonntags-)Frühstückszeit in unsere Küche scheint. Das Thermometer auf der Außenfensterbank stieg dann auch rasch auf unrealistische +15° an – die tatsächliche Lufttemperatur dürfte jedoch tatsächlich im Plusbereich gewesen sein.
Bei diesen fantastischen Voraussetzungen mussten wir unbedingt an den Hultasjön, wo wir ja im Sommer immer baden gehen, und wo auch das Ferienhaus liegt, das Jonas Eltern an Weihnachten gemietet haben.
Mit dem Wissen, dass das Eis dick genug ist, noch dazu bei warmer Mittagssonne und Windstille war das heute ein echter Wintertraum – oder doch schon vårvinter (Frühlingswinter), die schwedische fünfte Jahreszeit?
Wir waren bestimmt zwei Stunden auf dem Eis und ich war danach auch ordentlich durchgeschwitzt, obwohl ich meine Winterjacke schon bald ausgezogen hatte. Warum? Seht selbst…
Zugegeben, meine besten Zeiten als Eisprinzessin habe ich wohl hinter mir, aber zu meiner Verteidigung muss ich auch sagen, dass die Schneedecke auf der Eisfläche ganz schön gewöhnungsbedürftig war und das Eis mit schönem Eishalleneis ungefähr so viel gemein hatte, wie eine Schotterstraße mit einer Bowlingbahn…