Sorry für die Funkstille hier im Blog, hier passiert jobmäßig und privat einfach gerade zu viel, als dass wir Zeit zum Bloggen hätten.
Wir verkaufen unseren VW-Bus, der uns seit 2011 treu auf unseren Reisen begleitet hat:
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Wir verkaufen unseren VW-Bus, der uns seit 2011 treu auf unseren Reisen begleitet hat:
Kurz vor Christi Himmelfahrt, einem unserer wenigen freien Wochenenden in diesem Frühjahr, musste unser VW-Bus in die Werkstatt und der Werkstattmann sagte uns direkt, dass das vor dem langen Wochenende nichts mehr werden würde, weil er ein Ersatzteil bestellen müsse. Wir hätten das Wochenende ja gerne für eine erste Probeausfahrt genutzt, hmpf…
Als wir dann letzte Woche Dienstag auf einem unserer zur Zeit sehr ausgedehnten Abendspaziergänge unangekündigt auf einen Kaffee bei Freunden vorbeischauten, erzählten sie uns freudestrahlend, dass sie gerade ihren Wohnwagen reisefertig gemacht hatten und am nächsten Tag für zwei Nächte nach Gränna am Vättern fahren wollten. Seufzend erzählten wir von unserem Pech mit der Reparatur und ohne zu zögern erwiderten sie sofort: dann fahrt doch mit uns, unser Wohnwagen ist groß genug für vier!
Die Aussicht, mit den beiden nach Gränna und Visingsö zu fahren, erschien uns durchaus verlockend, und der Wohnwagen ist wirklich ziemlich groß, also sagten wir zu.
Was wir mitnehmen sollten – Schlafsack, Bettwäsche? Neenee, sie bereiten alles vor, wir sollen lieber mit kleinem Gepäck kommen, Klamotten und Zahnbürste reichen. Wie im Fünf-Sterne-Hotel lobten wir, doch C. meinte, sie werde uns keine Schokoladentäfelchenaufs Kopfkissen legen. Wir einigten uns also auf nur vier Sterne.
Am Mittwochabend packten wir dann nach dem letzten Schüler fix zwei Taschen, eine mit unseren Klamotten, eine mit Wein und Grillzeug, denn wenigstens für das Abendessen wollten wir sorgen. Die beiden waren schon voraus gefahren und als wir gegen acht in Gränna ankamen, standen Wohnwagen und Vorzelt schon bereit.
Während ich drinnen half, Campingstühle und Tisch zusammenbauen, rief Jonas von draußen „Wo hast du denn die Tasche mit den Klamotten hingetan?“ – „Ich? Wieso ich? Du wolltest doch…“
Da standen wir also nach zwei Stunden Autofahrt, die Sonne wollte gerade fotogen im Vättern untergehen, das Fleisch lag auf dem Grill und der Wein war bereits geköpft und wir hatten keine Klamotten, außer denen die wir anhatten, was in Jonas Fall ein T-Shirt und eine Jeans war. In meiner Jacke hatten wir wenigstens die Weinflaschen transportsicher eingerollt. (Man muss schließlich Prioritäten setzen!)
Im Wunderwohnwagen fanden sich schließlich noch zwei eingeschweißte Zahnbürsten (Upgrade auf fünf Sterne!) und Jacken und Wechselklamotten werden beim Camping ohnehin überbewertet.
Am nächsten Tag verbrachten einen fantastischen Himmelfahrtstag auf Visingsö. Der Raps, der See, der Löwenzahn und die blühenden Obstbäume schienen sich gegenseitig in ihrer Farbenpracht übertrumpfen zu wollen, als wir mit Fahrrädern und Tandem über die Insel juckelten.
Erwähnten wir eigentlich schonmal, dass wir es hier unverschämt gut mit unseren neuen Freunden getroffen haben?
In der Woche vor Ostern hatten wir Osterferien, und natürlich mussten wir die Gelegnheit nutzen, um unseren VW-Bus zum zweiten Mal in diesem Jahr auf einen Kurzurlaub auszuführen. Die Wahl des Reiseziels fiel auf die Insel Öland im Südwesten Schwedens, da diese für ihr mildes Klima bekannt ist. Außerdem wollten wir sowieso schon länger mal dahin, aber im Sommer ist es dort so voll von Touristen, dass wir die Reise in den großen Ferien gescheut haben. Jetzt vor Ostern waren aber nur ein paar Vogelnerds dort, die die unglaubliche Vielfalt an durchziehenden und brütenden Vögeln beobachten.
Leider hatte ich am Samstag noch ein Konzert mit der Musikschule, so dass wir erst am Samstagabend losfahren konnten. So schafften wir es zunächst nur die halbe Strecke bis Nässjö im tiefsten Småland, wo wir für die Nacht Halt machten. Als wir dann am nächsten Tag losgefahren sind, hatten wir es noch nicht einmal bis zurück auf die Hauptstraße geschafft, als sich der Keilriemen unseres treuen WoMos mit einem leisen, aber deutlich hörbaren *pang* verabschiedete…
ADAC angerufen, nach einer Stunde kam der Abschleppwagen, „Nein, ich kann da nichts machen, so einen Keilriemen habe ich nicht dabei.“ So wurden wir dann zur nächsten VW-Werkstatt geschleppt, wo natürlich niemand arbeitete, es war ja Sonntag.
Also haben wir notgedrungen den Tag in der Metropole Nässjö verbracht, die vor allem als Eisenbahnknotenpunkt bekannt ist und neben einem riesigen Bahnhof eigentlich gar nichts zu bieten hat. Zum Glück konnte dann aber unser sehr freundlicher und kompetenter Mechaniker den Keilriemen gleich Montag früh wechseln und schon um halb neun rollten wir weiter Richtung Öland.
Das erste Wahrzeichen von Öland sahen wir dann noch bevor wir auf der Insel waren. Die 1972 eröffnete Brücke über den Kalmarsund war immerhin einmal die längste Brücke Europas und bis heute ist sie mit gut sechs Kilometern die längste Brücke Schwedens.
Auf Öland bogen wir zunächst nach Süden ab. Dort ist vor Ostern noch mehr los als im touristischeren Norden, wo die meisten Sehenswürdigkeiten, Cafés und Geschäfte erst an Gründonnerstag oder Karfreitag aufmachen sollten. Der Süden hingegen ist vor allem für die ungewöhnliche Natur bekannt, und die interessiert sich zum Glück nur bedingt für Ferien und Feiertage, an denen sich das Geschäft lohnt.
Wichtigster Landschaftstyp auf Öland ist das sogenannte Alvar, eine karge Heidefläche, deren Untergrund aus nur wenigen Zentimetern Erde besteht, die auf hartem Kalkstein liegt. Hierher haben die Bauern früher ihr Vieh getrieben, heute fühlen sich vor allem Vögel wohl. Damit das Gebiet nicht übermäßig verbuscht, wird aber auch heute noch Vieh zum Weiden insbesondere auf Stora alvaret, die größte Alvarfläche Ölands, getrieben.
An Ölands südlichstem Zipfel stößt das Alvar dann auf das Meer. Hier tummeln sich Unmengen seltener Vögel, Ziel aller nach Öland pilgender Vogelnerds. Für diese und für alle Naturinteressierte hat man aus der kleinen Häuseransammlung rund um den Leuchtturm Långe Jan ein Vogelbeobachtungs- und Informationszentrum gemacht. Die gesamte Umgebung ist wunderschön und bietet nicht nur Vögel, sondern vor allem Linie viel Ruhe und eine fantastische Weitsicht in alle Richtungen.
Nicht nur an der Südspitze, überall ist das Meer gegenwärtig, wenn man auf Öland ist, denn die Insel misst an ihrer breitesten Stelle gerade einmal 16 km. Und nicht nur das Meer, sondern vor allem der unglaublich weite Himmel mit allen seinen Wolkenformationen und Farben (wenn auch das Blau dominierend war) hatte es der Fotografin an meiner Seite angetan.
Noch vor Ölandsbron und Stora alvaret ist Öland wegen seiner vielen Windmühlen bekannt, von denen es einmal an die 2.000 gab. Heute sind immerhin noch gute 400 erhalten, die sorgsam gepflegt und vor dem Verfall bewahrt werden. Wo immer man in Öland hinfährt, an ein paar Mühlen kommt man immer vorbei.
Ein wenig Kultur und Zivilisation stand natürlich auch auf dem Programm: Ein Bummel durch das „mondäne“ Borgholm, in dessen Nähe die königliche Familie ihren Sommerurlaub verbringt; ein Spaziergang durch Mörbylånga, wo der schwedische Maler Per Ekström gewirkt hat; ein sehr leckeres Abendessen in Sandviks kvarn, Nordeuropas größter WIndmühle; ein Besuch bei den alten Kalksteinbrüchen an der nördlichen Westküste, die eine tragende Rolle im Roman Öland von Johan Theorin spielen, den Annika während des Urlaubs gelesen hat. So richtig wohl war ihr daher beim kraxeln durch den Steinmännchenwald nicht, wer weiß, ob nicht irgendwo dort eine Leiche rumliegen würde…
Bis zur Nordspitze haben wir es dann nicht mehr geschafft, denn am Ostersonntag musste Annika im Gottesdienst Daher bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als in naher Zukunft wieder nach Öland zurückzukehren, um auch wirklich alles gesehen zu haben. Was ein schlimmes Schicksal…