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Corona-Wanderungen: Nach Gingri


Heute bin ich eine Runde gegangen, die früher zu unseren Lieblingsspaziergängen gehörte. Aus irgendeinem Grund haben wir sie allerdings gefühlt seit Jahren nicht mehr gemacht. Wir wohnen ja zwischen zwei Naturschutzgebieten, eins am See und eins, durch dass sich der Fluss Viskan schlängelt und dass sich dann an der recht steilen Talseite hochzieht. Oben angekommen kann man über die Höhe ins Dorf Gingri laufen und dann wieder zurück ins Tal zu unserer Hausbadestelle. Ein Großteil der Strecke führt durch lichte Wälder und Weideland und ist als Gingrileden (Gingriweg) orange gekennzeichnet, der Rest verläuft über andere Wege und Schotterstraßen vom einen Naturschutzgebiet ins andere.

Nach Gingri gehen wir nach wie vor recht häufig, zumal dort Freunde wohnen, die immer gerne einen Tee aufsetzen, wenn man spontan vorbeikommt. Aber just diese Variante haben wir lange nicht mehr gemacht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sich das in Zukunft wieder ändern wird…

Corona-Wanderungen: Autobahnraststätte Boråstorpet


Vor zwei Wochen mussten wir mit dem Wohnmobil zur besiktning, zum TÜV. Da wir wegen der Fahrzeughöhe damit in eine Werkstatt müssen, die ein Stück außerhalb von Borås liegt, mussten wir ein Stück Autobahn fahren. Wenn ihr mal die Autobahn „Riksväg 40“ von Göteborg Richtung Jönköping fahrt, empfehlen wir einen Stopp an der Raststätte „Boråstorpet“, die bereits mehrfach zu Schwedens schönster Raststätte gekürt wurde.

Raststätte Boråstorpet an der Autobahn R40 Göteborg-Jönköping. Bild: https://hemslojden.org/forening/borastorpet/

Während der Sommermonate wird in dem historischen Gebäude der Raststätte „hantverk“ verkauft: Geschnitztes, Geschmiedetes, Gestricktes, Genähtes und man kann sehr schön seinen Kaffee am See trinken. Es gibt auch ein paar kleinere Spazierwege. Einer davon führt einen Fußgängertunnel unter der Autobahn, durch einen Trollwald an einen See, den Stora Kolsjö, ca 1 km von der Raststätte. Hier könnte man im Sommer sogar baden, doch als wir Mitte März dort waren, war der See noch gefroren.

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Wenn es nicht so nahe an zuhause wäre, ich würde meine Reisen immer so planen, dass ich hier anhalten müsste!

Corona-Wanderungen: Am Fluss entlang


Am gestrigen Freitag mussten wir irgendwie den Beginn unserer Osterferien feiern. Auf dem Heimweg vom Job, 3 km vor zuhause, fuhren wir einen kleinen Umweg, ließen das Auto am Wegesrand stehen und wanderten eine für uns völlig neue Strecke. Dass wir nach über 7 Jahren so nah von zuhause noch unbekannte Strecken finden, sagt mehr über unsere Umgebung als über uns!

Der Weg führte über sonnige Wiesen, immer am Fluss entlang. Dann über ein idyllisches Brückchen und auf der anderen Flussseite wieder zurück. 3,2 km, ein netter Feierabendspaziergang.

Die Strecke war kein beschilderter Weg, sondern ein Geheimtipp von Freunden, die dort wohnen. Daher auch keine genauere Wegbeschreibung, sondern nur ein kleines Video (Zum Vergrößern draufklicken.)

Dringend wiederholenswert!

Corona-Wanderungen: Um den Pickesjön


Es ist ja nicht so, dass wir hier in Schweden nach wie vor das ganz große Freizeitangebot hätten, auch wenn wir hier keinen Lockdown haben wie viele andere Länder. Gerade kulturmäßig geht hier in Schweden auch nichts mehr, jedenfalls nicht offline. Bleibt uns noch das andere: raus in die Natur. Und – ich weiß, das ist jetzt für viele von euch schwer zu hören – was das angeht, sind wir hier wirklich privilegiert. Nach über sieben Jahren am selben Ort sind Jonas und ich zwar auch schon etwas „hemmablind“ geworden – also blind für die Schönheit dessen, was vor der eigenen Haustür liegt – aber nach wie vor können wir hier immer noch neue Wege entdecken, ohne vorher weite Strecken mit dem Auto zurücklegen zu müssen. Und das Angebot ist groß, man tritt sich also nicht auf die Füße.

Weil wir unsere Hausstrecke – eine Runde ab Haustür von ca 60 Minuten durch überwiegend Naturschutzgebiet – aber gerade auch etwas satt haben, haben wir dieses Frühjahr sehr aktiv begonnen, neue Gebiete zu erkunden. Zusammen mit dem Lieblingskollegen und seiner Frau haben wir jetzt einen ganzen Stapel an Wanderungen vor uns, die wir dieses Jahr abarbeiten wollen.

Heute zum Beispiel haben wir den Pickesjön umrundet.

 

Vom Parkplatz am „Regementet“, der alten Kaserne, ging es am Schießübungsplatz vorbei (dort tummelten sich die Rentner), teils über geschotterte Waldwege, teils Wanderwege bis zum Wanderparkplatz Pickesjön. Ca 30 Autos, aber das verläuft sich dort. Um den See einige schöne Grillplätze und Aussichtsplätze. Leider hört man die Autobahn bei ungünstigem Wind ziemlich gut und der See ist relativ stadtnah, daher an Sommerabenden vermutlich alles andere als einsam…

Frühlingszeichen: Huflattich und Wildgänse. Wiederholenswert!

Hoch hinaus


Wann habe ich eigentlich das letzte mal Berge gesehen? So richtige Berge, die oben kahl sind und von denen man meilenweit gucken kann? Hier in Borås geht es ja durchaus kräftig bergauf und bergab, allerdings nie lang genug, als dass man von einem Berg sprechen könnte.

Wir wollten also unbedingt mal wieder hoch hinaus und beschlossen, mindestens so weit zu fahren, dass wir über die Baumgrenze kraxeln konnten. Da wir ohnehin schon am Siljansee waren, fiel unsere Wahl auf Norddalarna.

Gesundaberget

Bevor wir aber in das lange, leere Tal des Österdalälven einbogen, bekamen wir einen kleinen bergigen Vorgeschmack: Der Gesundaberg liegt direkt am Südwestufer des Siljan und ragt immerhin 353 Meter über den See hinaus. Zwar ist der Gipfel mit 514 Metern immer noch in den Bäumen, aber die für den Skibetrieb völlig kahl geschlagene Nordflanke erlaubt trotzdem eine tolle Sicht über den See, auch bei wolkigem Wetter. Bis vor einigen Jahren konnte man auch im Sommer den Lift nach oben nehmen, aber der neue Stockholmer Besitzer lässt anscheinend alles verfallen, wie uns eine aufgebrachte Anwohnerin erklärte. Es blieb uns also keine andere Möglichkeit, als den Berg auf gerader Strecke die Skipiste hoch zu Fuß zu bezwingen. An der verlassenen Gipfelhütte erwartete uns es dann folgerichtig kein Eis, sondern herrliche Ruhe und Einsamkeit.

Fulufjället

Höher hinaus als am Gesundaberg ging es dann vom Örtchen Mörkret (dt.: die Dunkelheit) aus. Unser kleiner Bus kämpfte sich von dort tapfer bis knapp an die Baumgrenze des Fulufjäll – die Straße war lätt kuperad –, von dem der Njupeskär herabstürzt, mit 125 Metern Fallhöhe der höchste Wasserfall Schwedens. Statt der viel begangenen kurzen Runde vom Parkplatz zum Wasserfall und am ältesten Baum der Welt (9550 Jahre!) vorbei, erklommen wir das riesige Hochplateau des Fulufjälls, passierten endlich die Baumgrenze und erreichten das Kahlfjäll. Dort erwarteten uns Geröll, Heide, Sümpfe, ein paar vereinzelte Krüppelkiefern und -birken, kristallklare Seen und ein halbes Dutzend Fjällhütten mit Übernachtungsmöglichkeiten sowie Ruderbooten für Angler.

Städjan

Die Baumgrenze war also geknackt. Unser nächstes Ziel waren die tausend Meter. Vom Städjan (1131 m) bei Idre hat man eine fantastische Rundumsicht. Warum der schwedische Gelehrte Olof Rudbeck den Berg mit der markanten Silhouette (mal Kamel, mal Vulkan, je nach Perspektive) aber im 17. Jahrhundert gleich als höchsten Berg der Welt bezeichnete, verstehe ich nicht ganz. Der Aufstieg war intensiv (470 Höhenmeter auf drei Kilometern) und insbesondere das Stück auf den Sattel direkt unterhalb des Gipfels war extrem steil. Oben gab es dann wirklich nur noch Geröll, weshalb wir sehr überrascht waren, als uns beim Abstieg knapp unterhalb des kahlen Gipfels ein einsames Rentier überholte. Denn erstens sind Rentiere ja Herdentiere und streunen selten einzeln durch die Gegend, und zweitens gab es da oben weder Futter noch Wasser. Auf jeden Fall waren wir fasziniert von dem Tier, das leichtfüßig die Bergflanken entlangspazierte, während wir uns langsam und äußerst vorsichtig über das Geröll tasteten.

Frei nach Matthias Claudius


Am Sonntag saßen wir etwas antriebslos auf dem Sofa und überlegten, ob man vielleicht mal rausgehen sollte. Aber der graue Himmel konnte uns irgendwie nicht überzeugen und so kamen wir nicht weiter, als über Nachteile der Draußen-Möglichkeiten (Wandern: Vereiste Wege. Langlaufen: Eisige Loipen. Schlittschuhlaufen: Schnee auf dem See.) zu diskutieren…

Bis plötzlich ein kleiner Sonnenstrahl ins Zimmer lugte! Ich glaube, so schnell waren wir diesen Winter selten vor der Tür. Als wir dann gestern vom Chor nach Hause kamen, haben wir uns schnell die Kamera geschnappt und sind zum Vogelturm gelaufen. Eine so helle Nacht habe ich noch nicht oft gesehen, wir konnten einfach ohne jegliches künstliche Licht durch das kleine Wäldchen zum See wandern.

Risveden


Man könnte es einen Tick nennen, aber wenn ich draußen bin, habe ich immer das Bedürfnis, irgendwo hinaufzugehen. – Warum? Um runterzuschauen natürlich, was für eine Frage…

Weil die Zeit, in der die Sonne im Moment theoretisch scheinen könnte, doch ziemlich kurz ist, sodass der klassische Nachmittagsspaziergang diesbezüglich eine eher sinnfreie Angelegenheit ist, haben wir uns heute gleich nach dem Frühstück auf die Socken gemacht. Nur ein paar Kilometer hinter Skepplanda beginnt das Naturreservat Risveden, das uns schon länger gelockt hat. Das Risveden als solches gibt es aber eigentlich gar nicht, denn Risveden besteht aus vielen kleinen Naturreservaten. Eine wunderschöne Gegend und wir waren bestimmt nicht das letzte mal dort.

Schon die Anfahrt war spannend: der längste Teil war das, was ich gerne als „dreidimensional kurvig“ bezeichne. Und die Schneestangen, die inzwischen überall an den Straßenrändern stehen, machen Hoffnung auf den Winter – ich meine, Jonas ist ja nicht gerade der Kleinste…

Die Sonne kommt inzwischen auch mittags kaum noch richtig hoch und gegen halb fünf ist es dann auch stockfinster. Das führt dazu, dass man irgendwie den ganzen Tag lang – also dann, wenn es hell ist – das Gefühl hat, dass gerade Sonnenuntergang ist. Und das führt dann schonmal zu wundervollen Lichteffekten…
Leider lässt der echte Winter noch auf sich warten, es ist wohl der wärmste November seit einigen Jahrzehnten. Unsere Winterjacken ruhen auch noch im „Sommerschlaf“. Hach, was freu ich mich auf den ersten Schnee…

Jonas ist 1,85m - aber wie hoch wird der Schnee im Winter wohl liegen...?

Auf solchen Wegen könnte ich stundenlang wandern... Und das beste: es geht bergauf...!

Die Sonne kommt kaum noch bis zum Waldboden.

Geschafft! Der höchste Punkt (184 müM) in unserer Kommun!

Schöne Aussicht!

Das abendliche Licht täuscht, es ist ein Uhr mittags.

Gegen zwei Uhr: Nachmittagslicht

Halb drei: Abendstimmung am Kroksjön